Archiv


Schleppende Arbeiten an der pfälzischen Weinstraße

In einer alten Villa hoch über dem Rheintal hängen normalerweise die Bilder des impressionistischen Malers Max Slevogt. Seit Monaten ist das Gebäude eine Baustelle. Auch an seiner Arbeitsstätte, dem Slevogt-Hof, müssen die Handwerker ran. Kunst-Fans und Touristen werden ungeduldig.

Von Ludger Fittkau |
    Eine Gruppe Kulturpolitiker steigt eine Treppe zu Räumen hoch, in denen bis vor ein paar Monaten die Gemälde des Impressionisten Max Slevogt hingen. Ortstermin im Schloss "Villa Ludwigshöhe" an der pfälzischen Weinstraße. Ein großartiges Gebäude hoch über dem Rheintal. Im Besitz des Landes Rheinland-Pfalz und seit Monaten eine Baustelle. Auch die Max Slevogt-Galerie in einem Trakt des Schlosses ist deshalb geschlossen. Erst ab Ende 2014 werden hier wieder die Werke des Impressionisten zu sehen sein. Ob dann auch Slevogt-Grafiken gezeigt werden können, ist unklar.

    Der rheinland-pfälzische Kulturstaatssekretär Walter Schumacher (SPD) führt die Gruppe an, die die Baustelle besichtigt. Dabei erzählt er, dass der Ankauf des umfangreichen grafischen Nachlasses Slevogts durch das Land seit Jahren an zerstrittenen Erben des Malers scheitert:

    "Im Grunde steht der Preis eigentlich fest. Es geht nur drum: Der Ankauf geht in zwei Hälften, weil es zwei Erben sind und die Erben sind sich nicht grün."

    Diese Zerstrittenheit der Slevogt-Erben sorgte auch dafür, dass der sogenannte "Slevogt-Hof" an der Pfälzischen Weinstraße jahrelang ein Schattendasein führte. Obwohl dieser Wohn- und Arbeitsplatz des Malers eine Art impressionistisches Gesamtkunstwerk ist: Mit Slevogt-Fresken in einigen Räumen oder einem Garten, der weitgehend noch im Originalzustand der 1920er Jahre ist und in dem zahlreiche Slevogt-Motive wiederzufinden sind. Nach jahrelanger Agonie des Hofes und drohenden Plänen für ein Wellness-Hotel hat nun der Landauer Architekt Thorsten Holch den Slevogt-Hof gekauft. Zunächst hat er die Quellen des Wasserzuflusses gestopft, durch den die Fresken des Malers in einigen Räumen in Mitleidenschaft gezogen wurden. Der Architekt will nun auch hässliche Gastronomie-Anbauten aus den 1970er Jahre wieder beseitigen, erklärt er anhand eines Holzmodells des Hofes, das in seinem Büro steht:

    "Sie sehen hier, der Küchentrakt ist wieder weggenommen, sodass der Hof wieder freigestellt ist und der Blick in die Rheinebene wieder frei wird. Und die 70er Jahre-Einbauten, das sind Glasbausteine und Betonsteine, die jetzt nicht zum Gebäude passen. (…) Wir werden das in Absprache mit der Denkmalbehörde überformen."

    Weil das alles länger dauert, als ursprünglich geplant, werden die Tourismusbüros der Südlichen Weinstraße langsam ungeduldig. Kulturtouristen fragen, warum denn zurzeit hier nichts vom Werke Slevogt öffentlich zugänglich sei. Thorsten Holch bittet alle Fans des Malers um Geduld. Irgendwann seien dann aber auch Räume Slevogts erschlossen, die bisher noch nie öffentlich zugänglich waren, verspricht der Landauer Architekt:

    "Die Zugänglichkeit erhält man zum einen durch eine Wiedereinrichtung der Gastronomie, die wir vorhaben. Wir haben darüber hinaus vor, die Museumsräume, die Bibliothek, Musikzimmer zu nutzen. Und darüber hinaus stellen wir uns ein Konzept vor mit Übernachtungsmöglichkeiten. Also die Räume im Gebäude zu Gästezimmern umzubauen."

    Der Architekt kann sich auch gut gemeinsame Ausstellungen mit der staatlichen Galerie in Edenkoben vorstellen. Davon träumt die Slevogt-Expertin Sigrun Paas seit langem. Die pensionierte Kunsthistorikerin leitete viele Jahre lang die Slevogt-Galerie auf Schloss Villa Ludwigshöhe:

    "Es ist ein Ideal, das hatten wir früher schon angedacht. Dass jemand auf der Ludwigshöhe ist, der dann auch eine kleine Galerie auf dem Slevogt-Hof mit kuratiert. Und es ist auf dem Fundus genug Material drin."

    Der Slevogt-Fundus im Besitz des Landes Rheinland-Pfalz wird zurzeit von
    Manuela Fürstenau in Augenschein genommen. Sie ist Gemälderestauratorin im Landesmuseum Mainz. In ihrer Werkstatt hat sie einige Slevogt-Gemälde ausgebreitet, um sich ihren Zustand genau anzusehen:

    "Bei diesem Porträt wird eigentlich nur eine Oberflächenreinigung ausgeführt. Das heißt, über Jahre hat sich dort Schmutz angesammelt und mit einer Reinigungspaste wird die Paste mit einem weichen Pinsel aufgetragen. Sie sehen, dieses Bild hat auch viele Pastositäten. Das heißt, das sind dicke Farbflächen, die Rillen haben, wo sich in der Mitte der Schmutz ansammelt. Und wir versuchen halt vorsichtig, den Schmutz wieder rauszuholen und das wird mit einer Reinigungspaste gemacht."

    Manuela Fürstenau ist vor allem begeistert von der Art und Weise, wie der Impressionist Slevogt das Färberkrapp eingesetzt hat – das Rot, das seit der Antike aus Pflanzen gewonnen wurde. Seit dem 19. Jahrhundert wird Krapp synthetisch hergestellt und auch früh von Max Slevogt eingesetzt:

    "Und das Geheimnis vom Krapp, das haben schon die alten Meister gewusst, ob es der Claude Laurent war oder Paul Rubens, die haben in ihren Schatten, wo ein normaler Mensch einfach nur einen schwarzen Schatten sieht, wenn man da mal mit dem Mikroskop rangeht, dann sieht man, dass da ganz hauchdünne Lasuren sind, entweder mit Krapp ausgemischt oder dem reinen Ultramarin. Und diese hauchdünnen Lasuren geben dann dem Schwarz so dieses Feuer."

    Es wird noch einige Zeit dauern, bis das Feuer der Slevogt-Gemälde in Rheinland-Pfalz wieder leuchtet. Zunächst mal im nächsten Jahr bei einer großen Ausstellung im Landesmuseum in Mainz. Geduld brauchen die Slevogt-Fans vor allem in der Südpfalz. Irgendwann – in zwei, drei Jahren vielleicht, soll Slevogt aber auch dort wieder zu sehen sein. In der restaurierten Slevogt-Galerie und dem wieder hergerichteten Slevogt-Hof nebenan. Doch bis dahin bleibt Max Slevogt in der Pfalz eine langsam fortschreitende kulturelle Großbaustelle.