Eine Wärmepumpe ist inzwischen eine beliebte Heizungsart geworden: Sie wird in über 40 Prozent aller Neubauten eingebaut. Diese strombetriebenen Pumpen werden vor allem für die sogenannte oberflächennahe Geothermie eingesetzt. Durch sie wird die Wärme aus der Erde von etwa acht bis zwölf Grad Celsius auf ein Temperaturniveau von 40 bis 50 Grad Celsius gebracht, um damit Fußbodenheizungen zu betreiben, erklärt Andre Deinhard, Geschäftsführer des Bundesverbands Geothermie:
"Bei der oberflächennahen Geothermie bis 400 Meter ist es so, dass ich aus einer Kilowattstunde Strom vier bis fünf Kilowattstunden Wärme herstelle."
Das Verhältnis 1 zu 4 oder besser bei modernen Anlagen bedeutet Stromkosten im Einfamilienhaus von etwa 500 Euro pro Jahr. Das Umweltbundesamt hat nachgerechnet dass sich bereits ab einem Verhältnis von 1 zu 3 ein Klimaschutzbeitrag ergibt – selbst wenn dem deutschen Strommix noch ein hoher Braunkohleanteil zugrunde liegt. Kommt aber der Strom aus einer Solaranlage mit Batteriepuffer, fällt die CO2-Bilanz der Heizung deutlich besser aus. Doch dieser Klimaschutzbeitrag werde nicht honoriert, klagt Geothermie-Verbandsvertreter Deinhard:
"Um erneuerbare Wärme zu erzeugen, wird eine EEG Abgabe erhoben plus eine Stromsteuer, was natürlich dazu führt, dass erdgekoppelte Wärmepumpen einen Wettbewerbsnachteil gegenüber Öl und Gas haben."
München baut Fernwärmenetz um
Dabei biete die Geothermie große Chancen, denn die Wärme aus dem Untergrund nimmt mit der Tiefe der Bohrung stetig zu, erklärt Deinhard:
"Man bohrt zwei, drei Kilometer in die Erde, wo heißes Wasser eingeschlossen ist. Pumpt das nach oben, entzieht die Wärme und das ist ein sehr nachhaltiger Prozess, wo der Einsatz des Pumpenstroms das Einzige ist, was ich zuführen muss."
Was auch für die Versorgung via Fernwärme nutzen ließe: Denn bei der tiefen Geothermie mit Bohrungen von mehreren Tausend Metern lassen sich Temperaturen deutlich über 100 Grad Celsius erreichen, wirbt der Leiter des Geothermiezentrums in Bochum, Georg Bracke:
"Wenn wir dieses Wasser finden, dann haben wir eigentlich eine Quelle, mit der wir eins zu eins in die bestehende Fernwärme Infrastruktur einspeisen können, ohne dass großartige technologische Veränderung gemacht werden müssten."
In München ist das schon gelungen. Dort wird zurzeit das gesamte Fernwärmenetz umgebaut, sodass künftig auf ein mit Kohle betriebenes Kraftwerk verzichtet werden kann. Thomas Jahrfeld plant für die Stadtwerke die Standorte der Geothermienutzung.
"Wir haben vier Anlagen, aus dem wir in das Netz einspeisen aber diese Anzahl wird sich deutlich erhöhen, um auf einen Anteil zwischen 60 bis 70 Prozent Wärme aus Geothermie zu kommen."
Weitere Pilotprojekte notwendig
Allerdings zeigt sich, dass Investoren auch leer ausgehen können. Einige Projekte der Tiefen Geothermie fanden nicht die erhoffte Menge von nutzbarem Wasser. Die Kosten für solch größere Projekte können dabei 100.000 Euro übersteigen. Solche Rückschläge der Technologie führt der Leiter des Bochumer Instituts, Bracke, auf mangelnde wissenschaftliche Expertise bei Bauvorhaben zurück. Er will nun auch im Norden Deutschlands versuchen, die tief liegenden Wärmepotenziale zu erschließen.
"Man hat sich in Nordrhein-Westfalen sehr stark in der Vergangenheit auf die Kohle führenden Schichten konzentriert. Was darunter lag, war wirtschaftlich ohne Interesse. Hier müssen die Geowissenschaften zunächst erstmal anhand von Pilotprojekten auch mal reingucken."
Noch immer gibt es Vorbehalte, tiefe Bohrungen könnten zu Erdbeben oder größeren Erdbewegungen führen. Unbegründet, sagt das Umweltbundesamt. Die tiefe Geothermie bringe in Deutschland keine unbeherrschbaren Risiken für die Umwelt mit sich.