Auf den ersten Blick sind es ganz kleine Mengen: Elf Milligramm Nonylphenolethoxylat stecken in einem Kilogramm Kleidung der Marke G-Star Raw, 18 Milligramm in den von Greenpeace getesteten Adidas-Produkten oder 19 Milligramm in Waren des Mode-Discounters H&M. Dass trotzdem Grund zur Sorge besteht, liegt an der Masse der nach Deutschland importierten Waren: 881.000 Tonnen an Mützen, Turnschuhen, T-Shirts Hemden Hosen und Röcken werden Jahr für Jahr importiert. Manfred Santen, Autor der heute vorgestellten Greenpeace-Studie, wagt eine Hochrechnung, welche Mengen an Nonylphenolethoxylat in diesen Kleiderbergen stecken:
"Wir haben ausgerechnet, dass auf Basis der Zahlen, die wir kennen – wir wissen längst nicht von jeder Firma, wie viel Textilien importiert und erkauft werden – aber auf Basis der Zahlen, die wir kennen, haben wir mal hochgerechnet: 88 Tonnen Nonylphenolethoxylat werden jährlich in deutsche Gewässer eingeleitet. Und damit sind Importtextilien die größte Quelle für diese gefährliche Substanz."
Besonders viel Nonylphenolethoxylat wird laut Greenpeace aus Produkten der Marke Abercrombie & Fitch ausgewaschen. Auf Anfragen zu dem Thema reagiert die Firma nicht. H&M verweist auf die bereits eingeleiteten Anstrengungen, den Stoff komplett aus der Produktion ihrer Kleidung zu verbannen und will zu den neuen Greenpeace-Zahlen erst nach gründlicher Durchsicht der erst heute Morgen veröffentlichten Studie Stellung nehmen. Die Untersuchung belegt, dass auch Ware von Calvin Klein, Ralph Lauren und Nike überdurchschnittlich hoch mit Nonylphenolethoxylaten belastet sind. Gefährlich ist der Stoff bzw. sein Abbauprodukt: das Nonylphenol, vor allem für Wassertiere: Bei Muscheln, Wasserflöhen, Grünalgen, Hummer und Krabben wirkt die Substanz toxisch, bei Fischen greift sie in den Hormonhaushalt ein und führt zur Verweiblichung der Tiere, erklärt Manfred Santen:
"'Verweiblichung' von Fischen heißt: massiver Eingriff in den Hormonhaushalt einer Spezies und da wissen sie nie genau, was da raus kommt, wie das mit der Fortpflanzungsfähigkeit ist und so weiter dann bestellt ist. Da darf man nicht leichtfertig drüber hinweggehen."
Aber das, so versichern die großen Unternehmen der Kleidungsindustrie, würden sie schon heute nicht mehr tun: Tatsächlich haben sich – nachdem Greenpeace im letzten Jahr über die Nonylphenolethoxylat-Konzentrationen in der Kleidung berichtet hat – die großen der Branche zu einem Verzicht auf den Stoff bis 2020 verpflichtet: Beteiligt sind daran Puma, Nike, H&M, Adidas, C&A und die chinesische Sportartikelfirma Li-Ning. Das findet Manfred Santen zwar lobenswert, aber den Zeitrahmen, immerhin noch acht Jahre, hält er für wenig ambitioniert und fordert stattdessen einen Ausstieg bis Ende 2013. Schließlich, so Santen, sind schon heute Ersatzstoffe für Nonylphenolethoxylate in ausreichender Menge am Markt verfügbar.
Aufmerksam verfolgt wurde die Greenpeace-Studie auch von Umweltbundesamt. Christoph Schulte leitet dort das Fachgebiet Chemikalien und er ist beeindruckt von den Ergebnissen:
"Sie zeigen uns auch noch mal, dass wir bisher in allen Schätzungen, die wir gemacht haben, unterschätzt haben, was aus den Textilien tatsächlich noch in die Gewässer geht an Nonylphenol. Wir lagen da niedriger. Und das erklärt uns jetzt wirklich einiges und das erklärt uns auch, dass wir den Stoff regulieren müssen!"
Einen ersten Vorstoß zur Regulierung hat Schweden unternommen, erklärt Schulte. So soll Nonylphenolethoxylat auf die Kandidatenliste des europäischen Chemikalienregisters REACH gesetzt werden. Dann könnte der Stoff zwar noch die Gewässer in Fernost belasten, aber dann würde der Stoff zumindest hierzulande auch offiziell als "besonders besorgniserregend" eingestuft werden. Und alle Produkte mit Nonylphenolethoxylat-Anteil müssten dann der Europäischen Chemikalienagentur gemeldet werden. Vor einem Kauf von Turnschuhen oder T-Shirts hätten dann Verbraucher das Recht, genaue Abgaben über den Giftstoffgehalt der Ware zu bekommen. Frühestens Anfang nächsten Jahr könnte es so weit sein, schätzt Christoph Schulte vom Umweltbundesamt. Er rät dazu, bis auf Weiteres neue Kleidungsstücke vor dem Tragen mindestens einmal zu waschen. Das schont zwar nicht unsere Gewässer, wenigstens aber die eigene Haut.
"Wir haben ausgerechnet, dass auf Basis der Zahlen, die wir kennen – wir wissen längst nicht von jeder Firma, wie viel Textilien importiert und erkauft werden – aber auf Basis der Zahlen, die wir kennen, haben wir mal hochgerechnet: 88 Tonnen Nonylphenolethoxylat werden jährlich in deutsche Gewässer eingeleitet. Und damit sind Importtextilien die größte Quelle für diese gefährliche Substanz."
Besonders viel Nonylphenolethoxylat wird laut Greenpeace aus Produkten der Marke Abercrombie & Fitch ausgewaschen. Auf Anfragen zu dem Thema reagiert die Firma nicht. H&M verweist auf die bereits eingeleiteten Anstrengungen, den Stoff komplett aus der Produktion ihrer Kleidung zu verbannen und will zu den neuen Greenpeace-Zahlen erst nach gründlicher Durchsicht der erst heute Morgen veröffentlichten Studie Stellung nehmen. Die Untersuchung belegt, dass auch Ware von Calvin Klein, Ralph Lauren und Nike überdurchschnittlich hoch mit Nonylphenolethoxylaten belastet sind. Gefährlich ist der Stoff bzw. sein Abbauprodukt: das Nonylphenol, vor allem für Wassertiere: Bei Muscheln, Wasserflöhen, Grünalgen, Hummer und Krabben wirkt die Substanz toxisch, bei Fischen greift sie in den Hormonhaushalt ein und führt zur Verweiblichung der Tiere, erklärt Manfred Santen:
"'Verweiblichung' von Fischen heißt: massiver Eingriff in den Hormonhaushalt einer Spezies und da wissen sie nie genau, was da raus kommt, wie das mit der Fortpflanzungsfähigkeit ist und so weiter dann bestellt ist. Da darf man nicht leichtfertig drüber hinweggehen."
Aber das, so versichern die großen Unternehmen der Kleidungsindustrie, würden sie schon heute nicht mehr tun: Tatsächlich haben sich – nachdem Greenpeace im letzten Jahr über die Nonylphenolethoxylat-Konzentrationen in der Kleidung berichtet hat – die großen der Branche zu einem Verzicht auf den Stoff bis 2020 verpflichtet: Beteiligt sind daran Puma, Nike, H&M, Adidas, C&A und die chinesische Sportartikelfirma Li-Ning. Das findet Manfred Santen zwar lobenswert, aber den Zeitrahmen, immerhin noch acht Jahre, hält er für wenig ambitioniert und fordert stattdessen einen Ausstieg bis Ende 2013. Schließlich, so Santen, sind schon heute Ersatzstoffe für Nonylphenolethoxylate in ausreichender Menge am Markt verfügbar.
Aufmerksam verfolgt wurde die Greenpeace-Studie auch von Umweltbundesamt. Christoph Schulte leitet dort das Fachgebiet Chemikalien und er ist beeindruckt von den Ergebnissen:
"Sie zeigen uns auch noch mal, dass wir bisher in allen Schätzungen, die wir gemacht haben, unterschätzt haben, was aus den Textilien tatsächlich noch in die Gewässer geht an Nonylphenol. Wir lagen da niedriger. Und das erklärt uns jetzt wirklich einiges und das erklärt uns auch, dass wir den Stoff regulieren müssen!"
Einen ersten Vorstoß zur Regulierung hat Schweden unternommen, erklärt Schulte. So soll Nonylphenolethoxylat auf die Kandidatenliste des europäischen Chemikalienregisters REACH gesetzt werden. Dann könnte der Stoff zwar noch die Gewässer in Fernost belasten, aber dann würde der Stoff zumindest hierzulande auch offiziell als "besonders besorgniserregend" eingestuft werden. Und alle Produkte mit Nonylphenolethoxylat-Anteil müssten dann der Europäischen Chemikalienagentur gemeldet werden. Vor einem Kauf von Turnschuhen oder T-Shirts hätten dann Verbraucher das Recht, genaue Abgaben über den Giftstoffgehalt der Ware zu bekommen. Frühestens Anfang nächsten Jahr könnte es so weit sein, schätzt Christoph Schulte vom Umweltbundesamt. Er rät dazu, bis auf Weiteres neue Kleidungsstücke vor dem Tragen mindestens einmal zu waschen. Das schont zwar nicht unsere Gewässer, wenigstens aber die eigene Haut.