Sieben Sachverständigen waren geladen und sie waren sich bei der knapp zweistündigen Anhörung in einem Punkt einig. "Im Profi- und Leistungssport müssen wir davon ausgehen, dass ein missbräuchlicher Konsum von Schmerzmitteln stattfindet." So fasste es Dieter Leyk, Leiter der Forschungsgruppe Leistungsepidemiologie an der Deutschen Sporthochschule Köln, zusammen.
Bei der Frage, wie man das Problem beheben sollte – da war es mit den Gemeinsamkeiten dann aber recht schnell vorbei. Die vier geladenen Sportmediziner sagten: mit Aufklärung, Appellen, Transparenz und Prävention. Als zentrales Problem machten sie die freie, rezeptlose Verfügbarkeit von Schmerzmitteln aus – und damit eine schwer kontrollierbare Selbstmedikation. Zugleich betonten sie jedoch die Wichtigkeit eines durchaus sinnvollen, therapeutischen Einsatzes von Schmerzmitteln.
Zwei Studien zum Konsum von Schmerzmitteln
Und Tim Meyer, der Mannschaftsarzt der deutschen Fußball-Nationalmannschaft, fügte hinzu: "Aus meiner Sicht sollten Schmerzmittel nicht auf die Dopingliste gesetzt werden." Zum einen ergäben sich durch die Einnahme von Schmerzmittel keine motorischen Vorteile, zum anderen sei der Verwaltungsaufwand riesig, wenn jede Kopfschmerztablette als Dopingmittel angegeben werden müsse.
Meyer bestätigte darüber hinaus, dass der DFB eine wissenschaftliche Studie zum Konsum von Schmerzmitteln im Amateurfußball auf den Weg gebracht habe. Die Nationale Anti Doping Agentur dürfte den Ergebnissen daraus schon in Kürze vorgreifen, wenn ihre Studie zum Schmerzmittelkonsum von Fußballern wie heute angekündigt publiziert wird. Pauschale Verbote nein, Prävention ja. Das war auch die Haltung der Nada-Vorstandsvorsitzenden Andrea Gotzmann.
Spielergewerkschaft fordert konkrete Schutzmechanismen
Nur Prävention, das sei ihm zu wenig, sagte hingegen Jonas Bär-Hoffmann, der Generalsekretär der Spielergewerkschaft Fifpro. Er forderte konkrete Schutzmechanismen für SpielerInnen - wie z.B. verpflichtende Regenerationszeiten zwischen den Wettkampfbelastungen. In der Verantwortung sieht er dabei auch die Organisatoren, die den Wettkampfkalender immer mehr verdichten würden: "Weil die kommerziellen Interessen der verschiedenen Organisatoren momentan keinen dazu bewegen, auch nur einen Spieltag abzugeben. So ehrlich muss man sein."
Abgeordnete Dassler: auch Schmerzmittel auf die Dopingliste
Britta Dassler, Obfrau der FDP im Sportausschuss, forderte angesichts der heute geschilderten Tragweite des Schmerzmittel-Missbrauchs gegenüber dem Deutschlandfunk: "Dann müssen eben auch Schmerzmittel auf die Dopingliste. Weil wenn wir von sauberem Sport reden, kann es nicht sein, dass um Leistungssteigerung zu erwirken, Schmerzmittel eingenommen werden, die aber nicht getestet werden." Eine Position, der sich auch die Sportausschussvorsitzende Dagmar Freitag von der SPD anschloss.