Seit seiner Gründung vor sieben Jahren ging es beim PEN World Voices Festival so zu, wie man es von einem internationalen Literaturfestival erwartet: Autorenlesungen, Plenumsdiskussionen, danach Publikumsfragen mit Reaktionen vom Podium. Den eher strengen traditionellen Charakter durchbrachen die Veranstalter dieses Mal mit Grenzüberschreitungen – und das gewinnbringend. Das berühmte Kronos-Streichquartett trat beispielsweise mit den Autoren Tony Kushner und Majane Satrapi auf.
Ein feierlicher Zug mit selbstgebauten Puppen war ebenso Teil des Festivals wie das Improviationsstück "How to get started" von John Cage, das die Zuschauer zu Akteuren macht. Der Performance-Charakter mancher Veranstaltungen rühre von der Überzeugung her, dass Literatur mehr ist als das geschriebene und veröffentlichte Wort, das beim Stillsitzen gelesen wird, sagt der Festivalleiter Laszlo Jacab Orsos. Die aufgelockerte Form bezwecke das Feiern des geschriebenen Wortes in Aktion, hieß es im Festivalheft. Das Anliegen des PEN World Voices Festivals sei unverändert, sagt Orsos, der Kampf um freie Meinungsäußerung und gegen Zensur jeder Art.
"Es gibt zwei Arten der Zensur. Eine ist institutionalisiert, die andere wird internalisiert. Erstere ist ziemlich klar erkennbar, wenn sie ausgeübt wird. Letztere ist die Selbstzensur, die in freien und demokratischen Gesellschaften oft von Autoren ausgeübt wird, um bei den Verlagen und bei den Lektoren anzukommen."
Orsos stammt aus Ungarn. Er wuchs dort mit direkter Zensur und der Beschränkung der Meinungsfreiheit auf. Über Gesellschaften wie den USA, wo er seit vielen Jahren lebt, aber auch über westeuropäische Laender sagt er:
"In vermeintlich freien Gesellschaften ist das Recht auf Meinungsfreiheit und auf freie Meinungsäußerung ebenfalls in Gefahr. Man kann hier in den USA wunderbar an der Oberfläche leben. Dabei wird man dauernd überwacht, kontrolliert und manipuliert. Das passiert auf so vielen Ebenen, dass man es nicht mehr merkt, und dabei verliert man leicht seine Freiheit."
Ein einziger inhaltlicher Schwerpunkt war auf dem diesjährigen PEN-Festival nicht auszumachen. Dennoch gab es einen gemeinsamen Strang: mehr als 100 Autoren aus zwei Dutzend Ländern traten auf, die sich alle gesellschaftskritisch äußern und die Grenze zwischen Literatur und Politik oft gerne und bewusst überschreiten, etwa die rumänische Nobelpreisträgerin Herta Müller, die Iranerin Marjane Satrapi, der Israeli Etgar Keret und der Libanese Elias Khouri. Der arabische Frühling aus erster Hand war ebenso Thema wie die Dauerbrenner Zensur und Internet. Auch eine Veranstaltung zum Verhältnis zwischen Europa und den USA war, wie in den letzten beiden Jahren schon, ausverkauft. Leider beschränkte sich die Diskussion auf das Verlags- und Literaturwesen zwischen beiden Kontinenten. Zudem waren die Autoren aus Liechtenstein, der Slowakei und der Schweiz. Da hätte man sich aus transkontinentaler Sicht mehr gewünscht - weshalb beispielsweise nicht einen Autor oder eine Autorin aus der krisengeschüttelten EU-Peripherie, aus Griechenland, Irland oder Portugal? Eine der spannendsten Veranstaltungen, die die Tiefen der jüngsten amerikanischen Geschichte erörterte, war ein Podium zur afroamerikanischen Black-Panther-Bewegung der späten 60er und frühen 70er Jahre. Der New Yorker Black-Panther-Veteran Jamal Joseph veröffentlichte vor Kurzem seine Autobiographie namens "Panther Baby". Jamal Joseph würde sich wünschen, dass sein Buch im Schulunterricht gelesen wird. Denn es hat einen aufklärerischen Anspruch. Aber er ist skeptisch.
"Ein Buch wie Panther Baby, das aus der Perspektive eines Teenagers geschrieben, wird wohl kaum in die Schulbibliotheken kommen. Denn die soziale Krise in den Stadtvierteln und die Bildungskrise bedeutet eben auch weniger Geld für Bücher, vor allem für Bücher, die der gängigen Sichtweise widersprechen."
Ein feierlicher Zug mit selbstgebauten Puppen war ebenso Teil des Festivals wie das Improviationsstück "How to get started" von John Cage, das die Zuschauer zu Akteuren macht. Der Performance-Charakter mancher Veranstaltungen rühre von der Überzeugung her, dass Literatur mehr ist als das geschriebene und veröffentlichte Wort, das beim Stillsitzen gelesen wird, sagt der Festivalleiter Laszlo Jacab Orsos. Die aufgelockerte Form bezwecke das Feiern des geschriebenen Wortes in Aktion, hieß es im Festivalheft. Das Anliegen des PEN World Voices Festivals sei unverändert, sagt Orsos, der Kampf um freie Meinungsäußerung und gegen Zensur jeder Art.
"Es gibt zwei Arten der Zensur. Eine ist institutionalisiert, die andere wird internalisiert. Erstere ist ziemlich klar erkennbar, wenn sie ausgeübt wird. Letztere ist die Selbstzensur, die in freien und demokratischen Gesellschaften oft von Autoren ausgeübt wird, um bei den Verlagen und bei den Lektoren anzukommen."
Orsos stammt aus Ungarn. Er wuchs dort mit direkter Zensur und der Beschränkung der Meinungsfreiheit auf. Über Gesellschaften wie den USA, wo er seit vielen Jahren lebt, aber auch über westeuropäische Laender sagt er:
"In vermeintlich freien Gesellschaften ist das Recht auf Meinungsfreiheit und auf freie Meinungsäußerung ebenfalls in Gefahr. Man kann hier in den USA wunderbar an der Oberfläche leben. Dabei wird man dauernd überwacht, kontrolliert und manipuliert. Das passiert auf so vielen Ebenen, dass man es nicht mehr merkt, und dabei verliert man leicht seine Freiheit."
Ein einziger inhaltlicher Schwerpunkt war auf dem diesjährigen PEN-Festival nicht auszumachen. Dennoch gab es einen gemeinsamen Strang: mehr als 100 Autoren aus zwei Dutzend Ländern traten auf, die sich alle gesellschaftskritisch äußern und die Grenze zwischen Literatur und Politik oft gerne und bewusst überschreiten, etwa die rumänische Nobelpreisträgerin Herta Müller, die Iranerin Marjane Satrapi, der Israeli Etgar Keret und der Libanese Elias Khouri. Der arabische Frühling aus erster Hand war ebenso Thema wie die Dauerbrenner Zensur und Internet. Auch eine Veranstaltung zum Verhältnis zwischen Europa und den USA war, wie in den letzten beiden Jahren schon, ausverkauft. Leider beschränkte sich die Diskussion auf das Verlags- und Literaturwesen zwischen beiden Kontinenten. Zudem waren die Autoren aus Liechtenstein, der Slowakei und der Schweiz. Da hätte man sich aus transkontinentaler Sicht mehr gewünscht - weshalb beispielsweise nicht einen Autor oder eine Autorin aus der krisengeschüttelten EU-Peripherie, aus Griechenland, Irland oder Portugal? Eine der spannendsten Veranstaltungen, die die Tiefen der jüngsten amerikanischen Geschichte erörterte, war ein Podium zur afroamerikanischen Black-Panther-Bewegung der späten 60er und frühen 70er Jahre. Der New Yorker Black-Panther-Veteran Jamal Joseph veröffentlichte vor Kurzem seine Autobiographie namens "Panther Baby". Jamal Joseph würde sich wünschen, dass sein Buch im Schulunterricht gelesen wird. Denn es hat einen aufklärerischen Anspruch. Aber er ist skeptisch.
"Ein Buch wie Panther Baby, das aus der Perspektive eines Teenagers geschrieben, wird wohl kaum in die Schulbibliotheken kommen. Denn die soziale Krise in den Stadtvierteln und die Bildungskrise bedeutet eben auch weniger Geld für Bücher, vor allem für Bücher, die der gängigen Sichtweise widersprechen."