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In Deutschland stockt der Breitbandausbau

Deutschland tritt beim Breitband-Ausbau auf der Stelle. Gerade einmal 8,5 Prozent der Haushalte sind direkt an ein Glasfaser-Netz angeschlossen. Die Gründe: bürokratische Hürden und fehlende Kapazitäten der Baubranche. In Dänemark geht der Ausbau deutlich schneller voran.

Von Jan Rähm |
    Ein Arbeiter verlegt bei Degerndorf in Bayern ein Glasfaserkabel
    Deutschland könnte beim Breitbandausbau von Dänemark lernen, der dort durch private Unternehmen vorgenommen wird (imago / Lennart Preiss)
    Die Bundesregierung scheint mit dem Fortgang des Breitband-Ausbaus in Deutschland ganz zufrieden. Der Bundesminister für Verkehr und digitale Infrastruktur, Andreas Scheuer, vermeldet zum Auftakt der Jahrestagung des Bundesverbands Breitbandkommunikation Breko:
    "Mitte 2018 waren rund 83 Prozent der Haushalte in Deutschland mit Anschlüssen versorgt, die mindestens 50 Mbit/s im Downstream bereitstellen."
    Viele Probleme beim Breitband-Ausbau
    Vom ausgegebenen Breitband-Ziel der Bundesregierung 2025 mit flächendeckendem Glasfaserausbau ist das jedoch noch weit entfernt. Die Antwort auf eine Kleine Anfrage der FDP-Fraktion ergab in dieser Woche, dass erst 8,5 Prozent der deutschen Haushalte direkt an Glasfaser-Netze angeschlossen sein. Es müssen also noch viel mehr Glasfaser-Leitungen unter die Erde. Doch da gibt es einige Probleme, erklärt Iris Henseler-Unger, ehemalige Vizepräsidentin der Bundesnetzagentur und heute Geschäftsführerin der Beratungsfirma WIK. Deren Studie zum Engpass Tiefbau hat festgestellt,
    "Dass es im Tiefbau-Bereich viele Probleme gibt, die möglicherweise auch mit dem Tiefbauunternehmen selbst zu tun haben, mit Kapazitätsengpässen und Qualifikationsengpässen. Aber auch Probleme mit den genehmigenden Gemeinden, mit dem Einsatz innovativer Verlegeverfahren und auch insbesondere bei Telekommunikationsunternehmen die Bereitschaft, neue Wege zu gehen. Das insgesamt führt dazu, dass der Tiefbau zum Glasfaserausbau ein Problem ist."
    Sprich: Die Leitungen kommen nicht unter die Erde. Zum Engpass freier Kapazitäten bei den Bauunternehmen führt unter anderem die rege Bautätigkeit in Deutschland. Für Neuaufträge steigen so außerdem die Preise. Großunternehmen der Baubranche sind am Breitband-Leitungsbau zudem kaum beteiligt. Im Ergebnis finden die Breitband-Unternehmen immer weniger Baufirmen, die die Kabel verlegen.
    Ausweg aus dem Breitband-Ausbau-Engpass
    Einige Unternehmen haben, so hieß es in Berlin, den Engpass mit herbeigeführt, indem sie unternehmenseigene Baukapazitäten in den vergangenen Jahren abgeschafft oder ausgelagert hätten. Ein Ausweg könnten nun innovative Verlegeverfahren sein. So wird beispielsweise beim Trenching nur ein dünner Spalt gesägt, in den das Kabel gelegt und anschließend alles verschlossen wird. Oder die Verlegung per Erdrakete, bei der erst ein Stahlrohr unter hohem Druck durchs Erdreich getrieben und anschließend das Kabel verlegt wird. Auch die oberirdische Verlegung der Glasfaser an herkömmlichen Kabelmasten biete sich auf Überland-Strecken an. Alles schneller und kostengünstiger als die herkömmliche Verlegung in 60 Zentimeter tiefen Gräben. Doch: Die innovativen Methoden scheitern noch oft.
    "Das ist tatsächlich so, dass Gemeinden, die mit einem solchen Antrag konfrontiert sind, sich bei der Genehmigung besonders lange Zeit lassen, weil sie besonders intensiv prüfen. Und das ist natürlich nicht der Sinn der Sache. Wir wollen ja innovative Methoden einsetzen, um schneller und effizienter zu sein beim Glasfaserausbau. Da sollte man die Zeit, die man spart beim Ausbau, nicht durch Genehmigungsverfahren auffressen."
    Förderprogramm dosieren
    Schneller sein in der Bürokratie will auch die Bundesregierung. Bundesminister Scheuer erklärt, man habe die Bearbeitung von Förderanträgen massiv beschleunigt. Bis zu sechs Monate früher komme nun der Bescheid. Außerdem stelle man den Kommunen Berater an die Seite, die hinsichtlich der Fördermöglichkeiten informieren und helfen.
    Die Breitbandförderung durch Bund, Länder und Kommunen sieht Breko-Geschäftsführer Stephan Albers allerdings kritisch. Denn erstens sei genug Geld da und zweitens hätten die Unternehmen mittlerweile auch stabile Geschäftsmodelle für den Glasfaser-Ausbau gefunden.
    "Wir müssen aufpassen, dass wir nicht in eine Überförderung reinkommen. Wir haben schon ein voluminöses Förderprogramm. Das muss jetzt zunächst einmal verbaut werden. Breko ist kein Förderverein. Wir stehen für eigenwirtschaftlichen Ausbau. Wir müssen dafür Sorge tragen, überall da wo es wirtschaftlich geht, muss es auch noch möglich sein. Man muss Förderprogramme dosieren und man muss sie da einsetzen und nur da einsetzen, wo es eigenwirtschaftlich nicht geht."
    Dass es auch ohne großartige finanzielle Förderung geht, zeigt Dänemark. Eine Woche vor dem Breitband-Kongress sagte der Chef des dänischen Industrieverbands Lars Frelle-Petersen auf dem Verwaltungskongress Smart Country Convention:
    "In Dänemark waren keine öffentlichen Mittel involviert. Die Breitbandverbreitung wird von privaten Unternehmen betreut und sie verbreiten es. Und es gibt heute viele verschiedenen Arten, wie man Breitband in seinem Haus bekommen kann und das bedeutet gute Konkurrenz und die Preise sind sehr niedrig. Die Erkenntnis war von der politischen Ebene her, dass öffentliche Kronen eigentlich diese Verbreitung verhindert, weil alles setzt sich hin und wartet darauf, diese Kronen zu bekommen."