"Guten Abend meine Damen und Herren, ich darf Sie im Namen des VZ Vermögenszentrum hier im Nassauer Hof in Wiesbaden sehr herzlich willkommen heißen. Ich darf heute Abend zusammen mit meinem Kollegen durchführen durch diesen Abend und zwar zum Thema Anlagestrategie, und zwar, in Gänsefüßchen natürlich, was ist die "richtige" Anlagestrategie."
Albrecht Bitter vom VZ Vermögenszentrum begrüßt die Gäste einer Informationsveranstaltung. Etwa 25 Besucher sind an diesem Abend in das Wiesbadener Hotel gekommen, sie alle suchen Rat, Rat, weil sie nicht mehr wissen, wie sie ihr Geld vernünftig anlegen sollen. Der Grund für ihre Unsicherheit sind die niedrigen Zinsen:
"Es ist halt ziemlich schwierig zurzeit, sein Geld anzulegen."
"Ich bin jetzt 54 Jahre alt, werde nicht mehr so lange arbeiten, Rente bekomme ich gar nicht, ich bin selbstständig. Und Geld anlegen ist in der heutigen Zeit ja völlig uninteressant, wenn man von Festgeld ausgeht oder von irgendwelchen Bundesschatzbriefen."
"Es ist für uns sicher sehr ärgerlich, weil wir nie in die Rentenkasse eingezahlt haben. Wir sind selbstständig. Und es sollte zumindest gelingen, das Vermögen, das jetzt da ist, zu erhalten irgendwie oder aus diesem Vermögen den Lebensabend finanzieren zu können. Und bei diesen Niedrigzinsen ist das für uns einfach unberechenbar geworden, deshalb erhoffen wir uns Hilfe."
Albrecht Bitter vom VZ Vermögenszentrum begrüßt die Gäste einer Informationsveranstaltung. Etwa 25 Besucher sind an diesem Abend in das Wiesbadener Hotel gekommen, sie alle suchen Rat, Rat, weil sie nicht mehr wissen, wie sie ihr Geld vernünftig anlegen sollen. Der Grund für ihre Unsicherheit sind die niedrigen Zinsen:
"Es ist halt ziemlich schwierig zurzeit, sein Geld anzulegen."
"Ich bin jetzt 54 Jahre alt, werde nicht mehr so lange arbeiten, Rente bekomme ich gar nicht, ich bin selbstständig. Und Geld anlegen ist in der heutigen Zeit ja völlig uninteressant, wenn man von Festgeld ausgeht oder von irgendwelchen Bundesschatzbriefen."
"Es ist für uns sicher sehr ärgerlich, weil wir nie in die Rentenkasse eingezahlt haben. Wir sind selbstständig. Und es sollte zumindest gelingen, das Vermögen, das jetzt da ist, zu erhalten irgendwie oder aus diesem Vermögen den Lebensabend finanzieren zu können. Und bei diesen Niedrigzinsen ist das für uns einfach unberechenbar geworden, deshalb erhoffen wir uns Hilfe."
Sparen scheint sich nicht mehr zu lohnen
So wie diesen Anlegern ergeht es vielen: Die Altersvorsorge, wichtiges Sparmotiv, scheint in Gefahr. Denn mit festverzinslichen Papieren oder sicheren deutschen Staatsanleihen kann man kaum noch Rendite erwirtschaften. Darauf reagieren die Sparer schon, die Sparquote sinkt:
Wurden 2008 von 100 Euro Nettoeinkommen noch 11,50 Euro zurückgelegt, sind es jetzt nur noch 10,30 Euro. Andreas Martin, Vorstand des BVR, des Bundesverbands der Deutschen Volksbanken und Raiffeisenbanken, spricht von einer Sparlücke, die den Menschen dadurch entsteht:
"Im Hinblick auf das, was die heutigen Arbeitnehmer als ihr Altersniveau annehmen würden, sparen sie heute schon zu wenig – wir haben ausgerechnet, etwa 30, 35 Prozent zu wenig, und insoweit muss man natürlich appellieren, dass auch die niedrigen Zinsen im Moment nicht dazu verführen dürfen, die Anstrengungen für die Altersvorsorge zurückzustellen. Das wäre im Übrigen auch langfristig ein Risiko für den Staat, wenn es langfristig zu Altersarmut käme, dann würden künftige Bundeshaushalte ja wiederum belastet."
Niels Nauhauser, Finanzexperte der Verbraucherzentrale Baden-Württemberg, argumentiert ähnlich, warnt jedoch vor Panikmache:
"Man muss hier aufpassen, dass man jetzt nicht der Lobby der Finanzindustrie verfällt. Die beklagt natürlich das niedrige Zinsniveau, weil das für den Vertrieb ihrer Altersvorsorge-Produkte schädlich ist. Für Sparer hat natürlich das Niedrigzinsumfeld negative Auswirkungen. Mit weniger Zinsen kann man weniger Rente erwarten. Das ist total banal, dieser Zusammenhang. Nur die Alternative, eben dann gar nicht zu sparen, hat die Konsequenz, dass man dann auch weniger im Alter zur Verfügung hat."
Tatsächlich, so hat eine Umfrage der Postbank ergeben, ist vielen Menschen die Lust vergangen, selbst fürs Alter vorzusorgen. Drei von vier Bundesbürgern hielten die gesetzliche Rente aktuell für die "ideale Form der Alterssicherung", heißt es in der Studie. Deren Renditen sind jedenfalls noch positiv, hat die Deutsche Rentenversicherung erst im Frühjahr dieses Jahres wieder festgestellt.
Die Versicherten bekommen auch zukünftig mehr Rente als sie an Beiträgen geleistet haben. Die Rendite liege zurzeit zwischen 3,2 und 3,8 Prozent, wenn man dazu den durchschnittlich verdienenden Versicherten mit 45 Beitragsjahren und Rentenbeginn im Jahr 2013 heranzieht. Für Rentenzugänge des Jahres 2040 werde diese Rendite voraussichtlich auch noch zwischen 3,0 und 3,4 Prozent liegen. Die gesetzliche Rente bleibt damit wohl wichtigste Säule der Alterssicherung. Aber auch die Deutsche Rentenversicherung mahnt zur zusätzlichen Vorsorge, wenn man den bis dahin gewohnten Lebensstandard halten wolle. Doch dafür muss man inzwischen eben deutlich mehr zurücklegen, sagt Jörg Krämer, Chefvolkswirt der Commerzbank:
"Ein Prozentpunkt weniger Zinsen bedeutet, dass die Menschen für das Alter viele, viele Tausend Euro mehr zurücklegen müssen. Dieser Zinseszinsfaktor ist unglaublich stark. Sie müssen deutlich mehr jetzt an Kapital sparen, um im Alter dieselbe Auszahlung zu haben, weil die Zinsen so niedrig sind. Man muss sich klar machen, dass der Hebel über die Zinsen enorm ist, was den Bestand an Ersparnis für das Alter anbelangt."
Wurden 2008 von 100 Euro Nettoeinkommen noch 11,50 Euro zurückgelegt, sind es jetzt nur noch 10,30 Euro. Andreas Martin, Vorstand des BVR, des Bundesverbands der Deutschen Volksbanken und Raiffeisenbanken, spricht von einer Sparlücke, die den Menschen dadurch entsteht:
"Im Hinblick auf das, was die heutigen Arbeitnehmer als ihr Altersniveau annehmen würden, sparen sie heute schon zu wenig – wir haben ausgerechnet, etwa 30, 35 Prozent zu wenig, und insoweit muss man natürlich appellieren, dass auch die niedrigen Zinsen im Moment nicht dazu verführen dürfen, die Anstrengungen für die Altersvorsorge zurückzustellen. Das wäre im Übrigen auch langfristig ein Risiko für den Staat, wenn es langfristig zu Altersarmut käme, dann würden künftige Bundeshaushalte ja wiederum belastet."
Niels Nauhauser, Finanzexperte der Verbraucherzentrale Baden-Württemberg, argumentiert ähnlich, warnt jedoch vor Panikmache:
"Man muss hier aufpassen, dass man jetzt nicht der Lobby der Finanzindustrie verfällt. Die beklagt natürlich das niedrige Zinsniveau, weil das für den Vertrieb ihrer Altersvorsorge-Produkte schädlich ist. Für Sparer hat natürlich das Niedrigzinsumfeld negative Auswirkungen. Mit weniger Zinsen kann man weniger Rente erwarten. Das ist total banal, dieser Zusammenhang. Nur die Alternative, eben dann gar nicht zu sparen, hat die Konsequenz, dass man dann auch weniger im Alter zur Verfügung hat."
Tatsächlich, so hat eine Umfrage der Postbank ergeben, ist vielen Menschen die Lust vergangen, selbst fürs Alter vorzusorgen. Drei von vier Bundesbürgern hielten die gesetzliche Rente aktuell für die "ideale Form der Alterssicherung", heißt es in der Studie. Deren Renditen sind jedenfalls noch positiv, hat die Deutsche Rentenversicherung erst im Frühjahr dieses Jahres wieder festgestellt.
Die Versicherten bekommen auch zukünftig mehr Rente als sie an Beiträgen geleistet haben. Die Rendite liege zurzeit zwischen 3,2 und 3,8 Prozent, wenn man dazu den durchschnittlich verdienenden Versicherten mit 45 Beitragsjahren und Rentenbeginn im Jahr 2013 heranzieht. Für Rentenzugänge des Jahres 2040 werde diese Rendite voraussichtlich auch noch zwischen 3,0 und 3,4 Prozent liegen. Die gesetzliche Rente bleibt damit wohl wichtigste Säule der Alterssicherung. Aber auch die Deutsche Rentenversicherung mahnt zur zusätzlichen Vorsorge, wenn man den bis dahin gewohnten Lebensstandard halten wolle. Doch dafür muss man inzwischen eben deutlich mehr zurücklegen, sagt Jörg Krämer, Chefvolkswirt der Commerzbank:
"Ein Prozentpunkt weniger Zinsen bedeutet, dass die Menschen für das Alter viele, viele Tausend Euro mehr zurücklegen müssen. Dieser Zinseszinsfaktor ist unglaublich stark. Sie müssen deutlich mehr jetzt an Kapital sparen, um im Alter dieselbe Auszahlung zu haben, weil die Zinsen so niedrig sind. Man muss sich klar machen, dass der Hebel über die Zinsen enorm ist, was den Bestand an Ersparnis für das Alter anbelangt."
Nichts tun kostet Geld
So sollte man einerseits mehr sparen, andererseits lohne es sich eben kaum, sagt Georg Fahrenschon, Präsident des Deutschen Sparkassen- und Giroverbands:
"Die historisch niedrigen Zinsen sorgen für eine schleichende Enteignung der Sparer, der Zins unterhalb des Inflationsausgleichs knabbert am Spargroschen."
Enteignung – das gehe dann doch etwas weit, meint Gustav Horn, der wissenschaftliche Direktor des Instituts für Makroökonomie und Konjunkturforschung der Hans-Böckler-Stiftung:
"Es gibt keinen Rechtsanspruch auf hohe Zinsen, ebenso wenig wie es einen Rechtsanspruch auf hohe Löhne oder Gewinne gibt. Sondern man kann nur an Zinsen das bekommen, was auch erwirtschaftet wird. Und da die wirtschaftliche Lage eben im Euroraum nicht gut ist, kann man auch nur wenig erwirtschaften, dann gibt es auch entsprechend nur wenig Zinsen."
Wie also können sich Kleinsparer auf diese nun schon lang anhaltende Situation einstellen? Die meisten deutschen Sparer bevorzugen Sicherheit bei der Geldanlage – und bleiben bei den althergebrachten Sparformen wie festverzinslichen Anlagen oder Lebensversicherungen. Gerade die Versicherungen aber haben allmählich Schwierigkeiten, den Garantiezins zu erwirtschaften, der für ältere Versicherungen bei vier Prozent liegen kann.
In Sachen Immobilien als Geldanlage hält inzwischen jeder zweite Bürger das Eigenheim als Vorsorgeform für geeignet, im vergangenen Jahr waren das laut Vermögensbarometer des Deutschen Sparkassen- und Giroverbands nur 45 Prozent. In Sachwerte zu investieren lohnt sich, dazu sollten auch Aktien gehören. Die sind bei den sicherheitsbewussten deutschen Kleinsparern allerdings nicht sehr beliebt, weil sie Risiken beinhalten. Verbraucherschützer Nauhauser rät, sich gründlich mit dem Thema zu beschäftigen:
"Es gibt einen Teil des Vermögens, den man langfristig anlegt und bei dem man auch bereit ist, Wertschwankungen auszuhalten. Dann ist meine erste Frage an den Anleger: Wie viele Wertschwankungen kann er denn aushalten? Bei Aktienmärkten muss man immer davon ausgehen, dass sie um die Hälfte einbrechen. Das ist das, was historisch immer wieder vorgekommen und da völlig normal ist."
"Die historisch niedrigen Zinsen sorgen für eine schleichende Enteignung der Sparer, der Zins unterhalb des Inflationsausgleichs knabbert am Spargroschen."
Enteignung – das gehe dann doch etwas weit, meint Gustav Horn, der wissenschaftliche Direktor des Instituts für Makroökonomie und Konjunkturforschung der Hans-Böckler-Stiftung:
"Es gibt keinen Rechtsanspruch auf hohe Zinsen, ebenso wenig wie es einen Rechtsanspruch auf hohe Löhne oder Gewinne gibt. Sondern man kann nur an Zinsen das bekommen, was auch erwirtschaftet wird. Und da die wirtschaftliche Lage eben im Euroraum nicht gut ist, kann man auch nur wenig erwirtschaften, dann gibt es auch entsprechend nur wenig Zinsen."
Wie also können sich Kleinsparer auf diese nun schon lang anhaltende Situation einstellen? Die meisten deutschen Sparer bevorzugen Sicherheit bei der Geldanlage – und bleiben bei den althergebrachten Sparformen wie festverzinslichen Anlagen oder Lebensversicherungen. Gerade die Versicherungen aber haben allmählich Schwierigkeiten, den Garantiezins zu erwirtschaften, der für ältere Versicherungen bei vier Prozent liegen kann.
In Sachen Immobilien als Geldanlage hält inzwischen jeder zweite Bürger das Eigenheim als Vorsorgeform für geeignet, im vergangenen Jahr waren das laut Vermögensbarometer des Deutschen Sparkassen- und Giroverbands nur 45 Prozent. In Sachwerte zu investieren lohnt sich, dazu sollten auch Aktien gehören. Die sind bei den sicherheitsbewussten deutschen Kleinsparern allerdings nicht sehr beliebt, weil sie Risiken beinhalten. Verbraucherschützer Nauhauser rät, sich gründlich mit dem Thema zu beschäftigen:
"Es gibt einen Teil des Vermögens, den man langfristig anlegt und bei dem man auch bereit ist, Wertschwankungen auszuhalten. Dann ist meine erste Frage an den Anleger: Wie viele Wertschwankungen kann er denn aushalten? Bei Aktienmärkten muss man immer davon ausgehen, dass sie um die Hälfte einbrechen. Das ist das, was historisch immer wieder vorgekommen und da völlig normal ist."
Schuldentilgung als Geldanlage
Den Rest des Vermögens sollte man aber breit streuen, neben Aktien also in Zinsprodukte und Immobilien investieren und damit die Risiken minimieren. Bevor man aber Geld anlegt, sollte man sich fragen, ob man Schulden tilgen kann. Niels Nauhauser:
"Beispielsweise Ratenkredite oder Autokredite, die kann man kündigen, da muss man nicht die Zinsbindung abwarten. Und die sind oftmals teuer. Bausparkredite sind ja oftmals noch teurer, die kosten ja oftmals vier Prozent und mehr, ganz zu schweigen von Ratenkrediten, wo oft sieben, acht, neun Prozent bezahlt werden. Schuldentilgung ist immer eine gute Geldanlage."
Ein weiterer Effekt der Niedrigzinsen: Die Verbraucher konsumieren mehr - einerseits weil Sparen sich kaum lohnt und weil zudem die Löhne in den letzten Jahren stärker gestiegen sind. Andererseits sind Kredite zurzeit wegen der niedrigen Zinsen günstig zu haben. Also kann der Konsum über geliehenes Geld finanziert werden.
Der Bundesverband Deutscher Inkassounternehmen mahnt hier zu Weitblick, denn die Zinsen werden nicht immer so günstig bleiben. Das gilt auch für Hypothekendarlehen, denn Käufer könnten sich mehr aufhalsen, als sie langfristig zahlen können, warnt BVR-Vorstand Andreas Martin:
"Ansonsten droht natürlich die Gefahr, dass Immobilienkredite am Ende der Zinsbindung möglicherweise nicht mehr bedient werden können oder Investitionen am Ende der Zinsbindung nicht mehr rentabel sind. Das heißt, wir sollten diese Niedrigzinsphase als das nehmen, was sie ist, nämlich als eine Phase. Und Investitionen oder auch private Immobilienfinanzierungen darf man nicht davon abhängig machen, dass diese Phase eine lange Zeit anhält."
Dennoch hält diese Phase nun schon seit Jahren an, der Grund ist natürlich die Finanz- und Schuldenkrise. Die niedrigen Zinsen begünstigen Schuldner und belasten Anleger. Sie begünstigen etwa den Staat, weil dessen Finanzierungskosten sinken, sagt BVR-Vorstand Martin:
"Da gibt es wissenschaftliche Untersuchungen für den Zeitraum zwischen 2009 und 2012, da gibt es durchaus eine Bandbreite von Schätzungen zwischen 12 und 68 Milliarden, mit denen der deutsche Staatshaushalt profitiert hat von den niedrigen Zinsen. Aber man muss natürlich fairerweise auch sagen, dass dem Belastungen gegenüberstanden: Wir hatten Steuereinnahmeausfälle in den Jahren der Krise, wo wir eine Schrumpfung des Bruttoinlandsprodukts hatten, wir hatten Konjunkturprogramme, die Geld gekostet haben. Und natürlich muss man auch langfristig bedenken, dass die Staatshaushalte dann auch unter Druck kommen, wenn die Zinsen wieder drehen."
"Beispielsweise Ratenkredite oder Autokredite, die kann man kündigen, da muss man nicht die Zinsbindung abwarten. Und die sind oftmals teuer. Bausparkredite sind ja oftmals noch teurer, die kosten ja oftmals vier Prozent und mehr, ganz zu schweigen von Ratenkrediten, wo oft sieben, acht, neun Prozent bezahlt werden. Schuldentilgung ist immer eine gute Geldanlage."
Ein weiterer Effekt der Niedrigzinsen: Die Verbraucher konsumieren mehr - einerseits weil Sparen sich kaum lohnt und weil zudem die Löhne in den letzten Jahren stärker gestiegen sind. Andererseits sind Kredite zurzeit wegen der niedrigen Zinsen günstig zu haben. Also kann der Konsum über geliehenes Geld finanziert werden.
Der Bundesverband Deutscher Inkassounternehmen mahnt hier zu Weitblick, denn die Zinsen werden nicht immer so günstig bleiben. Das gilt auch für Hypothekendarlehen, denn Käufer könnten sich mehr aufhalsen, als sie langfristig zahlen können, warnt BVR-Vorstand Andreas Martin:
"Ansonsten droht natürlich die Gefahr, dass Immobilienkredite am Ende der Zinsbindung möglicherweise nicht mehr bedient werden können oder Investitionen am Ende der Zinsbindung nicht mehr rentabel sind. Das heißt, wir sollten diese Niedrigzinsphase als das nehmen, was sie ist, nämlich als eine Phase. Und Investitionen oder auch private Immobilienfinanzierungen darf man nicht davon abhängig machen, dass diese Phase eine lange Zeit anhält."
Dennoch hält diese Phase nun schon seit Jahren an, der Grund ist natürlich die Finanz- und Schuldenkrise. Die niedrigen Zinsen begünstigen Schuldner und belasten Anleger. Sie begünstigen etwa den Staat, weil dessen Finanzierungskosten sinken, sagt BVR-Vorstand Martin:
"Da gibt es wissenschaftliche Untersuchungen für den Zeitraum zwischen 2009 und 2012, da gibt es durchaus eine Bandbreite von Schätzungen zwischen 12 und 68 Milliarden, mit denen der deutsche Staatshaushalt profitiert hat von den niedrigen Zinsen. Aber man muss natürlich fairerweise auch sagen, dass dem Belastungen gegenüberstanden: Wir hatten Steuereinnahmeausfälle in den Jahren der Krise, wo wir eine Schrumpfung des Bruttoinlandsprodukts hatten, wir hatten Konjunkturprogramme, die Geld gekostet haben. Und natürlich muss man auch langfristig bedenken, dass die Staatshaushalte dann auch unter Druck kommen, wenn die Zinsen wieder drehen."
Die Zentralbank hält die Zinsen niedrig
Doch noch möchten die Regierungen und die EZB Investitionen durch die niedrigen Zinsen anregen, sagt Gustav Horn vom Institut für Makroökonomie und Konjunkturforschung der Hans-Böckler-Stiftung, damit die Wirtschaft in Europa wieder anspringt:
"Das ist ja auch der Sinn der Niedrigzinspolitik. Man möchte eben Unternehmen und auch Einzelhaushalte anreizen, sich zu verschulden, das heißt, Geld in die Hand zu nehmen, es auszugeben, weil dadurch der Wirtschaftskreislauf wieder in Gang kommt, weil dadurch die Banken auch ihr Eigenkapital wieder stärker machen können. Und dadurch entsteht natürlich Wachstum und auch Arbeitsplätze."
In Deutschland scheint das zu gelingen, die Wirtschaft dürfte zwar in diesem Jahr nur um 0,4 Prozent wachsen, aber 2014 erwartet die Bundesregierung ein Plus von 1,7 Prozent. Die allmähliche wirtschaftliche Erholung ist erfreulich. Aber die Anleger bezahlen eben dafür, sagt Ulrich Kater, Chefvolkswirt der Dekabank, durch die niedrigen Zinsen finde eine Umverteilung von Gläubigern zu Schuldnern statt:
"Das ist auf der einen Seite makroökonomisch verständlich, um die Stabilität des Systems zu gewähren in einer Zeit, in der man die fundamentalen Probleme lösen muss. Aber auf der anderen Seite gibt es eben die Kollateralschäden, die darin bestehen, dass die Bildung von Anlagevermögen entmutigt wird, dass man sich auf längere Frist Schwierigkeiten beispielsweise in der Altersvorsorge schafft, und dass Dinge in der Wirtschaft unternommen werden, die nur unternommen werden, weil die Zinsen so niedrig sind, und die sich dann nach irgendeinem wieder stattfindenden Zinsanstieg als nicht mehr profitabel erweisen."
"Das ist ja auch der Sinn der Niedrigzinspolitik. Man möchte eben Unternehmen und auch Einzelhaushalte anreizen, sich zu verschulden, das heißt, Geld in die Hand zu nehmen, es auszugeben, weil dadurch der Wirtschaftskreislauf wieder in Gang kommt, weil dadurch die Banken auch ihr Eigenkapital wieder stärker machen können. Und dadurch entsteht natürlich Wachstum und auch Arbeitsplätze."
In Deutschland scheint das zu gelingen, die Wirtschaft dürfte zwar in diesem Jahr nur um 0,4 Prozent wachsen, aber 2014 erwartet die Bundesregierung ein Plus von 1,7 Prozent. Die allmähliche wirtschaftliche Erholung ist erfreulich. Aber die Anleger bezahlen eben dafür, sagt Ulrich Kater, Chefvolkswirt der Dekabank, durch die niedrigen Zinsen finde eine Umverteilung von Gläubigern zu Schuldnern statt:
"Das ist auf der einen Seite makroökonomisch verständlich, um die Stabilität des Systems zu gewähren in einer Zeit, in der man die fundamentalen Probleme lösen muss. Aber auf der anderen Seite gibt es eben die Kollateralschäden, die darin bestehen, dass die Bildung von Anlagevermögen entmutigt wird, dass man sich auf längere Frist Schwierigkeiten beispielsweise in der Altersvorsorge schafft, und dass Dinge in der Wirtschaft unternommen werden, die nur unternommen werden, weil die Zinsen so niedrig sind, und die sich dann nach irgendeinem wieder stattfindenden Zinsanstieg als nicht mehr profitabel erweisen."
Lebensversicherer unter Druck, Flucht in Immobilien
So stehen die Investoren unter Druck, höhere Renditen zu erwirtschaften, um ihren Verpflichtungen nachkommen zu können, meint auch Jörg Krämer, Chefvolkswirt der Commerzbank. Das trifft vor allem institutionelle Anleger wie etwa Lebensversicherungen.
"Wenn die Zentralbank den Zins faktisch am kurzen Ende auf null setzt, dann werden sie natürlich dazu verleitet, eben auch die Anleihen der Peripherieländer zu kaufen, die ja eben noch höhere Zinsen bieten und damit den Investoren wie Pensionsfonds und Versicherungen die dringend notwendigen Zinsen bieten können. Und Sie merken, dass diese Nullzinspolitik eben auch ein Mittel ist, um Nachfrage zu schaffen für die Staatsanleihen der Problemländer. Insofern ist die EZB natürlich eingespannt oder hat sich einspannen lassen in den Kampf gegen die Staatsschuldenkrise."
Denn die niedrigen Zinsen nützen den Staaten, sie können sich so billig entschulden. Aber die Jagd der Anleger nach mehr Rendite birgt wieder die Gefahr von Übertreibungen. Das zeigt sich schon am Immobilienmarkt: Gerade in Ballungsräumen sei es zu Preissteigerungen gekommen, die sich nur noch schwer rechtfertigen ließen, warnte die Deutsche Bundesbank vor wenigen Tagen. In attraktiven Großstädten seien etwa Eigentumswohnungen um bis zu 20 Prozent überbewertet.
Eine Blasenbildung erkennt die Bundesbank zwar noch nicht. Aber das Risiko besteht, auch in anderen Märkten wie etwa bei Aktien, warnt Jörg Krämer von der Commerzbank:
"Das ist ja nicht normal, dass Gewinnerwartungen fallen und gleichzeitig die Kurse steigen. Das ist schon Anzeichen einer beginnenden Vermögenspreisinflation. Das ist noch kein Problem für den DAX, weil er nicht deutlich überbewertet ist. Aber wenn das so weitergeht, in ein, zwei, drei Jahren, besteht natürlich das Risiko, dass die EZB durch ihre faktische Nullzinspolitik das Entstehen neuer Übertreibungen an den Märkten befördert, die dann irgendwann platzen können. Und wir wissen ja, was passiert, wenn Übertreibungen an den Märkten platzen. Denn genau an der geplatzten Schuldenkrise leiden wir seit vier, fünf Jahren, und zwar massiv."
Aber hätte man eine andere Möglichkeit gehabt als die, mit niedrigen Zinsen aus der Finanz- und Schuldenkrise herauszukommen? Jörg Krämer meint ja:
"Wenn die EZB bei ihrer konsequenten Linie gewesen wäre und den Ball zurückgespielt hätte ins Feld der Politiker, dann hätte es zwei Alternativen gegeben: Entweder die Politiker hätten den Rettungsfonds nicht ordentlich ausgestattet, dann wäre das Risiko gewesen, dass die Staatsschuldenkrise eskaliert mit in der Tat negativen Folgen auch für Deutschland, auch für die Beschäftigen hier in Deutschland, für den Mann auf der Straße, ja, aber die Politik hätte ja auch die Alternative gehabt, den Rettungsfonds ordentlich auszustatten mit Garantien, sodass im Fall der Fälle eben auch Italien abgedeckt wäre, und dann hätte der Schutzschirm gestanden, und dann wäre die Staatsschuldenkrise nicht eskaliert – wie sie jetzt ja auch nicht eskaliert ist. Aber eben unter Wahrung der vollständigen Unabhängigkeit der EZB, ohne dass die Risiken durch die kalte Küche umverteilt werden, auf die Sparer, Versicherungen, Banken, Pensionswerke."
"Wenn die Zentralbank den Zins faktisch am kurzen Ende auf null setzt, dann werden sie natürlich dazu verleitet, eben auch die Anleihen der Peripherieländer zu kaufen, die ja eben noch höhere Zinsen bieten und damit den Investoren wie Pensionsfonds und Versicherungen die dringend notwendigen Zinsen bieten können. Und Sie merken, dass diese Nullzinspolitik eben auch ein Mittel ist, um Nachfrage zu schaffen für die Staatsanleihen der Problemländer. Insofern ist die EZB natürlich eingespannt oder hat sich einspannen lassen in den Kampf gegen die Staatsschuldenkrise."
Denn die niedrigen Zinsen nützen den Staaten, sie können sich so billig entschulden. Aber die Jagd der Anleger nach mehr Rendite birgt wieder die Gefahr von Übertreibungen. Das zeigt sich schon am Immobilienmarkt: Gerade in Ballungsräumen sei es zu Preissteigerungen gekommen, die sich nur noch schwer rechtfertigen ließen, warnte die Deutsche Bundesbank vor wenigen Tagen. In attraktiven Großstädten seien etwa Eigentumswohnungen um bis zu 20 Prozent überbewertet.
Eine Blasenbildung erkennt die Bundesbank zwar noch nicht. Aber das Risiko besteht, auch in anderen Märkten wie etwa bei Aktien, warnt Jörg Krämer von der Commerzbank:
"Das ist ja nicht normal, dass Gewinnerwartungen fallen und gleichzeitig die Kurse steigen. Das ist schon Anzeichen einer beginnenden Vermögenspreisinflation. Das ist noch kein Problem für den DAX, weil er nicht deutlich überbewertet ist. Aber wenn das so weitergeht, in ein, zwei, drei Jahren, besteht natürlich das Risiko, dass die EZB durch ihre faktische Nullzinspolitik das Entstehen neuer Übertreibungen an den Märkten befördert, die dann irgendwann platzen können. Und wir wissen ja, was passiert, wenn Übertreibungen an den Märkten platzen. Denn genau an der geplatzten Schuldenkrise leiden wir seit vier, fünf Jahren, und zwar massiv."
Aber hätte man eine andere Möglichkeit gehabt als die, mit niedrigen Zinsen aus der Finanz- und Schuldenkrise herauszukommen? Jörg Krämer meint ja:
"Wenn die EZB bei ihrer konsequenten Linie gewesen wäre und den Ball zurückgespielt hätte ins Feld der Politiker, dann hätte es zwei Alternativen gegeben: Entweder die Politiker hätten den Rettungsfonds nicht ordentlich ausgestattet, dann wäre das Risiko gewesen, dass die Staatsschuldenkrise eskaliert mit in der Tat negativen Folgen auch für Deutschland, auch für die Beschäftigen hier in Deutschland, für den Mann auf der Straße, ja, aber die Politik hätte ja auch die Alternative gehabt, den Rettungsfonds ordentlich auszustatten mit Garantien, sodass im Fall der Fälle eben auch Italien abgedeckt wäre, und dann hätte der Schutzschirm gestanden, und dann wäre die Staatsschuldenkrise nicht eskaliert – wie sie jetzt ja auch nicht eskaliert ist. Aber eben unter Wahrung der vollständigen Unabhängigkeit der EZB, ohne dass die Risiken durch die kalte Küche umverteilt werden, auf die Sparer, Versicherungen, Banken, Pensionswerke."
Streit um die richtige Euro-Rettungspolitik
Die Gefahr aber wäre der Zusammenbruch des Finanzsystems gewesen – eine Lösung, die die Politik scheute, weil sie nicht nochmals eine Krise wie nach der Insolvenz der amerikanischen Bank Lehman Brothers riskieren wollte. Stattdessen erklärte sich die EZB im Mai 2010 bereit, Staatsanleihen der Krisenländer zu kaufen. Der Preis für diese Rettungsaktion sind die niedrigen Zinsen, sagt Ökonom Horn vom Hans-Böckler-Institut:
"Diese Rettung war teuer, sie war skandalös, weil ja ein Fehlverhalten der Banken zugrunde liegt, aber sie war notwendig. Denn hätte man den Bankensektor nicht gerettet, wäre unser ganzer Zahlungsverkehr zusammengebrochen, und das hätte noch viel höhere Schäden in der Wirtschaft angerichtet mit hoher Arbeitslosigkeit, hoher Unsicherheit, Panik. All das sollte ja vermieden werden und ist ja auch vermieden worden. Und nur weil die EZB im Moment noch so stützend in das Wirtschaftsgeschehen eingreift, sind wir aus dieser Krise so langsam herausgewachsen."
Aktuell scheint also die gewählte Lösung, die Niedrigzinspolitik zur Rettung des Systems, die bessere Option gewesen zu sein. Das muss nicht so bleiben, meint Ulrich Kater, Chefvolkswirt der Dekabank:
"Wir können heute sagen, dass die Strategie, das Finanzsystem zu stabilisieren, also das, was als Bankenrettung bezeichnet wird, uns heute insgesamt reicher dastehen lässt als das der Fall gewesen wäre in einer Welt, wo wir das System hätten zusammenbrechen lassen, was man mit den Umständen in den Dreißiger Jahren hätte vergleichen können. Das muss aber nicht so bleiben, wenn wir vielleicht heute in die Zukunft und nochmal drei oder vier Jahre drauf addieren, dann besteht die Gefahr, dass man sich in dem jetzigen Zustand mit einem vermeintlich geretteten Finanzsystem ausruht und die Probleme, die ja noch in der Welt sind – die Krise ist ja nur eingedämmt und nicht überwunden – dass man diese Probleme eben nicht angeht. Und das könnte dazu führen, dass man in den nächsten zehn Jahren vielleicht kein Wachstum mehr verzeichnet."
Immerhin hat die EZB mit ihrer Politik des billigen Geldes die Finanzmärkte beruhigen können, sagt Andreas Martin vom BVR:
"Und insofern ist genau das angebracht, ein Umschalten nämlich dann, wenn sich die wirtschaftliche Erholung im Euroraum festigt. Es gibt erste Anzeichen dafür, dass wir im nächsten Jahr ein Wachstum im Euroraum sehen werden. Und wenn sich dieses bestätigt, dann sollte die EZB Ende 2014, Anfang 2015 mit ersten Maßnahmen beginnen, um das Zinsniveau sukzessive, behutsam – auch das ist wichtig, nicht in schnellen Schritten - dann anzuheben.
Das wäre ein erster Schritt, der eine Stabilisierung andeuten würde. Aber man würde das System wieder nur reparieren statt es zu reformieren. Deshalb müsse noch kräftig an der Gesundung des Finanzsystems gearbeitet werden, mahnt Ulrich Kater von der Dekabank:
"Das bedeutet auch noch einmal Verlustzuweisungen bei den Krediten, die immer noch faul sind. Aber wer das eben versäumt, der untergräbt die Wachstumsbasis für die nächsten Jahre, und das wäre eine schlechte Entwicklung, und insofern müssen wir an dieser erfolgreichen Strategie, die von einigen Beobachtern ja schon in die Lehrbücher aufgenommen werden will als erfolgreiche Krisenstrategie, diese Strategie ist noch nicht zu Ende gedacht und noch nicht zu Ende umgesetzt, das heißt also, die Politik muss hier noch viel tun, um sagen zu können, dass man ein höheres Vermögen hat, ein höheres Pro-Kopf-Einkommen hat als in einer Welt, in der man diese Finanzmarkt- und Wirtschaftsstabilisierung nicht vorgenommen hätte."
So angenehm die niedrigen Zinsen für die verschuldeten Staaten sind – die Regierungen dürfen sich also nicht auf dem bisher Erreichten ausruhen. Ulrich Kater:
"Man kann nur sagen, dass diese Schäden eine Weile lang verkraftbar sind, aber über Jahre hinweg dann sich so groß aufbauen können, dass man sich fragen muss, ob sie nicht größer sind als die Vorteile dieser Geldpolitik."
Die Politik sollte sich also nicht nur am morgigen Weltspartag daran erinnern, dass sie das bisher Versäumte angehen muss - damit Sparen wieder möglich und attraktiver wird und die Menschen ihren Lebensunterhalt dauerhaft selbst sichern können.
"Diese Rettung war teuer, sie war skandalös, weil ja ein Fehlverhalten der Banken zugrunde liegt, aber sie war notwendig. Denn hätte man den Bankensektor nicht gerettet, wäre unser ganzer Zahlungsverkehr zusammengebrochen, und das hätte noch viel höhere Schäden in der Wirtschaft angerichtet mit hoher Arbeitslosigkeit, hoher Unsicherheit, Panik. All das sollte ja vermieden werden und ist ja auch vermieden worden. Und nur weil die EZB im Moment noch so stützend in das Wirtschaftsgeschehen eingreift, sind wir aus dieser Krise so langsam herausgewachsen."
Aktuell scheint also die gewählte Lösung, die Niedrigzinspolitik zur Rettung des Systems, die bessere Option gewesen zu sein. Das muss nicht so bleiben, meint Ulrich Kater, Chefvolkswirt der Dekabank:
"Wir können heute sagen, dass die Strategie, das Finanzsystem zu stabilisieren, also das, was als Bankenrettung bezeichnet wird, uns heute insgesamt reicher dastehen lässt als das der Fall gewesen wäre in einer Welt, wo wir das System hätten zusammenbrechen lassen, was man mit den Umständen in den Dreißiger Jahren hätte vergleichen können. Das muss aber nicht so bleiben, wenn wir vielleicht heute in die Zukunft und nochmal drei oder vier Jahre drauf addieren, dann besteht die Gefahr, dass man sich in dem jetzigen Zustand mit einem vermeintlich geretteten Finanzsystem ausruht und die Probleme, die ja noch in der Welt sind – die Krise ist ja nur eingedämmt und nicht überwunden – dass man diese Probleme eben nicht angeht. Und das könnte dazu führen, dass man in den nächsten zehn Jahren vielleicht kein Wachstum mehr verzeichnet."
Immerhin hat die EZB mit ihrer Politik des billigen Geldes die Finanzmärkte beruhigen können, sagt Andreas Martin vom BVR:
"Und insofern ist genau das angebracht, ein Umschalten nämlich dann, wenn sich die wirtschaftliche Erholung im Euroraum festigt. Es gibt erste Anzeichen dafür, dass wir im nächsten Jahr ein Wachstum im Euroraum sehen werden. Und wenn sich dieses bestätigt, dann sollte die EZB Ende 2014, Anfang 2015 mit ersten Maßnahmen beginnen, um das Zinsniveau sukzessive, behutsam – auch das ist wichtig, nicht in schnellen Schritten - dann anzuheben.
Das wäre ein erster Schritt, der eine Stabilisierung andeuten würde. Aber man würde das System wieder nur reparieren statt es zu reformieren. Deshalb müsse noch kräftig an der Gesundung des Finanzsystems gearbeitet werden, mahnt Ulrich Kater von der Dekabank:
"Das bedeutet auch noch einmal Verlustzuweisungen bei den Krediten, die immer noch faul sind. Aber wer das eben versäumt, der untergräbt die Wachstumsbasis für die nächsten Jahre, und das wäre eine schlechte Entwicklung, und insofern müssen wir an dieser erfolgreichen Strategie, die von einigen Beobachtern ja schon in die Lehrbücher aufgenommen werden will als erfolgreiche Krisenstrategie, diese Strategie ist noch nicht zu Ende gedacht und noch nicht zu Ende umgesetzt, das heißt also, die Politik muss hier noch viel tun, um sagen zu können, dass man ein höheres Vermögen hat, ein höheres Pro-Kopf-Einkommen hat als in einer Welt, in der man diese Finanzmarkt- und Wirtschaftsstabilisierung nicht vorgenommen hätte."
So angenehm die niedrigen Zinsen für die verschuldeten Staaten sind – die Regierungen dürfen sich also nicht auf dem bisher Erreichten ausruhen. Ulrich Kater:
"Man kann nur sagen, dass diese Schäden eine Weile lang verkraftbar sind, aber über Jahre hinweg dann sich so groß aufbauen können, dass man sich fragen muss, ob sie nicht größer sind als die Vorteile dieser Geldpolitik."
Die Politik sollte sich also nicht nur am morgigen Weltspartag daran erinnern, dass sie das bisher Versäumte angehen muss - damit Sparen wieder möglich und attraktiver wird und die Menschen ihren Lebensunterhalt dauerhaft selbst sichern können.