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Schnellkurs Mathematik

Der "Schnellkurs Mathematik" erzählt in vielen kleinen Geschichten, wie das Rechnen erfunden wurde und wie die moderne Mathematik funktioniert. Er ist ein spannender Ausflug in die Wissenschaftsgeschichte der Mathematik – auch für Rechenfaule.

Von Dagmar Röhrlich | 06.04.2008
    Sicherlich, sie ist einfach offensichtlich – aber eigentlich denkt man nie über sie nach, weil sie so selbstverständlich erscheint: die Null. Wie sollte man ohne sie rechnen? Genau das haben viele Generationen von Mathematikern über Jahrtausende hinweg gemacht, denn die Null musste erst "erfunden" werden. Wir verdanken sie indischen Gelehrten, die sie uns im Mittelalter schenkten. Und nicht nur die Null: Von ihnen erbten wir auch unser Zehnerzahlensystem. Dank ihrer Erfindung ist Rechnen einfach geworden. Man stelle sich dazu im Vergleich dazu nur das römische System mit seinen X und V und Strichen vor – ein Alptraum. Ein Dank also an die Inder – und an Wolfgang Blum, der uns mit seinem Buch "Schnellkurs Mathematik" einen höchst unterhaltsamen Einblick in die Geschichte der "Königin aller Wissenschaften" gewährt.

    Und ein Dank an ihn, dass er dem Sog einer seltsamen Sucht widersteht, die derzeit dafür sorgt, dass selbst gestandene Professoren uns die Mathematik anbieten wie eine hässliche Kusine, die unter die Haube gebracht werden soll: "Habt sie doch lieb, sie ist doch so nützlich – Rechnen macht so viel Spaß, es macht intelligent – und die ganze Welt ist Mathematik, glaubt uns". Das mag alles stimmen, aber die Mathematik hat diese Anbiederei nicht nötig, weiß Wolfgang Blum. Und schon das lässt dieses kleine Buch aus der Masse der gerade erschienenen Mathematikbücher herausstechen. Denn Mathematik – was in Deutsche übersetzt so viel heißt wie die Kunst des Lernens – muss nicht wie sauer Bier angepriesen werden.

    Wolfgang Blum hingegen beschreibt uns die historische Entwicklung der Mathematik von der Frühgeschichte und Antike über das Mittelalter, die Renaissance und die Aufklärung bis hin zum 20. Jahrhundert. Er stellt für jede Epoche die wichtigsten mathematischen Ideen vor und die Persönlichkeiten, die sie entwickelt haben. Und wir erfahren, wie mathematische Theorien, die als abstrakte Gedankengänge beginnen, eines Tages – und oft sehr viel später – praktische Bedeutung erlangen. Beispiel: "Boolesche Algebra". Auf diesem binären Zahlensystem beruht heute die Computertechnik – und die Anfänge stammen aus dem 17. Jahrhundert. Die Arbeit von Gottfried Wilhelm Leibniz wurde im 19. Jahrhundert von George Boole fortgesetzt. Und dem verdanken die Codes von 0 und 1 ihren Namen. Ein anderes Beispiel: Die moderne Physik könnte ohne die komplexen Zahlen nicht mehr auskommen, und die gehen auf Leonhard Euler zurück – und damit auf das 18. Jahrhundert, die Zeit der Aufklärung.

    Das Urteil über den Schnellkurs Mathematik: Es gibt viel zu entdecken – und es ist äußerst lesenswert.

    Wolfgang Blum: Schnellkurs Mathematik
    ISBN 978-3-8321-7762-1
    DuMont Buchverlag, 191 Seiten, 14,90 Euro