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Schlussgottesdienst Kirchentag
"Gegen Liebe können wir Christen uns nicht stellen"

Mit dem traditionelle Schlussgottesdienst ist der Evangelische Kirchentag in Stuttgart zu Ende gegangen. Es war wieder ein sehr politisches Treffen. Kirchentagspräsident Andreas Barner ging auf die Aufnahme von Flüchtlingen in Deutschland ein und auf ein weiteres, vor allem für die Kirchen schwieriges Thema.

Von Thorsten Jabs |
    Abschlussgottesdienst des 35. Evangelischen Kirchentags in Stuttgart (Bad Cannstatt)
    Abschlussgottesdienst des 35. Evangelischen Kirchentags in Stuttgart (Bad Cannstatt) (imago/epd/Friedrich Stark)
    Blau der Himmel – etwas kühler die Luft als an den vergangenen Hitzetagen – so geht der 35. Evangelische Kirchentag in Stuttgart dort zu Ende, wo sonst große Volksfeste gefeiert werden: auf dem Cannstatter Wasen. Zehntausende Christen stehen oder sitzen auf dem riesigen Betonplatz am Rande des Neckars. Im Zentrum des Schlussgottesdienstes steht ein Bibeltext aus dem ersten Buch der Könige im Alten Testament. Auf die Frage Gottes "Was soll ich dir geben?" antwortet König Salomo: "So gib deinem Diener ein hörendes Herz."
    Die Hildesheimer Pastorin Nora Steen zieht Parallelen zu einem der wichtigsten Themen auf diesem Kirchentag. Für Salomo könne es erst Frieden geben, wenn jeder sicher und in Würde leben könne:
    "Das ist noch kein Frieden, wenn ich am Strand Siziliens mit einem Rotwein den Sonnenuntergang genieße. Und das jenseits meines Wohlstandshorizonts Flüchtlinge jämmerlich sterben. Diejenigen, die ihre Sehnsucht nach einem sicheren Leben in Europa mit dem Tod bezahlen, gehen uns etwas an."
    Steinmeier und Annan sprechen in Stuttgart
    Frieden müsse erarbeitet werden, hatte Außenminister Frank-Walter Steinmeier bei einem der Höhepunkte dieses Kirchentages, einer Veranstaltung mit Kofi Annan, gesagt. Für den früheren UN-Generalsekretär ist Migration neben Kriegsverbrechen und Klimawandel eine der drei größten Herausforderungen der Welt. Sie lasse sich jedoch nicht mit Zäunen, höheren Mauern oder einer Politik der Abschottung lösen.
    "Damit wir klug werden" – das war die Losung dieses Christentreffens. Kirchentagspräsident Andreas Barner sagt: Man sei ein wenig weiter gekommen im Bedenken und klüger werden. Die Losung enthalte das "Wir" – das "Wir" dass Christen so leicht fallen müsste und doch häufig so schwerfalle, das "Wir" der Gemeinschaft, das "Wir" des Teilens:
    "Insbesondere in der Frage der Flüchtlingsaufnahme sollen wir teilen. Wenn wir davon überzeugt sind, können wir auch anderen davon überzeugen, dass wir in Deutschland mehr tun wollen, müssen und können. Dann feiern wir unser Klugwerden nicht nur hier in Stuttgart, sondern tragen es noch viel weiter. "
    Barner bezieht seine Schlussworte nicht nur auf Flüchtlinge, sondern auch auf Nachhaltigkeit, kluges Wirtschaften und interreligiösen Dialog. Und auf eine weitere ganz aktuelle – vor allem für die Kirchen sehr schwierige Debatte:
    "Unser Klügerwerden bezieht sich auch auf die Frage der Gleichgeschlechtlichen Partnerschaften. Gegen Liebe können wir Christen uns nicht stellen."
    2017 Wiedersehen in Wittenberg
    Es war wieder ein sehr politischer Kirchentag in Stuttgart – es war aber auch wieder ein großes Fest des Glaubens mit Gottesdiensten, Bibelarbeiten und Konzerten. Am Ende heißt es: Ade Stuttgart – in zwei Jahren treffen sich die Protestanten wieder. 2017 wird das 500-jährige Reformationsjubiläum gefeiert. Dann findet der 36. Evangelische Kirchentag in Berlin und in der symbolträchtigen Lutherstadt Wittenberg statt.