Schmitz´ Blog aus Venedig, 31. August 2014
Liebe und Wirklichkeit am Lido

Nach einem Freitag grausamer Filme war der Samstagvormittag zum Entspannen. Liebesfilme aus den USA und aus Frankreich. "Manglehorn" von David Gordon Green mit Al Pacino in der Titelrolle und "3 Coeurs" von Benoît Jacquot, ebenfalls mit Stars besetzt: Catherine Deneuve, Chiara Mastroianni und Charlotte Gainsbourg.

31.08.2014
    Die französische Schauspielerin Catherine Deneuve (L) mit ihrer Tochter Chiara Mastroianni (R) und dem Regisseur Benoit Jacquot bei der Premiere des Films "3 Coeurs"
    Die französische Schauspielerin Catherine Deneuve (L) mit ihrer Tochter Chiara Mastroianni (R) und dem Regisseur Benoit Jacquot bei der Premiere des Films "3 Coeurs". (dpa / picture alliance / Ettore Ferrari)
    Al Pacino spielt einen Schlüsseldienstmann. Tausende Briefe hat der Mann in seinem Leben an die frühe Liebe geschickt, alle sind sie zurückgekommen, ordentlich hat er sie in einer Kammer der verwahrlosten Bude archiviert, wie auch Manglehorn selbst verwahrlost ist. Über die Trauer hat er das Leben vergessen. Erst am Schluss geht ihm ein Licht auf. Al Pacino spielt das gut, Green filmt das sehr erlesen und spitzfindig. Dennoch bleibt alles recht sentimental.
    In "3 Coers" verliebt sich ein Finanzbeamter in zwei Schwestern, die selbst füreinander Mittelpunkt der Welt sind. In Chiara Mastroianni könnte man sich glatt verlieben. Ihre Augen, ihr Mund - ganz der Vater Marcello, Chiaras Mutter, Catherine Deneuve (also die wirkliche Mutter) hat weniger Spuren hinterlassen.
    Der Regisseur wollte eine leichte, typisch französische Dreiecksgeschichte erzählen, ironisch, heiter, ihm gelingt aber bloß ein schwacher Abglanz. Stars garantieren eben keinen Erfolg.
    Ernstes am Nachmittag
    Dennoch war es ein lockerer Vormittag, der in den Pausen zu einem Plausch mit dem Kollegen und Regisseur Rüdiger Suchsland verlockte, im Café an der Promenade. Suchsland erklärte mir seinen Filmessay "Von Caligari zu Hitler", der zu Beginn des Festivals lief .
    Die Kinoentspannung war aber nicht von Dauer, Gott sei Dank. Am Nachmittag der Spielfilm "Ich sehe, ich sehe" von Veronica Veronica Franz, produziert vom Österreicher Ulrich Seidl. Und das merkt man. Kinder foltern ihre Mutter. Sie glauben ihr nicht, dass sie ihre wirkliche Mutter ist. Nach einer Gesichtsoperation ist alles verbunden.
    Der neue Film von Fatih Akin
    Und mittlerweile ist es Sonntag, der deutsche Wettbewerbsbeitrag: "The Cut" von Fatih Akin. Mord an den Armeniern durch die Türken 1915. Massenmord. Völkermord. Ein Vater überlebt und sucht seine Töchter, Syrien, Libanon, Kuba, USA. Furchtbare Geschichte. Inbild für Genozid, Flucht, Migration. Ich musste immer an den Irak heute denken, an Syrien heute, an die Afrikaner heute, die sich mit ihren Familien übers Mittelmeer wagen. Die Wirklichkeit ist am Lido wieder angekommen.