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Schnelltests für COVID-19
Wie die Tests für das Coronavirus funktionieren

Die aktuellen Tests für das Coronavirus können in wenigen Stunden zeigen, ob jemand infiziert ist. Eine höhere Effizienz ließe sich mit besserer Logistik erreichen. Dennoch sei es nicht sinnvoll, "jeden mit einem Husten auf Corona zu testen", sagte Wissenschaftsredakteur Volkart Wildermuth im Dlf.

Von Volkart Wildermuth |
In einem Coronavirus-Testzentrum in Baden-Württemberg gibt eine Ärztin ein Abstrichstäbchen im Plastikröhrchen in einen Plastikbeutel.
Coronavirus-Testzentrum in Baden-Württemberg. Bundesregierung und EU wollen mehrere Milliarden Euro für das Gesundheitswesen bereitstellen, (Felix Kästle / dpa )
Ein Abstrich aus Nase und Rachen, dann kommt die Probe ins Labor - die aktuellen Tests für das neuartige Coronavirus wurden schnell entwickelt und können in gut fünf Stunden zeigen, ob jemand infiziert ist oder nicht. Je nach der Größe der Laborgeräte kann man auch parallel viele Proben in kurzer Zeit verarbeiten. Dennoch dauert es aus logistischen Gründen oft länger, bis das Ergebnis feststeht. "Der Flaschenhals, das sind am Ende nicht die Geräte, sondern die Menschen, die sie füttern und die die Ergebnisse auswerten müssen", sagte Wissenschaftsredakteur Volkart Wildermuth im Dlf.
Die aktuellen Tests weisen das Erbgut des Virus nach und sind wirklich empfindlich, erklärt Wildermuth. Im Labor wird die Probe in eine PCR-Maschine gesteckt, welche genau definierte Abschnitte das Virengenoms gezielt mehrfach verdoppelt. So entsteht ein exponentieller Verlauf - wie bei der Virusverbreitung - bis nach mehreren Stunden eine große Menge entsteht, die sich einfach nachweisen lässt. Der Vorteil der PCR: "Sie erwischt auch kleinste Spuren der Viren, da rutscht also kein Infizierter durch. Das kann auch ein Nachteil sein, wenn man testen will, wann ist jemand wieder gesund? Dann reagiert die PCR noch, wenn vielleicht gar nicht mehr genug Virus da ist, um andere zu infizieren."
Wie gefährlich ist das neue Coronavirus?
Die Zahl der Infizierten mit dem Coronavirus SARS-CoV-2 steigt trotz Gegenmaßnahmen vieler Regierungen weiter - auch in Deutschland. Die Weltgesundheitsorganisation hat Ende Januar den "internationalen Gesundheitsnotstand" ausgerufen.
Alternative Tests
Es werde aktuell auch an Tests gearbeitet, die nicht das Erbgut des Erregers nachweisen, sondern seine Eiweiße, erklärt Wissenschaftsredakteur Wildermuth. Sie würden ähnlich wie ein Schwangerschaftstest funktionieren und schon nach etwa 20 Minuten ein Ergebnis liefern, direkt in der Arztpraxis. "Das Problem: Diese Tests zu entwickeln ist aufwändig, weil man erst die Eiweiße des neuen Coronavirus herstellen und dann die passenden Antikörper in Tieren erzeugen muss. Also ein wichtiges Feld, aber noch nicht auch nur in der Nähe der Markeinführung."
Es gebe aber auch Tests, die die Reaktion des menschlichen Körpers anzeigen, zum Beispiel vom deutschen Unternehmen PharmAct. "Der ist auch CE-zertifiziert, kann also eingesetzt werden." Dabei wird ein Tropfen Blut untersucht. "20 Minuten später zeigen bunte Striche ähnlich wie beim Schwangerschaftstest an: Ja, diese Person hatte Kontakt zu dem neuen Coronavirus. Er oder sie hat nämlich Antikörper gebildet."
Eine Mitarbeiterin eines Krankenhauses nimmt während eines Pressetermins zum Start einer "Drive-In"-Teststation für den Coronavirus eine Probe durch ein Autofenster.
Entwicklung von Schnelltests
Bei Verdacht einer Infektion mit dem neuartigen Coronavirus brauchen Betroffene und besonders Risikogruppen schnell Gewissheit. Die etablierten Nachweisverfahren benötigen aber noch sehr viel Zeit. Hoffnungen setzt man daher auf die zeitnahe Entwicklung von Schnelltests.
Der Test könne sogar zwischen zwei unterschiedlichen Antikörperformen unterscheiden: "Die sogenannten IgM werden schon einige Tage nach der Infektion gebildet und verschwinden dann wieder. Sie können also eine akute Infektion nachweisen. Die IgG-Antikörper entstehen später, aber sie bleiben dann auch über lange Zeit bestehen." Bei diesem Test fehlen aber noch die klinischen Studien - so rate der Freiburger Virologe Marcus Panning zur Vorsicht, sagte Wildermuth.
Zudem würden Antikörper erst nach ein paar Tagen gebildet. In der Phase davor sei der Test sozusagen "blind", die Patienten aber schon infektiös. "Das ist gerade bei der Überprüfung der Kontaktpersonen von Infizierten wichtig. Und wenn die Leute gesund sind, dann haben sie immer noch Antikörper und der Test reagiert weiter positiv. Also für die Entlassung aus dem Krankenhaus eignet sich der Test auch nicht."
Allerdings habe dieser Test den Vorteil, dass er Immunschutz gegen SARS CoV 2 anzeigen könne. "Wer also die Krankheit durchgemacht hat, vielleicht ohne es zu merken, der bekommt durch den Test Sicherheit, ja ich kann mich nicht mehr anstecken." Solche Personen könnten dann ohne große Vorkehrungen die Versorgung von Corona-Patienten übernehmen und aus ihrem Blut könnten sich schützende Antikörper gewinnen lassen. Das sei aber alles Zukunftsmusik, so Wildermuth. Bis dahin gilt: "Die PCR wird der Goldstandard bleiben."
Massentests möglich - aber nicht sinnvoll
Verschiedene Unternehmen bieten PCR-Geräte an, die viele Proben in kürzerer Zeit verarbeiten können. "Diese Geräte sind allerdings nur in sehr großen Laboren verfügbar, aber da können sie helfen, sehr viele Proben parallel zu analysieren. Wobei zurzeit die nötigen Reagenzien nicht immer und überall verfügbar sind", erläutert Wildermuth. Massentests wären also möglich und Deutschland teste schon sehr viel - in Laboren an den Kliniken und Privatlaboren.
"Aber jeden mit einem Husten werden wir auch in Zukunft nicht auf Corona prüfen können", sagte Wildermuth. Das sei auch nicht sinnvoll, "denn neben Corona sind ja viel, viel mehr andere Erkältungserreger unterwegs zumindest zurzeit noch. Und so ist die überwiegende Mehrheit der Corona-Tests auch nach wie vor negativ." Es gilt nach wie vor: Nur wer Symptome wie Husten und Fieber hat und zusätzlich Kontakt zu einem Infizierten oder in einem Risikogebiet war, wird getestet - alle anderen nicht.