80. Jahrestag der Auschwitz-Befreiung
Scholz will bessere Erinnerungskultur für junge Menschen

Bundeskanzler Scholz hat zum heutigen Holocaust-Gedenktag aufgerufen, sich besonders um eine Erinnerungskultur für die jüngere Generation zu bemühen. Es müsse bedrücken, wie viele junge Menschen in Deutschland kaum noch etwas über den Holocaust wüssten, sagte Scholz in mehreren Zeitungsinterviews.

    Schwarz-Weiß-Bild: Eine Menge Häftlingen tritt durch das Tor, über dem "Arbeit macht frei" steht. Manche strecken jubeldn die Arme nach oben. Links eine Baracke.
    Archivbild: Überlebende KZ-Häftlinge verlassen nach der Befreiung durch russische Truppen das Vernichtungslager. (Imago / Reinhard Schultz)
    Der Bundeskanzler fügte hinzu, dies sei eine Mahnung und ein Auftrag an alle, daran etwas zu ändern. Es müsse möglichst vielen jungen Menschen ermöglicht werden, mit den noch lebenden Zeitzeugen zu sprechen. Scholz reist heute unter anderem mit Bundespräsident Steinmeier zu einer Gedenkfeier zum 80. Jahrestag der Befreiung des ehemaligen NS-Vernichtungslagers Auschwitz nach Polen. Erwartet werden zudem zahlreiche weitere Staats- und Regierungschefs aus aller Welt. Im Mittelpunkt der Zeremonie sollen die Auschwitz-Überlebenden stehen.

    Mehr als eine Million Menschen ermordet

    Am 27. Januar 1945 hatten sowjetische Truppen das Vernichtungslager befreit.
    Zwischen 1940 und 1945 wurden dort nach Schätzungen von Historikern mehr als eine Million Menschen ermordet oder starben an Hunger und Krankheiten. Die meisten waren Juden.
    Auch der Antisemitismusbeauftragte der Bundesregierung, Klein, rief dazu auf, die Erinnerungskultur aufrecht zu erhalten. Er sagte der Düsseldorfer Zeitung "Rheinische Post", jüdisches Leben sei in Deutschland heute so gefährdet wie seit der Shoah nicht mehr. Klein verwies auf einen Höchststand an antisemitischen Straftaten. Er betonte, die Rufe nach einem Schlussstrich unter der NS-Geschichte kämen nicht nur von Rechts, sondern zunehmend auch von Linken vor dem Hintergrund des Nahost-Konflikts.

    Forderung nach höherer Besucherzahl

    Der Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland, Schuster, forderte mehr Anstrengungen, um die Zahl der Besucher in Auschwitz und anderen Gedenkorten zu erhöhen. Wer einmal in Auschwitz gewesen sei, verstehe, warum die Erinnerung an die Schoah wachgehalten werden müsse. Schuster reist morgen mit Bundespräsident Steinmeier zur zentralen Gedenkfeier nach Auschwitz in Polen. Das Vernichtungslager war am 27. Januar 1945 von sowjetischen Soldaten befreit worden.
    Hier können Sie zum Thema unsere Hintergrund-Sendung ”Auschwitz - zwischen Spurensuche und Zukunftsangst” hören.
    Diese Nachricht wurde am 27.01.2025 im Programm Deutschlandfunk gesendet.