Zur Begründung erklärte die Jury, es handele sich hierbei um ein Buch, das man als Erzählband und gleichermaßen als Roman lesen könne. Es füge sich in das bisherige Werk Stanišićs in den Inhalten genauso wie in den Tonlagen - mit einer Mischung aus Reflektion und Witz, aus Lakonie und Menschenfreundlichkeit.
Stanišić erzähle von Brüchen im Leben, von migrantischen Schicksalen, von Menschen, die sich ihr Leben neu erfinden müssten. Die große Gabe des Autors bestehe darin, dass er das Existentielle und das vermeintlich Nebensächliche, das gesellschaftspolitisch Relevante und das Private auf gleiche Weise ernst nehmen und mit einem sehr eigenen Humor erzählen könne.
"Geradezu postmodern gebrochen"
Zudem verschmelze er Sphären, die nicht selbstverständlich zusammengehörten, wenn er etwa die Geschichte einer türkischen Reinigungskraft mit einer Novelle von Artur Schnitzler verschneide oder sein eigenes fiktives Alter Ego mit Texten von Heinrich Heine ins Gespräch bringe. Das sei immer überraschend, manchmal auch geradezu postmodern gebrochen.
Mit der Verleihung dieses Preises zeichnen die Stadt Braunschweig und der Deutschlandfunk jährlich ein in deutscher Sprache verfasstes erzählerisches Werk aus. Mit der Ehrung soll exemplarisch das bis zum Zeitpunkt der Preisverleihung publizierte literarische Schaffen gewürdigt werden. Zu den bisherigen Preisträgern gehören zum Beispiel Sibylle Lewitscharoff, Christian Kracht und Judith Hermann.
Der Digitalkanal Deutschlandfunk Dokumente und Debatten überträgt die Preisverleihung am Sonntag, 3. November, um 11 Uhr, live im Radio und im Netz. Eine Aufzeichnung ist später auch im Deutschlandfunk zu hören.
Diese Nachricht wurde am 10.09.2024 im Programm Deutschlandfunk gesendet.