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Schlepper-Kriminalität
Österreich bestätigt Verhaftungen nach Flüchtlingstod

Bei dem Flüchtlingsdrama in Österreich sind deutlich mehr Menschen ums Leben gekommen, als zunächst angenommen. Aus dem an einer Autobahn abgestellten Lastwagen seien 71 Leichen geborgen worden, teilte die österreichische Polizei mit. Mehrere Verdächtige wurden in Ungarn verhaftet.

    Forensik-Experten untersuchen den Kühl-Lkw an der A4 in Österreich, in dem die Leichen von über 70 Flüchtlingen gefunden wurden.
    Der Kühl-Lkw an der A4 in Österreich, in dem die Leichen von 71 Flüchtlingen gefunden wurden. (picture alliance / dpa / Roland Schlager)
    In dem in Österreich geparkten Schlepperfahrzeug sind 71 Tote geborgen worden. Der Polizeichef des Burgenlandes, Hans Peter Doskozil, sagte auf einer Pressekonferenz in Eisenstadt, die Leichen von 59 Männern, acht Frauen und vier Kindern seien gefunden worden. Die österreichischen Behörden waren bisher von mindestens 20 Leichen ausgegangen. Eine gewisse Wahrscheinlichkeit spreche dafür, dass die Menschen erstickt seien, sagte Doskozil. Die Untersuchungen dazu seien aber noch im Gange.
    In dem Kühl-Lkw, der Donnerstag in einer Haltebucht auf einer Autobahn 50 Kilometer südöstlich von Wien entdeckt worden war, sei außerdem ein syrisches Reisedokument gefunden worden. Möglicherweise habe es sich um Flüchtlinge aus Syrien gehandelt, hieß es. Auf jeden Fall könne ausgeschlossen werden, dass es sich um Flüchtlinge aus Afrika handele.
    Mehrere Verdächtige festgenommen
    Die ungarische Polizei nahm mehrere Verdächtige fest. Drei davon sollen im Zentrum der Ermittlungen stehen: der Eigentümer des Lastwagens sowie die beiden mutmaßlichen Fahrer. Nach bisherigen Erkenntnissen gehören sie zum Umfeld eines bulgarisch-ungarischen Schlepperrings. Nach den Drahtziehern wird weiter gesucht.
    Österreichs Innenministerin Johanna Mikl-Leitner rief erneut zu einem verstärkten Kampf gegen Schlepper auf. Bei diesen handele es sich um Kriminelle und nicht um Fluchthelfer. In der Flüchtlingskrise müsse man rasch zu einer europäischen Lösung kommen. Sie betonte, sie halte nichts davon, jetzt EU-Grenzkontrollen zu machen. Vielmehr sollten Anlaufstellen für Flüchtlinge an der Grenze der EU geschaffen werden.
    Bayern verstärkt Grenzkontrollen
    Bayern verstärkt wegen des Flüchtlingsdramas die Grenzkontrollen zum Nachbarland. Fahrzeuge, die mehr als 15 Personen befördern könnten, habe man dabei besonders im Blick, sagte ein Sprecher der Bundespolizei in Freyung bei Passau der Nachrichtenagentur Reuters.
    Wegen der zunehmenden Flüchtlingsströme werden die Beamten der Bundespolizei inzwischen durch 150 Einsatzkräfte aus ganz Deutschland unterstützt. Auch im Grenzgebiete zwischen Salzburg und Traunstein wurden die Dienststellen verstärkt. - Auf der Ost-Autobahn bei Wien war gestern ein Lastwagen mit 71 Leichen von Flüchtlingen entdeckt worden. Sie stammen vermutlich aus Syrien.
    (fwa/wes)