Die Rauchsäule war zu keiner Zeit höher als zehn Kilometer. Und auch die Aschemenge insgesamt ziemlich klein. Auf 270 Millionen Kubikmeter wird sie geschätzt. So viel Material setzen richtig starke Vulkanausbrüche schon mal innerhalb weniger Stunden frei.
"It was not extraordinary!"
Nein, er war wirklich nicht außergewöhnlich, der Ausbruch des Eyjafjallajökull auf Island im April und Mai 2010. Das stellt auch Pierfrancesco Dellino noch einmal fest, Professor für Vulkanologie an der Universität von Bari in Italien. Und doch hielten sich Ascheschwaden aus dem Vulkan damals wochenlang in der Luft und behinderten den Flugverkehr in Europa. Zeitweilig ging gar nichts mehr – aus Angst, die Partikel könnten Jet-Triebwerke verstopfen. Warum sank die Vulkanasche nur so langsam zu Boden? Dellino und sechs andere Geowissenschaftler haben sich die Krümelchen noch einmal ganz genau angeschaut, unter dem Spezial-Mikroskop. Die meisten der feinen Partikel waren demnach nicht rund wie gewöhnliche Staubkörner, sondern unregelmäßig geformt und häufig langgestreckt - wie kleine fliegende Teppiche ...
"Bei einem runden Partikel ist die Oberfläche im Vergleich zu seinem Volumen klein. Dadurch sinkt er leichter ab und kann schneller aus der Atmosphäre fallen. Ein sehr unregelmäßig geformtes Teilchen dagegen hat eine große Oberfläche und damit auch einen höheren Luftwiderstand. Es neigt dazu, sich länger in der Luft zu halten und weiter transportiert zu werden. Das ist wie mit Schneeflocken: Sie sinken viel langsamer zu Boden als Regentropfen."
Hinzu kam die Winzigkeit der Partikel. Die meisten waren nur wenige Mikrometer groß und deshalb sehr leicht. Auch dadurch segelten sie so lange durch die Luft. Der Ausbruch des Eyjafjallajökull begann als heftige Dampfkessel-Explosion. So nennt man Eruptionen von Gletschervulkanen wie auf Island. Bei ihnen kommt das Eis mit dem heißen Magma in Berührung und verdampft schlagartig. Die Eruption wird dadurch so stark, daß es das Magma in winzigste Stücke zerreißt. Doch das war nicht die ganze Zeit so, wie Dellino und seine Kollegen jetzt schreiben. Gegen Ende des Ausbruchs sei gar kein Gletschereis mehr verdampft. Dennoch habe der Eyjafjallajökull unverändert feinsten Vulkanstaub ausgespien:
"In der letzten Phase der Eruption entstanden im vulkanischen Magma sehr viele Gas-Bläschen. Man muss wissen: Magma enthält immer auch geringe Anteile Wasser. Wenn es aufsteigt und schließlich mit der Außenluft in Berührung kommt, verdampft das Wasser und bildet dann Blasen. Das ist wie mit Kohlendioxid in Coca-Cola: Öffnet man die Flasche, bilden sich Bläschen. Wenn Magma sehr viele Wasserdampf-Blasen enthält, kann es bei der Eruption sehr stark zerrissen werden. Genau das ist am Ende beim Eyjafjallajökull passiert."
Das Bild sei komplizierter als gedacht, folgert Pierfrancesco Dellino. Ausbrüche von Gletscher-Vulkanen auf Island seien nicht unbedingt stete Dampfkessel-Explosionen, wie man annehmen könnte:
"Es gibt keine in Stein geschriebenen Gesetze, wenn es um Vulkane geht. Ich habe jetzt schon einige isländische Vulkane untersucht. In den meisten Fällen gab es beides. Phasen, in denen Wasser eine große Rolle spielte. Und andere, in denen das nicht so war. Kein Ausbruch gleicht dem anderen."
Deswegen könne man auch nicht genau sagen, was beim nächsten Ausbruch eines Vulkans auf Island geschehen werde. Ob er wieder genau so viel Feinstaub ausstößt wie der Eyjafjallajökull – und ob erneut Flugverbote nötig sein werden. Das lasse sich nur ermitteln durch sofort eingeleitete Messungen direkt in der Rauchfahne, sagt der italienische Experte und würde sich eine Vulkan-Task-Force wünschen, zu der auch das deutsche Forschungsflugzeug Falcon gehören sollte. Es ist nämlich in der Lage, unbeschadet durch Vulkanasche zu fliegen:
"That's what we need. But we are not at this point."
Das ist es, was wir brauchen. Aber so weit sind wir noch nicht.
"It was not extraordinary!"
Nein, er war wirklich nicht außergewöhnlich, der Ausbruch des Eyjafjallajökull auf Island im April und Mai 2010. Das stellt auch Pierfrancesco Dellino noch einmal fest, Professor für Vulkanologie an der Universität von Bari in Italien. Und doch hielten sich Ascheschwaden aus dem Vulkan damals wochenlang in der Luft und behinderten den Flugverkehr in Europa. Zeitweilig ging gar nichts mehr – aus Angst, die Partikel könnten Jet-Triebwerke verstopfen. Warum sank die Vulkanasche nur so langsam zu Boden? Dellino und sechs andere Geowissenschaftler haben sich die Krümelchen noch einmal ganz genau angeschaut, unter dem Spezial-Mikroskop. Die meisten der feinen Partikel waren demnach nicht rund wie gewöhnliche Staubkörner, sondern unregelmäßig geformt und häufig langgestreckt - wie kleine fliegende Teppiche ...
"Bei einem runden Partikel ist die Oberfläche im Vergleich zu seinem Volumen klein. Dadurch sinkt er leichter ab und kann schneller aus der Atmosphäre fallen. Ein sehr unregelmäßig geformtes Teilchen dagegen hat eine große Oberfläche und damit auch einen höheren Luftwiderstand. Es neigt dazu, sich länger in der Luft zu halten und weiter transportiert zu werden. Das ist wie mit Schneeflocken: Sie sinken viel langsamer zu Boden als Regentropfen."
Hinzu kam die Winzigkeit der Partikel. Die meisten waren nur wenige Mikrometer groß und deshalb sehr leicht. Auch dadurch segelten sie so lange durch die Luft. Der Ausbruch des Eyjafjallajökull begann als heftige Dampfkessel-Explosion. So nennt man Eruptionen von Gletschervulkanen wie auf Island. Bei ihnen kommt das Eis mit dem heißen Magma in Berührung und verdampft schlagartig. Die Eruption wird dadurch so stark, daß es das Magma in winzigste Stücke zerreißt. Doch das war nicht die ganze Zeit so, wie Dellino und seine Kollegen jetzt schreiben. Gegen Ende des Ausbruchs sei gar kein Gletschereis mehr verdampft. Dennoch habe der Eyjafjallajökull unverändert feinsten Vulkanstaub ausgespien:
"In der letzten Phase der Eruption entstanden im vulkanischen Magma sehr viele Gas-Bläschen. Man muss wissen: Magma enthält immer auch geringe Anteile Wasser. Wenn es aufsteigt und schließlich mit der Außenluft in Berührung kommt, verdampft das Wasser und bildet dann Blasen. Das ist wie mit Kohlendioxid in Coca-Cola: Öffnet man die Flasche, bilden sich Bläschen. Wenn Magma sehr viele Wasserdampf-Blasen enthält, kann es bei der Eruption sehr stark zerrissen werden. Genau das ist am Ende beim Eyjafjallajökull passiert."
Das Bild sei komplizierter als gedacht, folgert Pierfrancesco Dellino. Ausbrüche von Gletscher-Vulkanen auf Island seien nicht unbedingt stete Dampfkessel-Explosionen, wie man annehmen könnte:
"Es gibt keine in Stein geschriebenen Gesetze, wenn es um Vulkane geht. Ich habe jetzt schon einige isländische Vulkane untersucht. In den meisten Fällen gab es beides. Phasen, in denen Wasser eine große Rolle spielte. Und andere, in denen das nicht so war. Kein Ausbruch gleicht dem anderen."
Deswegen könne man auch nicht genau sagen, was beim nächsten Ausbruch eines Vulkans auf Island geschehen werde. Ob er wieder genau so viel Feinstaub ausstößt wie der Eyjafjallajökull – und ob erneut Flugverbote nötig sein werden. Das lasse sich nur ermitteln durch sofort eingeleitete Messungen direkt in der Rauchfahne, sagt der italienische Experte und würde sich eine Vulkan-Task-Force wünschen, zu der auch das deutsche Forschungsflugzeug Falcon gehören sollte. Es ist nämlich in der Lage, unbeschadet durch Vulkanasche zu fliegen:
"That's what we need. But we are not at this point."
Das ist es, was wir brauchen. Aber so weit sind wir noch nicht.