Beide Kontrahenten warfen sich vor, die Realität falsch wahrzunehmen. Scholz pochte darauf, dass seine Regierung so weitreichende Maßnahmen zu Begrenzungen der irregulären Migration erreicht habe wie keine Unions-geführte Regierung zuvor. Merz widersprach dem Kanzler. Auf Druck der Grünen habe die Bundesregierung die Abschiebung von abgelehnten Asylbewerbern zusätzlich erschwert, sagte er. Dabei sei die Zurückweisung auch von Asylbewerbern laut Grundgesetz möglich. Scholz wiederholte seinen Vorwurf an den CDU-Vorsitzenden Merz, nach der Abstimmung mit der AfD bei Migrations-Resolutionen im Bundestag könne man dem Unionskandidaten nicht mehr trauen. Merz betonte daraufhin, es werde mit ihm keine Zusammenarbeit mit der AfD geben.
Beim Thema Wirtschaft verwies Scholz auf die Folgen des Ukraine-Kriegs und die daraus folgende Energiekrise, die von seiner Regierung gemeistert werden musste. Merz warf dem Kanzler vor, inmitten dieser Energiekrise drei funktionierende Kernkraftwerke stillgelegt zu haben. Bei der Beurteilung der wirtschaftlichen Lage in Deutschland liege beim Kanzler ein Realitätsverlust vor. Scholz widersprach, als Merz von einer Deindustrialisierung sprach, er räumte aber eine schlechte Stimmung in der deutschen Wirtschaft ein. Der Kanzler warb für den Vorschlag einer "Made in Germany"-Prämie, um Investitionen von Firmen zu fördern. Merz konterte, es müssten Rahmenbedingungen für alle dauerhaft verbessert werden.
Mit Blick auf das Bürgergeld sagte CDU-Chef Merz, er wolle die Zahl der Leistungsempfänger um 400.000 reduzieren. Damit könne man sechs Milliarden Euro im Haushalt einsparen. Kanzler Scholz betonte, auch er befürworte harte Sanktionen für diejenigen, die nicht arbeiten wollten.
Übereinstimmungen zwischen beiden Spitzenkandidaten zeigten sich in Teilen der Außenpolitik: Beide plädierten für eine entschlossene europäische Antwort, sollte US-Präsident Trump die EU mit Strafzöllen überziehen. Auch bekannten sich beide zu einer anhaltenden Unterstützung für die Ukraine und betonten, dass eine NATO-Mitgliedschaft des Landes derzeit nicht auf der Agenda stehe.
Diese Nachricht wurde am 10.02.2025 im Programm Deutschlandfunk gesendet.