Steht der Arbeitsmarkt in Deutschland Geflüchteten nun offen oder bleibt er verschlossen? Das hängt vor allem vom Aufenthaltsstatus der Personen ab. Also von der Frage, ob sie als Flüchtling anerkannt werden.Viel rechtlichen Spielraum hat die Landesregierung in Kiel dabei nicht, sagt Torsten Döhring, Referent beim Schleswig-Holsteinischen Flüchtlingsbeauftragten. Ein wenig Einfluss nehmen könne sie bei der Duldungsfrage. Mehr gestalten könne das Land aber bei Förderprogrammen, Döhring:
"Da ist auch die Frage, wie wird der ausländerrechtliche Rahmen geschaffen, damit sie bis zur Aufnahme einer Erwerbstätigkeit im Land bleiben. Also, es gibt da schon Möglichkeiten, dass ein Land sich da hervortun kann."
Döhring ist an diesem Freitagmittag zu einer Informationsveranstaltung zur Arbeitsmarktintegration von Flüchtlingen gekommen, die die Grünen-Bundestagsabgeordnete Luise Amtsberg und die Handwerkskammer Lübeck organisieren.
Hans Joachim Beckers leitet bei der IHK zu Kiel den Geschäftsbereich Aus- und Fortbildung. Er meint, dass Schleswig-Holstein mit ähnlichen Problemen bei der Integration von Flüchtlingen in den Arbeitsmarkt kämpft wie auch anderswo in Deutschland. Vor allem mit dem zu komplexen Ausländerrecht:
"Es ist nicht überschaubar, selbst für Fachleute in vielen Bereichen auch nicht händelbar, und schon gar nicht ist es für Betriebe oder Geflüchtete durchschaubar. Unsere Forderung lautet: Wir brauchen eigentlich ein einfaches System mit einfacher Sprache, das auch begriffen wird."
Beckers räumt ein, dass dies Wunschdenken ist. Doch nicht nur die Bürokratie, auch Sprachbarrieren der Flüchtlinge selber und der ungeklärte Aufenthaltsstatus seien Hindernisse für Betriebe, die gerne Flüchtlinge einstellen wollen. Und selbst wenn sie in ihren Heimatländern gearbeitet haben, seien sie damit nicht automatisch für die Standards in Deutschland qualifiziert.
Duale Ausbildung als Anlagenmechaniker für Sanitär-, Heizung- und Klimatechnik
Mansor Farah ist gerade dabei, genau diese Qualifikationen zu erwerben: Der 20-Jährige stammt aus Somalia, lebt seit sechs Jahren in Deutschland und macht derzeit bei einem Kieler Betrieb eine duale Ausbildung als Anlagenmechaniker für Sanitär-, Heizung- und Klimatechnik:
"Mein Ziel ist jetzt die Ausbildung zu schaffen. Und dann mal gucken."
Farah ist glücklich, dass er die Ausbildung machen kann. Das hängt auch damit zusammen, dass er als Flüchtling von den Behörden anerkannt wurde. Denn er hat Freunde, die ebenso als Flüchtlinge nach Deutschland gekommen sind und arbeiten und lernen wollen – aber es nicht dürfen, sagt er:
"Die sitzen den ganzen Tag zu Hause und sagen, was können wir machen – ja, gar nichts. Die sitzen nur da und bekommen Sozialgeld."
Farahs Chefin Petra Schmidt ist froh darüber, dass der junge Mann in ihrer Firma gelandet ist. Auch wenn sie zu Beginn noch skeptisch war, wie sie selbst sagt:
"Da steht ein junger Mann vor Ihnen, der sieht ganz anders aus, spricht die Sprache nicht, ist einfach befremdlich so im ersten Moment. Und da habe ich gedacht, und der soll sich jetzt hier einfach so in den laufenden Betrieb integrieren. Da habe ich schon etwas Bedenken gehabt."
Doch diese Bedenken sind längst verflogen. Mansor Farah sei deutlich motivierter als viele deutsche Azubis, sagt Schmidt, und das habe dem jungen Ostafrikaner auch geholfen, deutliche Fortschritte beim Deutschlernen zu machen. Doch anders als die Sprache sieht sie die deutsche Bürokratie nicht als Hindernis:
"Man bekommt ja auch Hilfe. Es gibt ja durchaus Ansprechpartner. Es gibt diese Willkommenslotsen, die kann man ansprechen und die helfen. Die erklären einem das und die nehmen einem auch einen Teil des Formularkrieges ab. Die sind für den Flüchtling genauso da wie für den Betrieb, der den Betrieb irgendwann übernehmen oder aufnehmen soll."
Zwei Jahre dauert Farahs Ausbildung noch. Wenn sie ihn danach unterbringen könne, werde sie ihn auf jeden Fall übernehmen, sagt seine Chefin.