Nachdem zu Beginn der Corona-Pandemie vor allem Menschen mit Symptomen einer Covid-19-Erkrankung getestet wurden, ist die Teststrategie mehrfach angepasst worden: Alle Bürger haben einmal pro Woche Anspruch auf einen kostenlosen Corona-Schnelltest. Durchgeführt werden kann dieser von Ärzten, Teststationen oder ausgewählten Apotheken. Am 12. April wurde außerdem eine Testpflicht für Unternehmen beschlossen.
Auch Corona-Selbsttests für den Hausgebrauch sind eine Alternative, die das bisherige Testangebot ergänzen sollen.
Es gibt weltweit mehr als 350 verschiedene Tests, die sich grob in drei Kategorien gliedern lassen: PCR-, Antigen- und Antikörpertest.
1. PCR-Test
Der PCR-Test gilt als "Goldstandard" unter den Tests. Geschultes medizinisches Personal entnimmt Sekret aus dem Rachenraum der getesteten Person, indem es spezielle Wattestäbchen weit in den Mund und beide Nasenlöcher einführt. Die Proben werden in speziellen Laboren ausgewertet und weisen das Erbgut des Erregers SARS-CoV-2 direkt nach. PCR-Tests gelten als sehr empfindlich, aufwendig, teuer, aber auch als langsam. Mittlerweile gibt es auch PCR-Schnelltests, die in mobilen Geräten vor Ort in weniger als einer Stunde ausgewertet werden können.
Auch als Lollytests können PCR-Tests durchgeführt werden. Das schafft höhere Akzeptanz vor allem bei Kindern und Jugendlichen, denn diese müssen nur an den Wattestäbchen nuckeln, der unangenehme Abstrich entfällt. Pilotprojekte etwa an Kölner Schulen und Kindergärten versprechen unkomplizierte Abwicklungen und gute Umsetzbarkeit von Teststrategien.
Die Sensitivität von Lollytests liege zwischen einem PCR-Test mit Rachenabstrich und einem Antigenschnelltest, sei also sehr günstig,
sagte Prof. Florian Klein im Dlf, Leiter der Virologie an der Kölner Uniklinik und Mit-Enwickler der Methode
. In Köln werde der Lollytest inzwischen allen Kitas und ergänzend auch Schulen angeboten. Man sei zudem in enger Absprache mit dem Land NRW, um ihn künftig auch in anderen Städten anzuwenden. Dass diese Methode vergleichsweise spät entwickelt wurde, habe damit zu tun, dass lange Zeit über die Bedeutung von Kindern im Infektionsgeschehen diskutiert wurde. Nun sei klar, dass auch sie erkranken und mit den neuen Virusvarianten habe sich das Problem verschärft.
2. Schnelltests: Professionell angewendete Antigentests
Ein Antigentest funktioniert wie ein Schwangerschaftstest: Er forscht nach bestimmten Eiweiß-Molekülen, die charakteristisch für die Viren sind, und zeigt das Ergebnis auf einem Teststreifen an. Das geht schneller als bei einem klassischen PCR-Test. Antigentests werden deshalb auch Schnelltests genannt und als solche angeboten. Die Probenentnahme erfolgt wie beim PCR-Test als Abstrich mit einem langen Stäbchen, das tief in Nase oder Rachen eingeführt wird, und sollte ebenfalls nur von geschultem Personal gemacht werden.
Solche professionell durchgeführte Schnelltests erlauben negativ Getesteten zum Beispiel Flugreisen, Einreisen aus einem Risikogebiet oder auch Klinik-, Pflegeheim- oder Zoobesuche. Einmal die Woche hat jeder Bürger Anspruch, einen solchen Antigentest bei Ärzten, Testzentren oder ausgewählten Apotheken kostenlos durchführen zu lassen. Sie sind mittlerweile auch in der Apotheke erhältlich, allerdings nicht für Privatpersonen.
3. Selbsttests für zu Hause
Mittlerweile sind in Deutschland einige Schnelltests für den Hausgebrauch zugelassen und es wird erwartet, dass weitere Tests von verschiedenen Herstellern bald Zulassungen erhalten. Diese Selbsttests werden in Apotheken, Discountern wie Aldi und Lidl, Drogeriemärkten wie dm oder Rossmann und im Internet verkauft.
Bei den Selbsttests handelt es sich um Antigentests, die leichter zu handhaben sind als die bisherigen Antigen-Schnelltests. Sie können deshalb auch von Privatpersonen zu Hause angewendet werden - etwa weil der Abstrich in der Nase viel weiter vorne gemacht wird. Einer Studie der Berliner Charité hat ergeben, dass auch Laien auf diese Art zuverlässig testen. Eine andere Testvariante sind Spuck- oder Gurgeltests, bei denen mit einer Lösung gegurgelt und anschließend das ausgespuckte Gurgelwasser untersucht wird.
Verglichen mit dem PCR-Test muss beim Antigentest - egal ob professionell entnommen oder als Selbsttest - eine deutlich höhere Virenmenge in der entnommen Probe vorhanden sein, damit dieser positiv ausfällt. Das bedeutet, dass die Fehlerquote bei den Antigentest höher ist als bei PCR-Tests. Es kann vorkommen, dass eine Person mit SARS-CoV2 infiziert ist, die Virenlast aber noch unter der Nachweisgrenze für Antigentest liegt und der Test deshalb trotz Infektion negativ ausfällt. Schon nach einigen Stunden könnte die Person so viele Vieren gebildet haben, dass sie dann auch infektiös ist. Daher sind Antigentest nur als eine Momentaufnahme zu verstehen, die eine Aussage darüber treffen, ob man zum Zeitpunkt des Tests infektiös war oder nicht. Die Testergebnisse sind maximal wenige Stunden nach der Probenentnahme gültig.
Selbsttests können negativ Getesteten Sicherheit vor privaten Treffen bringen oder - unter Aufsicht durchgeführt - sogar an bestimmten Orten den Zutritt ermöglichen: etwa bei Friseuren oder Pflegeheimen.
4. Antikörpertest (serologische Tests, ELISA)
Ein Antikörpertest sucht Antikörper im Blut, die spezifisch gegen ein Virusprotein gerichtet sind. Dadurch lässt sich feststellen, ob der Körper eine Infektion durchgemacht hat. Die Blutprobe wird im Labor ausgewertet, kann als Schnelltest aber auch auf eine Testkassette gegeben werden, die sich bei positivem Befund verfärbt.
Die Tests, allen voran der PCR-Test, gelten laut RKI als sehr zuverlässig. Die Hersteller geben eine Genauigkeit von über 99 Prozent an - ganz fehlerfrei sind sie damit nicht. Der PCR-Test ist so empfindlich, dass er schon geringste Bruchstücke von SARS-CoV-2 nachweisen kann - selbst wenn die Infektion bereits abklingt und der Patient nicht mehr ansteckend ist.
Der unempfindlichere Antigentest liefert dagegen vor allem die Antwort auf die Frage, ob der Patient zum Testzeitpunkt ansteckend ist oder nicht, also viele Viren im Rachen hat. Sich gerade erst anbahnende Infektionen könnte er aber übersehen. So finden selbst die besten Schnelltests im Vergleich mit dem PCR-Test weniger Infizierte. Die Tests, die die Standards der WHO aufweisen, sollen eine Sensivität von über 80 Prozent aufweisen - allerdings haben nicht alle Tests diese Standards. So schwankt die Zuverlässigkeit der Tests von Hersteller zu Hersteller, warnt ein aktualisierter Crochane Review.
Ein Antikörpertest könnte auch bei Antikörpern Alarm schlagen, die der Körper gegen ein anderes Coronavirus gebildet hat. Auch der Zeitpunkt ist entscheidend: Der Körper weist erst nach einiger Zeit Antikörper auf.
Wer typische Symptome oder Kontakt zu Infizierten hatte, sollte sich telefonisch beim Hausarzt, unter der Nummer 116 117 (ärztlicher Bereitschaftsdienst) oder beim Gesundheitsamt melden. Nicht alle Arztpraxen führen Coronatests durch. Alternativ gibt es Corona-Testzentren und andere örtliche Test- und Abstrichzentren etwa an Apotheken, Flughäfen, Bahnhöfen, Universitätskliniken. Auch Gesundheitsämter und bestimmte Labore führen Tests durch. Diese bieten teilweise sogar "Drive-in-Testungen" an, bei denen man im Auto sitzen bleiben kann. Das Infektionsschutzgesetz besagt, das alle Infektionskrankheiten wie Covid-19 gemeldet werden müssen - und zwar durch medizinisches Personal. Das Ergebnis wird dann noch einmal mit einem PCR-Test überprüft.
Die gesetzliche Krankenkasse übernimmt laut der Testverordnung des Bundesgesundheitsministers die Kosten für bestimmte Personengruppen. Ebenso übernehmen die Krankenkassen die PCR-Test-Kosten, wenn ein Arzt einen begründeten Verdacht hat, dass eine Person sich mit dem Coronavirus infiziert hat. Für die Schnelltests in ihren Einrichtungen (Schulen, Kitas) sind die Länder zuständig. Schnelltests der Belegschaft in Firmen oder der Kundschaft in Einzelhandel und Restaurants müssen die Unternehmen selbst tragen.
Der Bund übernimmt dagegen die Kosten für die Schnelltests, die individuell in Testzentren, Apotheken oder Praxen durchgeführt werden. Ein Antigentest pro Woche ist für jeden Bürger kostenlos. Allerdings ist die Coronavirus-Testverordnung dahingehend auch etwas schwammig formuliert. Hier heißt es in § 5 Abs. 1 Satz 2 der Verordnung: "Testungen nach § 4a können im Rahmen der Verfügbarkeit von Testkapazitäten mindestens einmal pro Woche in Anspruch genommen werden". Das heißt, eine wirkliche Beschränkung gibt es eigentlich nicht.
Freiwillige Selbsttest oder Laientests müssen selbst bezahlt werden. Die Kosten dafür liegen im Schnitt zwischen 4 und 10 Euro.
Freiwillige Selbsttest oder Laientests müssen selbst bezahlt werden. Die Kosten dafür liegen im Schnitt zwischen 4 und 10 Euro.
In den meisten Fällen erhält man innerhalb von 24 Stunden ein Ergebnis. Klassische PCR-Tests müssen in Laboren ausgewertet werden, das dauert drei bis vier Stunden. Ein Bluttest dauert ungefähr eine Stunde.
Die Labore übermitteln das Ergebnis dann an die jeweiligen Arztpraxen, Abnahmestellen oder Kliniken, diese wiederum informieren den Patienten. Das kann insgesamt je nach Probenaufkommen - vor allem bei negativen Ergebnissen - mitunter Tage dauern. Eine schnellere Kommunikation bietet das Internet: Testergebnisse sind mittlerweile oft online abrufbar, werden per SMS an das Handy geschickt oder sogar in Echtzeit per App übermittelt.
Schneller geht es mit dem PCR-Schnelltest, hier kann das Ergebnis innerhalb einer Dreiviertelstunde vorliegen. Antigentests liefern bereits innerhalb einer Viertelstunde ein Ergebnis liefern und sind damit auch in Einrichtungen oder bei Veranstaltungen vor Ort und gut einsetzbar. Die Antigentests für zu Hause liefern ein ähnlich schnelles Ergebnis.
Quelle: (RKI, WHO, og, Volkart Wildermuth)