Als eine internationale, ebenso verrückte wie weise Einrichtung besingt der Beat-Generation-Autor Allen Ginsberg in seinem "Poetry School Song" die Wiener Schule für Dichtung. Sie möge die Menschheit retten, heißt es augenzwinkernd im Text. Ein bisschen anders wollte diese Schule eben immer schon sein. Ihr Mitbegründer Christian Ide Hintze sieht sie auch gar nicht als Ausbildungsstätte im üblichen Sinne an:
" Grundsätzlich finde ich es eine perverse Idee, dass man Dichter ausbildet. Das finde ich absolut abstrus, den Anspruch überhaupt zu erheben. Dichter kann man nicht ausbilden, man kann keine Künstler ausbilden, das geht nicht. Der Diplom-Ingenieur der Poesie, der Doktor der Poesie oder was soll das sein? Wenn man einen genialen Dichter ausbilden könnte, dann gäbe es viel mehr!"
Seine Überzeugung hält Hintze allerdings nicht davon ab, weiterhin Kurse für angehende Dichter anzubieten. Nun ist er sogar nach Leipzig gekommen zum ersten Treff der Dichterschulen, dem Internationalen Kongress für Literarisches Schreiben. Hintze weiß um die Paradoxie, er betont, dass seine Schule ein Experimentierfeld sei. Und er steht nicht allein mit seiner Meinung. Cole Swensen vom Iowa Writers' Workshop:
" Wir glauben nicht, dass wir jemanden lehren können, wie man ein Gedicht schreibt. Das ist nicht möglich. Aber man kann den Leuten den Raum, die Ressourcen und die Zeit geben, um ihre Talente zu entfalten. Und man kann eine Gesprächatmosphäre und eine Gemeinschaft schaffen, damit sie ihr Wissen von der Dichtkunst erweitern können. Das versuchen und machen wir."
Sie machen es offenbar gut. Namhafte Autoren wie John Irving und T.C. Boyle waren einst Studenten im Iowa Writers' Workshop. Ohnehin gilt die 1936 gegründete Einrichtung als Mutter aller Schreibschulen. Entsprechend gefragt ist Cole Swensens Rat auf der Konferenz in Leipzig, zu der 200 Teilnehmer angereist sind. Die Frage, ob und inwiefern man schreiben lernen kann, ist dabei nur eine von vielen. Dem Autor Josef Haslinger sind andere Themen wichtiger. Der Direktor des Deutschen Literaturinstituts Leipzig will zum Beispiel seine europäischen Kollegen davon überzeugen, dass sie ihre Lehrpläne aufeinander abstimmen. Dem Bologna-Prozess dürften sich die Dichterschmieden nicht entziehen - auch, um etwas zu ermöglichen, das es bisher in ihren Kreisen nicht gibt: Auslandssemester an Partner-Einrichtungen. Haslinger:
" Gerade wenn wir ein Masterstudium haben, dann heißt das, dass die Studenten fünf Jahre an der Universität sind und fünf Jahre in Werkstattseminaren sitzen und Textarbeit machen. Da kann man nach doch sagen: Nach vier Jahren haben die mehr oder weniger das Meiste schon mitgekriegt und werden es eher als Erlösung empfinden, wenn sie ein Semester irgendwo im Ausland sein können und einfach ihr eigenes Schreiben um neue Begegnungen, Gespräche und so weiter bereichern können."
Allerdings werden da nicht alle Ausbildungsstätten mitmachen. Denn viele sind weder universitär noch kooperieren sie mit einer Universität. Manche ermöglichen nicht einmal einen akademischen Abschluss. Dennoch: Gemeinsame Interessen kristallisieren sich heraus. So wird von vielen Kongressteilnehmern das Übersetzen von literarischen Werken als wichtiger Teil der Ausbildung hervorgehoben. Es fördere das Sprachgefühl der Studierenden und erweitere ihre Verdienstmöglichkeiten. Josef Haslinger weist außerdem darauf hin, dass sich die Schreibschulen auch als Dienstleister für Universitäten verstehen können - schließlich gebe es enormen Nachholbedarf beim kreativen Schreiben:
" Wir leisten es uns, Akademiker auszubilden, die sprachlich fast Analphabeten sind, die nicht in der Lage sind, Reden zu halten, die, wenn sie Vorträge halten, in Sprachschablonen flüchten oder irgendwelche Ratgeber beiziehen, wie man das machen kann. Weil sie das einfach nirgendwo gelernt haben. Ich halte das eigentlich für eine akademische Grundvoraussetzung, dass man sich damit befasst."
" Grundsätzlich finde ich es eine perverse Idee, dass man Dichter ausbildet. Das finde ich absolut abstrus, den Anspruch überhaupt zu erheben. Dichter kann man nicht ausbilden, man kann keine Künstler ausbilden, das geht nicht. Der Diplom-Ingenieur der Poesie, der Doktor der Poesie oder was soll das sein? Wenn man einen genialen Dichter ausbilden könnte, dann gäbe es viel mehr!"
Seine Überzeugung hält Hintze allerdings nicht davon ab, weiterhin Kurse für angehende Dichter anzubieten. Nun ist er sogar nach Leipzig gekommen zum ersten Treff der Dichterschulen, dem Internationalen Kongress für Literarisches Schreiben. Hintze weiß um die Paradoxie, er betont, dass seine Schule ein Experimentierfeld sei. Und er steht nicht allein mit seiner Meinung. Cole Swensen vom Iowa Writers' Workshop:
" Wir glauben nicht, dass wir jemanden lehren können, wie man ein Gedicht schreibt. Das ist nicht möglich. Aber man kann den Leuten den Raum, die Ressourcen und die Zeit geben, um ihre Talente zu entfalten. Und man kann eine Gesprächatmosphäre und eine Gemeinschaft schaffen, damit sie ihr Wissen von der Dichtkunst erweitern können. Das versuchen und machen wir."
Sie machen es offenbar gut. Namhafte Autoren wie John Irving und T.C. Boyle waren einst Studenten im Iowa Writers' Workshop. Ohnehin gilt die 1936 gegründete Einrichtung als Mutter aller Schreibschulen. Entsprechend gefragt ist Cole Swensens Rat auf der Konferenz in Leipzig, zu der 200 Teilnehmer angereist sind. Die Frage, ob und inwiefern man schreiben lernen kann, ist dabei nur eine von vielen. Dem Autor Josef Haslinger sind andere Themen wichtiger. Der Direktor des Deutschen Literaturinstituts Leipzig will zum Beispiel seine europäischen Kollegen davon überzeugen, dass sie ihre Lehrpläne aufeinander abstimmen. Dem Bologna-Prozess dürften sich die Dichterschmieden nicht entziehen - auch, um etwas zu ermöglichen, das es bisher in ihren Kreisen nicht gibt: Auslandssemester an Partner-Einrichtungen. Haslinger:
" Gerade wenn wir ein Masterstudium haben, dann heißt das, dass die Studenten fünf Jahre an der Universität sind und fünf Jahre in Werkstattseminaren sitzen und Textarbeit machen. Da kann man nach doch sagen: Nach vier Jahren haben die mehr oder weniger das Meiste schon mitgekriegt und werden es eher als Erlösung empfinden, wenn sie ein Semester irgendwo im Ausland sein können und einfach ihr eigenes Schreiben um neue Begegnungen, Gespräche und so weiter bereichern können."
Allerdings werden da nicht alle Ausbildungsstätten mitmachen. Denn viele sind weder universitär noch kooperieren sie mit einer Universität. Manche ermöglichen nicht einmal einen akademischen Abschluss. Dennoch: Gemeinsame Interessen kristallisieren sich heraus. So wird von vielen Kongressteilnehmern das Übersetzen von literarischen Werken als wichtiger Teil der Ausbildung hervorgehoben. Es fördere das Sprachgefühl der Studierenden und erweitere ihre Verdienstmöglichkeiten. Josef Haslinger weist außerdem darauf hin, dass sich die Schreibschulen auch als Dienstleister für Universitäten verstehen können - schließlich gebe es enormen Nachholbedarf beim kreativen Schreiben:
" Wir leisten es uns, Akademiker auszubilden, die sprachlich fast Analphabeten sind, die nicht in der Lage sind, Reden zu halten, die, wenn sie Vorträge halten, in Sprachschablonen flüchten oder irgendwelche Ratgeber beiziehen, wie man das machen kann. Weil sie das einfach nirgendwo gelernt haben. Ich halte das eigentlich für eine akademische Grundvoraussetzung, dass man sich damit befasst."