Seit die Elbphilharmonie in Hamburg fertig ist und die Zuschauer in Scharen strömen, sind die anderen kostenintensiven Großbaustellen ein bisschen aus der medialen Wahrnehmung verschwunden. Dabei wird in Stuttgart seit fast zehn Jahren jede Woche gegen den Umbau des ehemaligen Kopfbahnhofs in einen Durchgangsbahnhof demonstriert wird. Für zusätzliche Aufmerksamkeit sorgt von heute Abend bis zum Sonntag Schorsch Kamerun. So lange inszeniert der Autor, Regisseur, Clubbetreiber und Sänger der Goldenen Zitronen in der Baugrube von Stuttgart 21 nämlich das Musiktheaterstück "Motor City Super Stuttgart".
Treffpunkt statt Konsumtempel
Mit dem Titel "Motor City" beziehe er sich auf Detroit, denn die Baustelle in Stuttgart, so Kamerun, erinnere an den Niedergang der Autostadt in Detroit. Stuttgart wirke in seinem Herzen aufgerissen, "manche sagen sogar: Wunde", erklärte Kamerun im Dlf.
Mit seinem Musiktheaterstück wolle er zeigen, dass der Ort vielleicht als Platz für Zusammenkünfte dienen könne, ohne dass man etwas konsumieren müsse. Außerdem gehe es darum, seinen Protest gegen den Wachstum deutlich zu machen.
"Im Grunde ist es ein Stück weit Fridays for Future, wo ich Sympathien hege, aber auch der Meinung bin, ein Tag in der Woche nicht zur Schule gehen, reicht nicht, wenn man sagt, die Zukunft wird gerade verbaut. Dann müsste man eigentlich gar nicht zur Schule gehen."
Unmodern und nicht zeitgemäß
Kamerun wolle sich mit dem Projekt nicht auf das Pro und Contra zu Stuttgart 21 einlassen, auch wenn er persönlich dagegen sei. Ein Großprojekt dieser Art "scheint mir nicht mehr modern. Das ist keine Zukunftsbeschreibung mehr. Wenn sogar die Bahn damit wirbt: 'Nimm' dir Zeit, fahr' Bahn', das ist schon ein bisschen grotesk."
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