Was lange währt, wird - hoffentlich - gut. 40 Millionen Euro hatte die Klassik-Stiftung Weimar im Jahr 2008 zugesagt bekommen, um das Residenzschloss nicht nur zu sanieren, sondern zum Zentrum des "Kosmos Weimar" auszubauen. Über sechs Jahre der Sichtung, des Nachdenkens und der Planung sind nun vergangen; heute Nachmittag hat der Stiftungsrat mit Vertretern aus Bund, Land und Kultur nun beschlossen, dass es in Weimar losgehen kann mit dem Bauen. Der Präsident der Klassik Stiftung, Hellmut Seemann, zeigte sich hocherfreut.
"Wir haben seit 2008 dieses Budget. Jetzt sind wir soweit: Jetzt wissen wir, wie wir diesen wunderbaren Schlossbau in das Gesamtkonzept des Kosmos Weimar einbinden wollen."
Bis auf Reparaturen blieb das Weimarer Residenzschloss 100 Jahre lang unsaniert. Nun gilt es, nicht nur die Infrastruktur auf das Niveau des 21. Jahrhunderts zu bringen, sondern auch den Bau in seinem historischen Werden zu präsentieren. Momentan, so Seemann, sei das Erlebnis für Weimar-Besucher noch sehr unbefriedigend. In Zukunft soll es einen neuem Eingang geben; der Rundgang wird im Erdgeschoss mit dem 15. Jahrhundert beginnen, mit Lucas Cranach, dem Dreißigjähriger Krieg.
"All das wird man im Erdgeschoss erleben können, während man dann - so, wie es historisch richtig ist - über die berühmte Genz'sche Treppe in den Bereich kommt, in dem sich das klassizistische Weimar und das Weimar der Rezeption der Klassik darstellt, natürlich dann mit dem Höhepunkt des Westflügelbereichs, wo wir die Dichterzimmer zeigen können - völlig singuläre Einrichtung der fürstlichen Familie für die Dichter als Memorialräume in einem Residenzschloss! Gibt es nur in Weimar zu sehen, das ist etwas Einzigartiges."
Mit den finanziellen Mitteln kann nur die Hälfte restauriert werden
Einzigartig auch, dass sich die präsentierte Stadt- und Kulturgeschichte in den jeweils passenden Räumen spiegeln werden - ergänzt durch Verweise auf die Museen, Schlösser, Parks in Weimar und Umgebung. Das Schloss als Zentrum des "Kosmos Weimar". Außerdem sollen die Graphischen Sammlungen ins Schloss zurückkehren, inklusive Werkstätten und Bibliothek. Das alles kostet; und schon heute ist klar, dass die zugesagten 40 Millionen zwar ausreichen, Brandschutz, Einbruchschutz, Heizung, Belüftung im ganzen Schloss zu modernisieren, restauriert werden kann davon jedoch nur knapp die Hälfte der 19.000 Quadratmeter. Über die andere Hälfte wird wohl erst in den 2020er-Jahren entschieden. Auch über ein externes Empfangsgebäude, das die Besucherströme empfängt, lenkt und leitet, wird nachgedacht.
"Deswegen generieren wir jetzt eine Variante - nämlich für die 40 Millionen, die wir haben -, die in sich sehr schlüssig ist und wichtigste Wünsche, die wir an diese Maßnahme hatten, erfüllt, die aber ausgebaut werden kann."
Das geplante Bauhaus-Museum - dies die ebenfalls gute Nachricht aus der Stiftungsrat-Sitzung - liegt im Zeitplan und soll wie geplant gebaut werden. Erschließungsarbeiten der Stadt laufen; Baubeginn wird in einem Jahr sein. Die Zeit ist knapp - 2019 wird das Bauhaus 100 Jahre alt. Und anders als das Museum in Dessau und der Anbau am Bauhaus-Archiv in Berlin kann der Weimarer Neubau vor dem Jubiläum fertig sein.
"Ich will ja nicht erst am 1. April eröffnen, weil ich glaube, dass dieses Museum eine größere Aufmerksamkeit für sich gewinnt, wenn es dieses Großereignis einleitet, als wenn es erst am Großereignis da ist. Jeder, der vor dem 1. April 2019 über das Bauhaus nachdenkt und schreibt und spricht, wird immer dieses Bauhaus-Museum mit einbeziehen, wenn es den gerade eröffnet ist. Das ist die schlichte Idee, die dahinter steht; ich glaube, dass die richtig ist; und ich glaube, dass wir sie erreichen können."
Kosmos Weimar
Hellmut Seemann sieht so im "Kosmos Weimar" zwei Kraftfelder wachsen, die die deutsche Geschichte der letzten 500 Jahre repräsentieren.
"Mit dem Bauhaus-Museum entsteht dieses Zentrum der Moderne in der Umgebung des Neuen Museums und des Gauforums; und hier am Schloss entsteht das Zentrum, das die Frühe Neuzeit, also die Reformation und insbesondere die klassische Periode bis hin zur Abdankung des Großherzogs 1918 zeigen wird. Und dann haben wir sozusagen über die Altstadt Weimars hinweg diesen großen Bogen gespannt - ja, man kann sagen: Vom frühen 16. Jahrhundert bis in die Gegenwart. Das ist die Grundidee."