Rolf Bömeke fährt die Auto-Hebebühne in seiner Werkstatt nach oben.
"Das ist ein Ford Escort, Baujahr 1996."
Der Monteur blickt zu dem roten Kombi. An den Türen hat der Lack tiefe Kratzer. Von unten kriecht der Rost immer höher. Das Fahrzeug hat die letzte TÜV-Prüfung nicht bestanden, erklärt Rolf Bömeke.
"Weil er nicht mehr straßentauglich ist. Teilweise auch Motorschäden."
Der Ford Escort ist 15 Jahre alt. Das übliche Alter, um ein Auto zu verschrotten, meint Rolf Bömeke. Er leitet die Kölner Autoverwertung. Insgesamt gibt es in Deutschland 1200 dieser Demontage-Betriebe. Sie sind der Anlaufpunkt für Fahrzeugbesitzer. Hier können sie ihre Altautos kostenlos zum Recyceln abgeben. Dabei entfernen die Demontage-Betriebe zuerst alle Flüssigkeiten:
"Also die Fahrzeuge müssen endgültig trocken gelegt werden. Also Benzin raus, Bremsflüssigkeit, Kühlerflüssigkeit und die Scheibenwaschanlage. Alles was mit Flüssigkeiten zu tun hat, muss auf jeden Fall raus."
Die fachgerechte Entsorgung der Auto-Flüssigkeiten übernehmen andere Firmen – kostenpflichtig - genauso wie bei der Batterie. Geld verdienen, lässt sich für die Demontagebetriebe nur mit der Karosserie und den Ersatzteilen.
Rolf Bömeke hämmert gegen den Unterbau des roten Fort Escort. Er will die Stoßstange ablösen. Sie ist ein verwertbares Bauteil, das verkauft werden kann. Ähnlich wie der Katalysator, das Getriebe oder der Motor - wertvolle Ersatzteile – in Deutschland und anderswo.
"Da kommen welche her und machen einen Container voll. Das geht dann halt in den Libanon oder sonst wo hin. Wo die Fahrzeuge vielleicht noch mehr laufen als hier und die Teile noch gebraucht werden."
Die verwertbaren Bauteile machen etwa zehn Prozent des Fahrzeug-Recyclings aus. Hinzu kommt die Elektronik – Leiter aus Kupfer, Gold und Silber durchziehen moderne Fahrzeuge. Bei steigenden Edelmetallpreisen lohnt sich ihr Recycling in Zukunft noch stärker.
Die wichtigste Rohstoffquelle des Autos ist aber die Karosserie. Der Eisenschrott macht etwa 70 Prozent eines Fahrzeugs aus. Und ist je nach Gewicht und Marktpreis bis zu 100 Euro wert, sagt Autoverwerter Bömeke. Eine Goldgrube sei das nicht:
"Unter Strich gerechnet, weiß ich nicht, ob da Großartig was übrig bleibt."
Kein Wunder also, dass die meisten deutschen Schrottkarren ins Ausland gehen und nicht in den aufwendigen deutschen Recycling-Prozess. Das belegen die letzten verwertbaren Daten des Umweltbundesamtes aus dem Jahr 2008. Damals wurden in Deutschland drei Millionen Fahrzeuge abgemeldet. Die Hälfte davon landete im EU-Ausland, acht Prozent im Nicht-EU-Ausland – bei knapp 30 Prozent ist der Verbleib unbekannt. Und nur 14 Prozent der abgemeldeten Autos wurden fachgerecht in Deutschland entsorgt. Das ärgert die Reycling-Wirtschaft. Andreas Habel vom Bundesverband Sekundärrohstoffe und Entsorgung:
"Wenn man es mal aus der Rohstoffbrille sieht, ist es eigentlich ein Unding, dass wir uns noch den Luxus leisten, diese wichtigen Rohstoffe aus der eigenen Hand zu geben. Denn Deutschland ist ein rohstoffarmes Land. Gleichzeitig sind wir aber auch einer der größten Verbraucher an Rohstoffen und wir müssten eigentlich die Maßgabe haben, diese wertvollen Rohstoffe im eigenen Land zu haben, für die eigene Wirtschaft auch."
Wirtschaftsvertreter Andreas Habel fordert deshalb eine Änderung des deutschen Altautogesetzes:
"Es muss ganz klare Kriterien geben: Wann ist ein Fahrzeug ein Altfahrzeug, also ein Schrottauto. Und wann ist es noch ein Gebrauchtfahrzeug. Nämlich nur dann, wenn es noch verkehrstüchtig ist. Dann spricht auch nichts dagegen, es zu verkaufen. Aber wenn es ein Schrottauto ist, muss es auch hier im Lande bleiben und auch unter hiesigen Standards in den modernen Betrieben die wir hier haben, recycelt werden."
Die Hebebühne in der Kölner Autoverwertung senkt sich wieder. Vom roten Ford Escort ist nur noch ein Gerippe übrig, das bald in der Schrottpresse landet. Diese fachgerechte Entsorgung ist teuer, aber wirkungsvoll. Nach Zahlen des Umweltbundesamtes werden in Deutschland inzwischen 93 Prozent eines Fahrzeugs wiederverwertet. Was mit der Mehrzahl der heimischen Altautos nach dem Export ins Ausland passiert, ist nicht erfasst.
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Der Ford Escort ist 15 Jahre alt. Das übliche Alter, um ein Auto zu verschrotten, meint Rolf Bömeke. Er leitet die Kölner Autoverwertung. Insgesamt gibt es in Deutschland 1200 dieser Demontage-Betriebe. Sie sind der Anlaufpunkt für Fahrzeugbesitzer. Hier können sie ihre Altautos kostenlos zum Recyceln abgeben. Dabei entfernen die Demontage-Betriebe zuerst alle Flüssigkeiten:
"Also die Fahrzeuge müssen endgültig trocken gelegt werden. Also Benzin raus, Bremsflüssigkeit, Kühlerflüssigkeit und die Scheibenwaschanlage. Alles was mit Flüssigkeiten zu tun hat, muss auf jeden Fall raus."
Die fachgerechte Entsorgung der Auto-Flüssigkeiten übernehmen andere Firmen – kostenpflichtig - genauso wie bei der Batterie. Geld verdienen, lässt sich für die Demontagebetriebe nur mit der Karosserie und den Ersatzteilen.
Rolf Bömeke hämmert gegen den Unterbau des roten Fort Escort. Er will die Stoßstange ablösen. Sie ist ein verwertbares Bauteil, das verkauft werden kann. Ähnlich wie der Katalysator, das Getriebe oder der Motor - wertvolle Ersatzteile – in Deutschland und anderswo.
"Da kommen welche her und machen einen Container voll. Das geht dann halt in den Libanon oder sonst wo hin. Wo die Fahrzeuge vielleicht noch mehr laufen als hier und die Teile noch gebraucht werden."
Die verwertbaren Bauteile machen etwa zehn Prozent des Fahrzeug-Recyclings aus. Hinzu kommt die Elektronik – Leiter aus Kupfer, Gold und Silber durchziehen moderne Fahrzeuge. Bei steigenden Edelmetallpreisen lohnt sich ihr Recycling in Zukunft noch stärker.
Die wichtigste Rohstoffquelle des Autos ist aber die Karosserie. Der Eisenschrott macht etwa 70 Prozent eines Fahrzeugs aus. Und ist je nach Gewicht und Marktpreis bis zu 100 Euro wert, sagt Autoverwerter Bömeke. Eine Goldgrube sei das nicht:
"Unter Strich gerechnet, weiß ich nicht, ob da Großartig was übrig bleibt."
Kein Wunder also, dass die meisten deutschen Schrottkarren ins Ausland gehen und nicht in den aufwendigen deutschen Recycling-Prozess. Das belegen die letzten verwertbaren Daten des Umweltbundesamtes aus dem Jahr 2008. Damals wurden in Deutschland drei Millionen Fahrzeuge abgemeldet. Die Hälfte davon landete im EU-Ausland, acht Prozent im Nicht-EU-Ausland – bei knapp 30 Prozent ist der Verbleib unbekannt. Und nur 14 Prozent der abgemeldeten Autos wurden fachgerecht in Deutschland entsorgt. Das ärgert die Reycling-Wirtschaft. Andreas Habel vom Bundesverband Sekundärrohstoffe und Entsorgung:
"Wenn man es mal aus der Rohstoffbrille sieht, ist es eigentlich ein Unding, dass wir uns noch den Luxus leisten, diese wichtigen Rohstoffe aus der eigenen Hand zu geben. Denn Deutschland ist ein rohstoffarmes Land. Gleichzeitig sind wir aber auch einer der größten Verbraucher an Rohstoffen und wir müssten eigentlich die Maßgabe haben, diese wertvollen Rohstoffe im eigenen Land zu haben, für die eigene Wirtschaft auch."
Wirtschaftsvertreter Andreas Habel fordert deshalb eine Änderung des deutschen Altautogesetzes:
"Es muss ganz klare Kriterien geben: Wann ist ein Fahrzeug ein Altfahrzeug, also ein Schrottauto. Und wann ist es noch ein Gebrauchtfahrzeug. Nämlich nur dann, wenn es noch verkehrstüchtig ist. Dann spricht auch nichts dagegen, es zu verkaufen. Aber wenn es ein Schrottauto ist, muss es auch hier im Lande bleiben und auch unter hiesigen Standards in den modernen Betrieben die wir hier haben, recycelt werden."
Die Hebebühne in der Kölner Autoverwertung senkt sich wieder. Vom roten Ford Escort ist nur noch ein Gerippe übrig, das bald in der Schrottpresse landet. Diese fachgerechte Entsorgung ist teuer, aber wirkungsvoll. Nach Zahlen des Umweltbundesamtes werden in Deutschland inzwischen 93 Prozent eines Fahrzeugs wiederverwertet. Was mit der Mehrzahl der heimischen Altautos nach dem Export ins Ausland passiert, ist nicht erfasst.
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