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Schleswig-Holstein
Kampf gegen giftiges Jakobskreuzkraut

Ein Rind soll an dem Gift des Jacobskreuzkrautes gestorben sein. Das Tier stand auf einer Weise, die der Stiftung Naturschutz Schleswig-Holstein gehört. Auf Versuchsflächen will die Stiftung nun gemeinsam mit Experten der Universität Kiel Maßnahmen zur Eindämmung des Jakobskreuzkrauts testen - denn das hat auch in den Augen der Naturschützer überhand genommen.

Von Dieter Mohaupt |
    Ein Insekt sitzt auf einem blühenden Jakobskreuzkraut (Senecio jacobaea).
    Das Jakobskreuzkraut ist giftig und kann für Weidetiere gefährlich werden. (picture alliance / dpa - Felix Kästle)
    Eine saftig-grüne Weide einige Kilometer südlich von Eutin - eine von insgesamt acht im Land, auf denen die Stiftung Naturschutz Schleswig-Holstein jetzt aktiv wird, erklärt Umweltmanager Aiko Huckauf.
    "Das sind alles landwirtschaftliche Nutzflächen, Weideflächen, die entweder als halb offene Weidelandschaften von meistens Robustrindern beweidet werden – in kleiner Stückzahl, geringe Besatzdichten – oder als Sommer- oder auch Winterweide in der Beweidung stehen."
    Hier sollen auch Pflanzen eine Chance bekommen, die auf intensiv genutzten landwirtschaftlichen Flächen eben keine Chance mehr haben, und leider hat in den vergangenen Jahren besonders das Jakobskreuzkraut diese Chance genutzt - besser als es auch den Naturschützern lieb ist, muss Aiko Huckauf zugeben.
    "Es ist als heimische Pflanze eine Art, die uns zunächst mal auch willkommen ist - solange, bis die Bestände zu Massenbeständen werden, die so groß werden, dass wir Probleme mit Anrainern zum Beispiel, mit Flächenanliegern haben. Dann sind es Mengen, mit denen auch wir nicht mehr umgehen wollen, weil Massenbestände eben zu Problembeständen werden."
    Methoden zur Eindämmung sollen verglichen werden
    Genau das geschieht gerade - und deshalb sind jetzt die Wissenschaftler am Zug. Mit einem sechsköpfigen Team unterteilt Tim Diekötter, Landschaftsökologe an der Uni Kiel, die Fläche in kleine Abschnitte - einige dieser Teilbereiche sollen mehrmals gemäht werden, andere nur einmal, auf wieder anderen werden neue Gräser ausgesät, um herauszufinden, ob die das Jakobskreuzkraut verdrängen können. Außerdem schaut sich Tim Diekötter die Flächen ganz genau an.
    "Wir versuchen, die abiotischen Faktoren, die Standortfaktoren des Bodens - Feuchte, Nährstoffgehalt und die Historie der Landnutzung auf den Flächen - zu verstehen, die dazu führen, dass es eben zu solchen Massenvorkommen jetzt kommt auf einigen Flächen. Und gleichzeitig sind wir daran interessiert auch die biologischen Gegenspieler etwas genauer unter die Lupe zu nehmen - es gibt ja sehr viele Insektenarten, die an dieser Pflanze fressen und sie potenziell praktisch eindämmen können."
    Der Jakobskrautbär zum Beispiel, ein Schmetterling, oder der Flohkäfer - die Bestände dieser und anderer Arten wolle man untersuchen und vor allem klären, in welchen Landschaftsformen sie besonders häufig vorkommen und so helfen könnten, das Jakobskreuzkraut einzudämmen, erläutert der Wissenschaftler.
    "Wir denken da vor allem an naturnahe Strukturen wie Hecken und ungenutzte Bereiche, in denen diese Tiere auch überwintern. Dort geht es, darum herauszufinden, wie man auch Landschaft in Zukunft gestalten kann, um dieses massenhafte Auftreten zu verhindern."
    Kritik vom Bauernverband
    Damit werde wieder einmal nur Zeit verplempert, kritisiert der Bauernverband. In besonders stark befallenen Bereichen müsse als Sofortmaßnahme notfalls auch der Einsatz von Pflanzenschutzmitteln erlaubt werden, forderte ein Verbandssprecher. Die Stiftung Naturschutz habe in der Vergangenheit Hinweise auf die massenhafte Ausbreitung des Jakobskreuzkrauts immer wieder bagatellisiert. Im Gegenteil, meint dazu Aiko Huckauf. Ein Großteil der Stiftungsflächen sei an Landwirte verpachtet - und die habe man frühzeitig aufgefordert, aktiv zu werden.
    "Wir haben 2007 und dann wiederholt auch 2013, 2014 und 2015 in individuellen Pächter-Anschreiben die Pächter aufgefordert, im Falle von Massenauftreten von Jakobskreuzkraut gegen die Pflanze vorzugehen - in Abstimmung mit uns natürlich, wir wollen schon wissen, was auf unseren Flächen passiert, aber Pflegeschnitte gegen das Kreuzkraut sind den Pächtern seit etwa acht Jahren ans Herz gelegt worden und alle Pächter, alle Landwirte hatten die Möglichkeit, diesem Aufruf auch zu folgen."
    Jetzt gelte es, eine nachhaltige und ökologisch vertretbare Strategie gegen das Jakobskreuzkraut zu entwickeln - das übrigens schon lange als durchaus problematisch bekannt sei.
    "Es ist einfach eine Pflanze, die notorisch zyklische Populationsschwankungen aufweist mit jahrzehntelangen Latenzphasen, in denen das Kraut unauffällig in geringen Beständen in der Landschaft vorkommt, und dann gibt es plötzlich Massenentwicklungen, die über zwei Jahrzehnte andauern und dann auch wieder abklingen und die Pflanze verschwindet wieder. Das ist also durchaus nichts Neues - und man sollte es bitte nicht dem Naturschutz in die Schuhe schieben, die Beobachtung macht man schon seit Jahrhunderten, dass es so läuft."