
Die Werft geriet während der Corona-Pandemie in die roten Zahlen. Aus Sicht der Banken ist die Kreditwürdigkeit trotz voller Auftragsbücher nicht mehr gegeben. Rund 3.300 Arbeitsplätze sind bei dem Unternehmen aus Papenburg im Emsland in Gefahr. Hintergrund der finanziellen Schieflage ist, dass einige Verträge für Kreuzfahrtschiffe vor der Corona-Pandemie abgeschlossen wurden und keine Anpassung an die seitdem drastisch gestiegenen Energie- und Rohstoffpreise vorsehen. Zudem werden in der Branche üblicherweise 80 Prozent des Baupreises erst bei Ablieferung des Schiffes gezahlt. Hinter den Kulissen wurde deshalb bereits seit Wochen über einen staatlichen Einstieg verhandelt.
Bund und Land wollen einsteigen
Nun ist aber eine Lösung offenbar in greifbarer Nähe: Im Gespräch ist eine Beteiligung des Bundes und des Landes Niedersachsen an der Werft, die auch für eine Erhöhung des Eigenkapitals um 400 Millionen Euro sorgen soll. Außerdem benötigt die Werft Bürgschaften, um Kredite für den Bau von Schiffen zu bekommen. Das Unternehmen beziffert den Bedarf bis Ende 2027 auf mehr als 2,7 Milliarden Euro.
Zustimmung des Bundestags erforderlich
Ein Unternehmenssprecher erklärte, alle Beteiligten hätten sich "im Grundsatz auf eine Rettung des Unternehmens geeinigt". Es seien aber noch einige technische Details zu klären. Aus Berliner Regierungskreisen heißt es, es gebe noch keine finale Entscheidung, aber den Willen, die Werft zu retten. Demnach könnten der Bund und das Land Niedersachsen mit jeweils rund 900 Millionen Euro bürgen und vorübergehend 80 bis 90 Prozent der Werft übernehmen. Einer solchen Lösung müssten demnach aber unter anderem noch der Haushaltsausschuss des Bundestags und die EU-Kommission zustimmen. Laut NDR soll die Familie Meyer im neuen Aufsichtsrat mit einem Sitz vertreten sein und auch ein Rückkaufsrecht für die Anteile haben.
Neuer Großauftrag
Erst vor wenigen Tagen verzeichnete die Werft einen neuen Großauftrag: Bis 2031 soll sie vier Kreuzfahrtschiffe für die Disney Cruise Line bauen. Nach Unternehmensangaben handelt es sich um den größten Auftrag in der Geschichte der Meyer Werft.
Diese Nachricht wurde am 22.08.2024 im Programm Deutschlandfunk gesendet.