Archiv


Schrumpfendes Frachtaufkommen

Der geschäftliche Erfolg von Flughäfen ist auch ein Konjunkturbarometer. Denn dort werden viele Waren ein- und ausgeführt. Das Frachtaufkommen zeigt also, wie es um den Handel bestellt ist. In Frankfurt gingen die Zahlen 2012 zurück. Flughafenchef Stefan Schulte glaubt aber an eine Trendwende.

Von Brigitte Scholtes | 15.01.2013
    Es ist nicht so gut gelaufen wie erhofft am Flughafen Frankfurt. Streiks, die Eintrübung der Konjunktur und ein gekürztes Flugangebot der Fluggesellschaften haben die Geschäftsentwicklung beeinträchtigt. Stefan Schulte, Chef des Flughafenbetreibers Fraport, hatte zwar im Jahresverlauf mehrfach die Prognosen zurückgenommen, aber im Dezember hat sich dann unter anderem wegen des frühen Wintereinbruchs das Geschäft noch stärker abgeschwächt als erwartet. Das traf sowohl das Passagieraufkommen als auch die Fracht. Zwar stieg die Zahl der Fluggäste im Jahresverlauf auf ein Rekordniveau von 57,5 Millionen, aber der Zuwachs fiel mit 1,9 Prozent schwächer aus als vorhergesagt. Denn im Dezember flogen 6,3 Prozent weniger Passagiere von Frankfurt ab als ein Jahr zuvor. 2,1 Millionen Tonnen Fracht wurden befördert, das war ein Minus von 6,7 Prozent. Der Trend zeige in die richtige Richtung, glaubt Flughafenchef Schulte. Denn im Dezember lag dieser Rückgang nur noch bei 1,5 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Jochen Rothenbacher, Analyst von equinet, meint:

    "Das ganze Jahr hindurch war die Frachtentwicklung eher verhalten. Das hängt auch mit der Thematik zusammen, dass viel der Wachstumsdynamik aus Asien nicht mehr in der Form stattfindet wie in der Vergangenheit. Und das hat in der Seefracht entsprechende Auswirkungen gehabt und auch in der Luftfracht, und das ist im Dezember nicht wesentlich besser geworden."

    Schon 2011 war das Frachtaufkommen geschrumpft, in Frankfurt wirkt sich hier jedoch auch das Nachtflugverbot leicht aus, das seit Herbst 2011 gilt. Deshalb ist Fracht an andere Flughäfen verlagert worden. Langfristig sollte der Frankfurter Flughafen aber weiter wachsen, glaubt Analyst Rothenbacher:

    "Der Flughafen ist einer der wenigen in Deutschland, der über freie Kapazitäten in erheblichem Umfang verfügt, und somit müssen die Airlines einfach auf Frankfurt zurückgreifen. Aktuell ist ja das Beispiel Berlin zu sehen, wie schwer sich doch Flughäfen tun, ihre Ausbaupläne umzusetzen."

    Die 22 internationalen deutschen Verkehrsflughäfen müssen sich in diesem Jahr insgesamt auf ein schwächeres Wachstum einstellen. Mit einer Steigerung des Passagieraufkommens um nur noch 0,4 Prozent rechnet der Flughafenverband ADV. Das schwächere Wachstum sei Folge der Konsolidierungsmaßnahmen bei den Fluggesellschaften. Die Abschwächung dürften vor allem die Flughäfen spüren, die einen hohen Anteil an Billigfliegern haben, glaubt der Verband. Im Frachtbereich dürfte das Wachstum bei einem Prozent liegen.