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Schön, sicher

Privatanleger und Investoren flüchten zurzeit geradezu in Gold - hoch im Kurs stehen Schmuck, Münzen und Goldbarren jeder Größe. Im harten Wirtschaftsleben hat dieser Drang zum Gold einen guten Grund.

Von Christoph Birnbaum | 21.12.2010
    "Wir schmelzen die Form in Barrenform. In 50 mal 50er Form. Da drinnen werden sie auf andere Maßhaltigkeit verbracht, mit einer gewissen Verdichtung und auf eine gewisse Größe gebracht."

    Was hier unter den Schlägen des Schmiedehammers bearbeitet wird, ist ein sehr begehrtes Material: Gold! Ralf Gasche, Gruppenleiter in der Edelmetallschmelze der Firma Heraeus hat in diesen Zeiten gut zu tun. Denn das Familienunternehmen im hessischen Hanau hat sich auf alles rund um das Schmelzen von Edelmetallen spezialisiert. Und hier ganz besonders auf - Gold.

    "Hier tun wir Edelmetall-Rückläufe von Kunden tun wir hier aufarbeiten. Das heißt: Wir schmelzen die Rückläufe ein und granulieren die, sodass wir große Oberflächen herstellen, um sie anschließend in Säurelösung besser scheiden zu können, um dann hinterher die Reinmetalle wiedergewinnen zu können, die wir dann wieder hier einsetzen, um irgendwelche anderen Bestellungen von Kunden in Sachen Edelmetall wieder bedienen zu können."

    Und die wollen in erster Linie das physische Gold in Form von Goldbarren haben. Keine Gold-Zertifikate oder Beteiligungen an Minengesellschaften. Seit dem Zusammenbruch von Lehman Brothers ahnen Käufer, wie wenig Zertifikate im Zweifelsfall wert sein können. Und so ist die Nachfrage nach Gold riesig.

    Noch nie war das Metall so wertvoll wie heute. In den vergangenen drei Jahren hat sich der Goldpreis mehr als verdoppelt – auf historische Höchststände. Zu Beginn des Jahres 2000 mussten nicht mehr als 300 Dollar je Feinunze bezahlt werden. Heute sind es bis zu 1400 Dollar je Feinunze, die an den Edelmetallbörsen verlangt werden – ein historischer Höchststand. Und was für Gold gilt, trifft auch auf Silber zu. Silber stieg in der letzten Zeit auf mehr als 28 Dollar je Feinunze und verteuerte sich damit sogar um gut 50 Prozent. Und ein Ende der Edelmetall-Rallye ist noch lange nicht abzusehen.

    Es ist ein Mix aus Zukunftsängsten und massenhaft verfügbarer Liquidität, billiges Geld also, das die Anleger in Rohstoffe und Edelmetalle treibt. Und so ist es im Moment nicht auszuschließen, dass der Goldpreis in den kommenden Tagen und Wochen noch weitere Rekordstände erreichen wird. Denn der Gold- oder Edelmetallboom ist auch ein Krisenindikator. Wer Gold kauft, misstraut dem Wert des Geldes, mit dem unsere Weltwirtschaft am Laufen gehalten wird. Denn bis vor Kurzem konnte man für sein Erspartes noch Zinsen erhalten. Davon kann heute - fast – keine Rede mehr sein. Folgerichtig suchen Anleger nach beständigen Werten. Gold wirft zwar keine Zinsen ab, kann aber auch nicht von Regierungen und Zentralbanken beliebig wie Geld vermehrt werden.

    Gold als Versicherung gegen die Angst - bei Heraeus braucht man nur ein paar Schritte heraus machen aus den Werkhallen der Edelstahlschmelze hin zu einem eher unauffälligen Neubau. Hier sitzen die Edelmetall-Händler der Hanauer Goldschmelze in einem Raum, vollgestopft mit Monitoren und Fernsehschirmen und beobachten an den Börsen der Welt, wie die Nachfrage von professionellen Investoren und Privatanlegern nach Gold, Silber und Platin steigt und steigt. Hier ist das Reich von Wolfgang Wrzesniok-Roßbach, Leiter Sales & Marketing von Heraeus.

    "Die Nachfrage nach Goldbarren ist in den vergangenen Jahren, insbesondere nach der Pleite von Lehman im Sommer 2008 dramatisch angestiegen. Wir haben eine Vervielfachung des Verkaufsvolumens gesehen an dieser Stelle. Viele Tonnen Gold, die pro Jahr in Form von Goldbarren über den Ladentisch gehen – und davon profitiert natürlich auch ein Stück weit Heraeus, weil das für uns ein Ausgleich war, auch gerade im Jahr 2009, im Vergleich zu einem zurückgehenden industriellen Geschäft. Insofern waren die Umsätze bei uns relativ ausbalanciert, und das lag eben ganz besonders an der erheblich gestiegenen Nachfrage nach Edelmetallen."

    Privatanleger und Investoren flüchten zurzeit geradezu in Gold. In erster Linie in Form von Schmuck, Münzen aber auch Goldbarren in jeder Größe: von der 100 Euro-Goldmünze mit geringem Goldanteil, über den Gramm-Barren bis zum Kilogramm puren Goldes. "Nach Golde drängt, am Golde hängt doch alles. Ach wir Armen", lässt Goethe im "Faust" das Gretchen sagen.

    Doch im harten Wirtschaftsleben hat der Drang zum Gold einen guten Grund. Und der ist in erster Linie in den USA zu suchen. Zur Ankurbelung der lahmenden US-Wirtschaft werfen die Währungshüter der amerikanischen Zentralbank, der Federal Reserve Bank, noch einmal die Notenpresse an und stellen bis Mitte nächsten Jahres weitere 600 Milliarden Dollar zur Verfügung. Das Anleihenkaufprogramm der Fed wertet den US-Dollar ab. Davon werden Gold und nahezu alle Rohstoffe profitieren, wenn Investoren und Privatanleger von Finanzanlagen in Rohstoffe umschichten. Denn die sind für sie angesichts der unaufhörlich laufenden Druckerpressen etwas Handfestes.

    Die Fed steht mit ihrer Geldvermehrungspolitik aber nicht alleine da. Irland wankt, vielleicht demnächst Portugal, der Euroraum steht unter enormem Druck. Deshalb tut es die Europäische Zentralbank, die EZB, in Frankfurt der amerikanischen Notenbank gleich: Sie kauft Staatsanleihen verschuldeter Länder auf und pumpt dadurch noch mehr billige Euros in den ohnehin schon gesättigten Geldkreislauf in Euroland. Billiges Geld, niedrige Zinsen und dazu noch hohe Staatsschulden - das lässt aber viele Menschen - vor allem in Deutschland - vornehmlich an eins denken: Inflation! In der Folge suchen sie nach Alternativen.

    Zurück in die Werkhallen der Edelmetallschmelze von Heraeus. Dort wird an einer eher altertümlich wirkenden Maschine gearbeitet, in der ein Metallstück mit einer Goldlegierung eingespannt ist.

    "Das gibt Brücken für Zähne zum Beispiel. Oder halt auch Kunstzähne, die dann noch irgendwie mit einer Keramik verbunden werden oder so weiter,"

    erklärt Gruppenleiter Ralf Gasche in der Edelstahlschmelze von Heraeus.

    Von Zahngold über Golddrähte auf Computer- und Handyplatinen zum Goldbarren – der Einsatz von Gold ist nahezu unerschöpflich. Man findet das Edelmetall heute in winzigsten Spuren in nahezu allen elektronischen Geräten. Aber am allerliebsten hat man Gold – natürlich - im Tresor.

    Woher aber kommt das ganze Gold, dass die Menschen zu ihrer eigenen Sicherheit derzeit kaufen? Edelmetall-Händler Wolfgang Wrzesniok-Roßbach:

    "Das Gold, das wir zu Barren oder zu industriellen Produkten verarbeiten, kommt aus den verschiedensten Quellen. Der größte Teil davon kommt im Moment sicherlich aus dem Recycling, neben der Neuproduktion aus Minen ist das Recycling eine wesentliche Quelle. Man sagt, dass im Prinzip in der Geschichte in den letzten 5000 Jahren nahezu kein Gramm Gold verloren gegangen ist. Es wird immer wieder aufgearbeitet. Und das ist natürlich eine unerschöpfliche Quelle. Und das ist auch für eine Firma wie Heraeus die Hauptquelle für Gold. Daneben gibt es aber auch die ein oder andere Mine, mit der wir zusammenarbeiten, und von der wir Feingold beziehen, das von dieser Minengesellschaft bereits industriell in die entsprechende Form gebracht wird."

    Und wie viel Gold gibt es auf der Welt? Noch einmal Wolfgang Wrzesniok-Roßbach:

    "Die Gesamtmenge des geförderten und vorhandenen Goldes liegt heute bei rund 166.000 Tonnen – das klingt auf den ersten Blick sehr viel. Das passt als Würfel aber unters Brandenburger Tor. So gesehen ist es nicht viel. Aber es reicht trotzdem aus, und es reicht deswegen aus, weil es natürlich immer wieder Gold gibt, das zurückkommt in den Kreislauf aus altem Schmuck und da ist dann genügend da. In den früheren Jahren war es auch oft so, dass sich Investoren von Gold getrennt haben, alte Münzen, alte Barren eingeschmolzen werden konnten oder mussten."

    Ein 166.000 Tonnen schwerer Würfel Gold – Wert: ca. 7500 Milliarden US-Dollar - unter dem Brandenburger Tor – quasi als Gegengewicht und "sicherer Hafen" in Zeiten einer globalen Finanzkrise? Schwer vorstellbar! Vor allem, weil seit dem Zusammenbruch des Systems fester Wechselkurse Gold währungspolitisch heute eine immer geringer werdende Rolle spielt. 1973, brach das System von Bretton Woods zusammen, als die Vereinigten Staaten begannen, den Vietnam-Krieg und ihr wachsendes Außenhandelsdefizit durch die Notenpresse zu finanzieren. Die Länder mussten ihre Währungen nicht mehr in Gold oder in Gold-konvertierbaren Währungen, wie dem Dollar, festlegen. 1976 empfahl der Internationale Währungsfonds dann seinen Mitgliedern die Aufhebung der Goldbindung der Währungen.

    Und so dient Gold heute für die meisten Staaten nur mehr als eiserne Sparreserve. Das gilt auch für das deutsche Gold: Mit rund 3500 Tonnen Gold hat die deutsche Bundesbank – nach den USA – dabei den zweitgrößten Goldschatz aller Zentralbanken in ihren Händen. 3500 Tonnen – das sind gut 280.000 Goldbarren, zu 99,5 Prozent aus reinem Gold, Länge: 25 cm mit einem Gewicht von 12,5 Kilo. Heute kostet das Kilo Gold rund 30.000 Euro. Alles zusammen dürfte der Goldschatz der Bundesbank heute gut 100 Milliarden Euro wert sein und lagert – ja wo? In Deutschland? Bei der Bundesbank in Frankfurt? Vielleicht! Vielleicht auch nicht! Auskunft darüber bekommt man nicht. Denn: Reden ist Silber, Schweigen ist – eben! – Gold.

    Sicher ist: Die Bundesbank hat vor ein paar Jahren einen neuen Goldtresor gebaut. Ob aber das gesamte deutsche Gold dort lagert - wer weiß? Vor einigen Jahren noch, so viel ist auch sicher, stapelten sich Deutschlands Goldreserven vornehmlich bei der Bank von England, der Banque de France und vor allem bei der Fed, der Federal Reserve Bank, in Manhattan. Die amerikanische Zentralbank – und nicht etwa das legendäre Fort Knox - unterhält nämlich den größten Goldtresor der Welt. In ihm stapeln sich die Goldreserven vieler Länder.

    Warum gerade in den USA und Großbritannien? Das ist schnell erzählt und relativ undramatisch: Als die Deutsche Mark 1948 auf den Markt kam, waren die Tresore der Bundesbank leer. Aber schon 20 Jahre später besaß sie den zweitgrößten Goldschatz der Welt. Denn in den 50er und 60er Jahren verkauften die Deutschen ihren Nachbarn mehr Güter, als sie bei ihnen einkauften. Diese Überschüsse wurden von den europäischen Staaten zur Hälfte mit dem edlen Metall beglichen. Da die Barren meist in New York und London lagerten, wurden sie der Einfachheit halber nur in deutsche Boxen umgeräumt.

    Formal gehört dieser Goldschatz der Bundesrepublik Deutschland, aber gehalten und verwaltet wird er von der Bundesbank. Nur über den Gewinn, den die Bank ausschüttet, kann der Bundestag frei entscheiden.

    Trotzdem, oder gerade deswegen war das Bundesbank-Gold auch stets ein Objekt politischer Begierde. Zum Golde drängt, am Golde hängt eben doch alles: Kanzler Gerhard Schröder wollte die Erlöse gern für eine Innovationsoffensive einsetzen. Die grüne Fraktionsspitze wollte am liebsten eine Stiftung für Bildung und Forschung damit gründen, Finanzminister Hans Eichel und die Haushälter der damaligen Koalition wollten mit dem Bundesbank-Gold Staatsschulden tilgen. Und Theo Waigel scheiterte 1997 kläglich mit der "Operation Goldfinger", als er die Bundesbank dazu zwingen wollte, die Goldreserven höher zu bewerten und die entsprechenden Gewinne an die Regierung auszuschütten. Zuletzt sollte das BuBa-Gold für den Euro-Schutzschirm für klamme EU-Staaten herhalten. Vergebens!

    Global werden übrigens 70 Prozent des Goldes durch Juweliere verarbeitet. Allein die Deutschen horten zurzeit doppelt so viel Gold wie die Bundesbank – als Schmuck, Münzen – oder eben Barren. Nämlich 7.500 Tonnen. Aber das ist wiederum nichts gegen die 20.000 Tonnen puren Goldes, von dem man weiß, dass es in Indien – vorwiegend als Schmuck – vorhanden ist.

    Elf Prozent des weltweit vorhandenen Goldes wird in der Industrie – hier vor allem in der Elektronik - verbraucht. Mit wachsender Tendenz. Je mehr aufwendige Elektrogeräte vor allem auch in Entwicklungs- und Schwellenländern Verwendung finden, umso größer der Bedarf an Edelmetallen.

    "Edelmetalle sind in einer ganzen Menge von industriellen Produkten enthalten. Wir haben, wenn wir einfach mal von Gold ausgehen, dann werden wir Gold finden in der Halbleiterindustrie, für Bonddrähte, die Heraeus ebenfalls produziert. Bonddrähte sind die kleinen Verbindungsdrähte, mit deren Chips mit der Außenwelt verbunden sind. Die Durchmesser heutzutage liegen irgendwo im Mittelwert bei 22/23 My, wenn man das vergleicht mit dem Menschenhaar, was 100 My hat, ist das also ein Faktor 4 bis 5 feiner und kleiner. Und die Menge, die man im Jahr so verbraucht an Goldbonddrähten, sind irgendwo zwischen 52 Millionen kk feet, oder 16 Millionen Meter an Goldbonddraht, entspricht auch irgendwo in der Größenordnung 100 bis 120 Tonnen Gold, was in Form von Goldbonddraht hier vermarktet wird,"

    erklärt Jürgen Wachter, Bereichsleiter bei Heraeus für die "Engeneered Material Division", die weltweit verschiedene Produkte aus Edelmetallen vertreibt.

    Goldige Zeiten also? Ja! Für einige wenige, die es sich leisten können - und wollen - allemal! Und was passiert, wenn Geld und Gold keine Rolle spielen und auf Hochtechnologie stoßen, kann man ebenfalls bei Heraeus besichtigen: Zum Beispiel als goldenes Handy in einer goldenen Fassung, mit goldenen Tasten und einer goldenen Sim-Karte.

    Die Nachfrage nach goldenen Handys ist hoch – genauso wie der Preis.

    "Der Spaß im Laden 19.000 Euro - 20.000 Euro ohne Diamanten, weil das Ganze gibt es dann natürlich auch in der nächsten Stufe mit Diamanten besetzt. Und dann kann so ein Handy auch schon mal Größenordnungen von 100.000 Euro erreichen."

    Das ist die andere Seite: Nicht die Flucht ins Gold aus Angst um den eigenen Wohlstand, sondern die Lust an Luxus und Reichtum - in Asien, Indien, Russland. Überall dort gibt es Menschen, die nicht wissen, wohin mit ihrem vielen Geld. Und die die Preise treiben – vor allem für Luxusgüter.

    Wer zurzeit beim Stichwort "Inflation" an Verteuerung und Preistreiberei bei Lebensmitteln oder Sachen des täglichen Bedarfs denkt, liegt falsch. Die eigentliche Inflation unserer Tage spielt sich im Luxussegment ab. Kaum eine Auktion weltweit, die nicht Höchstpreise erreicht – wie jüngst die Versteigerung des diamantbesetzten Panther-Armbands, das der frühere englische König Edward VIII. seiner Frau Wallis Simpson geschenkt hatte. Aber auch dort gilt neben der Freude am Luxus: Wo mit Geld keine Renditen und Zinsen mehr erwirtschaftet werden können, setzt die Flucht in alles ein, was Werthaltigkeit verspricht.

    "Wir haben eine Politik des billigen Geldes, die die Vermögenspreise, und nicht nur die Vermögenspreise, sondern auch sehr viel andere Preise wie Kunst, wie Antiquitäten nach oben treibt. Das ist auch eine Form der Inflation, die uns schon ein wenig Sorgen macht, wo das am Ende hinführt","

    meint etwa Rolf Sassen, Leiter der Kapitalmarkt-Forschungsstelle der Kreissparkasse Köln am Neumarkt. Denn auch hier sind die Zeichen der Zeit deutlich zu erkennen: Bei vielen Kunden dominiert zurzeit die Angst, oder zumindest doch die große Sorge, wohin die Reise geht – politisch, ganz besonders finanzpolitisch. Die Kunden suchen Sicherheit in einer Welt voller neuer, alter Unsicherheiten. Auch und vor allem im Hinblick auf ihre Altersvorsorge. Ein interessantes Phänomen, weil Gold hier in der Vergangenheit eher eine untergeordnete Rolle spielte. Noch einmal Rolf Sassen:

    ""Das Hauptmotiv ist vor allem eines der Sicherheit. Die Anleger suchen Sicherheit. Sie wissen nicht, wo die Politik hinführt. Wir haben überall weltwirtschaftlich tolles Wachstum, aber die Leitzinsen sind auf extrem niedrigem Niveau. Führt das zu Inflation, führt das nicht zu Inflation? - das verunsichert. Überall werden die Geldschleusen geöffnet, wie es in den Zeitungen steht. Und die Staaten verschulden sich immens, haben teilweise auch Schwierigkeiten, ihre Haushalte in den Griff zu bekommen. Und Gold hat schon über Jahrtausende sehr wohl immer gut funktioniert als Wertanker, und das ist genau das, was die Kunden und Investoren zurzeit suchen."

    Und daran wird sich in der nächsten Zeit so viel nicht ändern. Denn Käufer von Gold setzen zurzeit nicht allein auf steigende Edelmetallpreise. Sie kalkulieren auch mit Währungsschwankungen zwischen US-Dollar und dem Euro. Noch einmal Rolf Sassen von der Kreissparkasse Köln:

    "Gold hat die Rechnungswährung US-Dollar. Ist der Dollar schwach, ist das Gold fest im Preis. Da hat der Euro-Anleger nichts davon. Ist aber der Euro gerade mal wieder im Gerede und schwach, dann hat man natürlich auch wieder den Effekt, das man über den sinkenden Außenwert des Euro profitiert. Im Moment stellt man auch noch fest, dass Gold seinen Preis ohnehin in Dollar sehr stabil hält oder aufwärts gerichtet ist. Also man profitiert doppelt – auf der einen Seite hat man den schwachen Euro, der den Goldpreis noch einmal attraktiver macht und man hat einen sehr stabilen Aufwärtstrend beim Gold. Das macht es natürlich gerade wieder interessanter."

    Sollte man als Anleger also jetzt trotz der bereits enormen Preise in Gold einsteigen? Der Wissenschaftler und Banker Rolf Sassen antwortet mit einem vorsichtigen "Ja":

    "Wo geht die Reise hin? Prognosen gehen weit auseinander – da werden Kurse zwischen 2000 und 4000 Dollar genannt. Wir können uns vorstellen, dass der Aufwärtstrend als solcher solide aussieht. Es sind noch keine Übertreibungen zu sehen, wie das typisch ist für die Endphase einer Aufwärtsbewegung. Von daher, wenn man das einmal nimmt für Ende 2011/Ende 2012 werden Kurse genannt Richtung 1600-1800 US-Dollar."

    Und der Edelmetallhändler Wolfgang Wrzesniok-Roßbach von Heraeus? Er ist vorsichtiger:

    "Grundsätzlich ist es so, dass die Lage auf den Edelmetallmärkten sehr stark von der Lage auf den Finanzmärkten abhängt. Und da im Moment keine große Änderung zu sehen ist, ist auch nicht zu erwarten, dass sich auf dem Goldmarkt sehr schnell etwas ändern wird. Das heißt: Es gibt durchaus im nächsten Jahr noch einmal die Möglichkeit, dass wir Höchstkurse erreichen werden, nachdem wir Anfang November den höchsten Preis aller Zeiten hatten mit 1400 Dollar für eine Unze Gold. Und so wird es vermutlich erst einmal noch weitergehen. Die große Trendwende, die ist eigentlich noch weit voraus erst zu sehen, wenn eines Tages noch einmal die Zinsen steigen werden in den USA. Vielleicht auch in Europa. Das wird dann möglicherweise die Trendwende sein, aber das ist bestimmt noch zwei Jahre entfernt."

    Na dann – gehen wir wohl goldenen Zeiten entgegen.