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Schmackhaftes Schulessen

Immer mehr Schüler werden in Zukunft bis zum Nachmittag in der Schule bleiben. Das Pausenbrot ist bis dahin längst gegessen - falls die Kinder überhaupt eins mithaben. Und was gibt es zu Mittag? Mit Hilfe der etwas sperrig "Vernetzungsstelle Schulverpflegung" genannten Einrichtung soll das zumindest in Baden-Württemberg nun anders werden.

Von Silke Thole |
    Kompetenzzentrum für Essen und Trinken an Schulen - kurz Kess. Dieser Name hätte Dr. Susanne Nowitzky-Grimm besser gefallen als Vernetzungsstelle Schulverpflegung Baden-Württemberg. Egal, die Sache zählt. Und die ist wichtig, ist die Stuttgarter Ernährungswissenschaftlerin überzeugt. Ob durch Schulzeitverkürzung auf acht Jahre Gymnasium, verlässliche Grundschule oder Ganztagesschule - immer mehr Kinder sind auch am Nachmittag in der Schule. Schule wird mehr und mehr zum Lebensraum, und da gehören Essen und Trinken dazu. Nowitzky-Grimm beklagt, dass bisher vor allem an den baulichen Voraussetzungen für die Verpflegung in der Schule gearbeitet worden ist,

    "aber sich eigentlich niemand so richtig Gedanken darüber gemacht hat, wie werden diese Neubauten oder Umbauten mit Leben erfüllt, also sprich: Welches Verpflegungssystem passt dann da rein, welches Bewirtschaftungssystem, wie machen wir das personell, wie finanzieren wir das."

    Bei all diesen Entscheidungen soll die Vernetzungsstelle, die vergangene Woche offiziell ihre Arbeit aufgenommen hat, nun Hilfestellung leisten. Bund und Land unterstützen das Vorreiterprojekt mit rund einer Millionen Euro, verteilt auf fünf Jahre. Träger ist die Sektion Baden-Württemberg der Deutschen Gesellschaft für Ernährung. Projektleiterin Nowitzky-Grimm bringt Ziele und Aufgaben auf den Punkt:

    "Verbesserung der Schulverpflegung inklusive Pausenverpflegung durch Prozess-orientierte Arbeitshilfe, durch Vernetzung der Akteure, durch Bildung von Netzwerken, durch Output über Workshops und weitere förderliche Aktionen wie gläsernes Mittagessen, Modellküche, fahrbare Küche und sonstige Angebote."

    Ein für alle Schulen passendes Verpflegungsmodell gibt es nicht. In der einen Schule mag es der beste Weg sein, selbst eine Küche aufzubauen, in der anderen, das Essen von einem ortsansässigen Gastronomen oder einer Großküche zu beziehen. Eines gilt jedoch für alle Varianten: Nur wenn viele Schüler auch tatsächlich in der Schule essen, können Schulen ein hochwertiges Mittagessen zu vertretbaren Preisen anbieten. Daher geht es vor allem auch darum, die Akzeptanz für das Essen in der Schule zu erhöhen. Eine gute Atmosphäre in Mensa, Café oder Bistro tragen dazu bei. Darüber hinaus gelte es, eine besondere Verbundenheit zwischen den Schülern ihrer Mensa und ihrem Essen zu schaffen, so Nowitzky-Grimm:

    "Es geht viel, viel weniger um reine Wissensvermittlung - das wird sicherlich ein Teil unserer Aufgaben sein, aber nur ein kleiner Teil - es geht wirklich drum, zu aktivieren, das Thema Schulverpflegung auch nicht nur "Ach ja, da gibt es irgendwelches verkochtes Gemüse und verkochte Kartoffeln", sondern es muss Spaß machen, und es muss eine gewisse Verbundenheit geschaffen werden, und dann wird auch die Akzeptanz besser."

    In Baden-Württemberg gibt es bereits heute Schulen, in denen Schüler für unter drei Euro ein qualitativ hochwertiges Drei-Gänge-Menue erhalten. Allerdings sind für manche Eltern selbst diese drei Euro noch zuviel. Jedes Spielgerät braucht ein TÜV-Siegel, aber beim Essen denken wir nur an die Kosten, ärgert sich Barbara Methfessel. Was da den Kindern heute zugemutet werde, grenze durchaus manchmal auch an Körperverletzung. Methfessel ist Professorin für Ernährung, Haushalt und Gesundheitspflege an der pädagogischen Hochschule Heidelberg und kämpft schon lange für eine bessere Schulverpflegung. Sie plädiert für eine Subventionierung des Schulessens. Doch die ist umstritten:

    "Ich denke, man muss gute Überlegungen machen, wie man den Preis senken kann, ohne zu sehr auf die Qualität zu gucken, und man muss Überlegungen anstellen, welche Preise man zumutet und welcher Sockelbeitrag aus den öffentlichen Kassen bezahlt wird. Wer ernsthaft sich mit dem beschäftigt, wie Kinder am besten gefördert werden können, sagt, dass es wichtig ist, das Geld den Kindern direkt zukommen zu lassen."