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Schülerforschungszentrum
Jugendliche an die Wissenschaft ranführen

In Erfurt ist ein Schülerforschungszentrum entstanden, das Jugendlichen helfen soll, ihre Projekte für "Jugend forscht" zu verwirklichen. Mit Erfahrung, mit Technik, vor allem aber auch mit Kontakten in Wissenschaft und Industrie. Die braucht ja dann auch die Nachwuchskräfte aus den technischen Fächern.

Von Henry Bernhard | 18.11.2014
    Felix Knothe aus Sachsen posiert in Künzelsau im Rahmen des Nachwuchswettbewerbs "Jugend forscht" vor dem Logo des Wettbewerbs.
    Jedes Jahr nehmen viele Schüler an dem Wettbewerb "Jugend forscht" teil. (picture alliance / dpa / Sebastian Kahnert)
    "Ist das Bauschaum oder Schaumstoff?" -"Das ist dasselbe Zeug wie hier. Das war nur so ein Probekegel, wie so ein Vorderteil sozusagen." - "Und was Sie letztendlich herausgefunden hatten, war das: Desto mehr Umfang des Ganzen, desto größer ist die Wandstärke?"
    Peter Feistel und Jakob Klinger sitzen mit dem Physiklehrer Frank Paulig vor einem Versuchsaufbau. Es geht um Knautschzonen, um Verformbarkeit von Materialien, um Kräfte beim Aufprall.
    "Wir wollen uns halt physikalisch mit Crashtests im weitesten Sinne beschäftigen und uns da genauer auf Materialforschung beziehungsweise auf verschiedene Zusammenhänge dann beziehen, inwiefern das dann halt den Crash beeinflußt, und bearbeiten wahrscheinlich noch zusammen mit einem Herrn der TU Freiberg, glaube ich, der halt einen Fallturm zur Verfügung hat, da werden wir dann sehen, was sich daraus machen läßt, aus dem Thema."
    Ein Labor für physikalische, biologische und chemische Experimente
    In dem 27 Meter hohen Fallturm kann man Körper im freien Fall beobachten. Am Ende der 10. Klasse soll die Projektarbeit von Peter und Jakob stehen, die sie auch bei "Jugend forscht" einreichen wollen. Ihr Lehrer Frank Paulig betreut die beiden am Nachmittag im ersten Thüringer Schülerforschungszentrum. In dem ehemaligen Klassenraum entsteht ein Labor für physikalische, biologische und chemische Experimente.
    "Wir wollen die Schüler an die Wissenschaft ranführen, auch an die entsprechenden Institutionen, wo wir uns bemühen, den Kontakt zu knüpfen, also Universitäten, Fachhochschulen, Betriebe, wo auch ein spezielles Fachwissen verlangt wird, um den Schülern zu zeigen, dass sie nicht mit ihrem Schulwissen klarkommen können, sondern dass sie das verknüpfen müssen und dass das Problemlösen noch einmal eine ganz andere Nummer ist."
    Noch nicht viel Technik
    Viel Technik gibt es noch nicht im Schülerforschungszentrum. Die soll nach und nach angeschafft werden - je nach Bedarf für die Projekte, mit denen die Schüler kommen. Geplant hat Paulig einen 3D-Drucker und eine Hochgeschwindigkeitskamera. Die könnten auch Benjamin Eidin und Maximilian Rummel gebrauchen. Die beiden wollen den Luftwiderstand eines Körpers messen.
    "Also, unsere Projektarbeit geht eigentlich darum, dass wir verschiedene Methoden entwickeln wollen, womit wir einen Luftwiderstandsbeiwert bestimmen kann. Es gibt ja zum einen diese Methode mit dem Windkanal, aber die ist auch sehr teuer. Und deswegen war unser Ziel, dass wir billigere Alternativen finden, zum Beispiel in der Gera zu testen oder ..." - "... oder wir haben auch das Ziel, einen eigenen Windkanal zu bauen; der soll halt möglichst billig werden. Dann wollen wir das vielleicht auch noch an der Luft messen; also, wir hatten gedacht, dass wir das Fahrrad vielleicht hinter ein Auto spannen und da dann mit einem Kraftmesser die Kraft messen, die wirkt." - "Dann können wir halt die verschiedenen cw-Werte vergleichen und finden dann die günstigste Methode auch heraus."
    Schüler aus der ganzen Region willkommen
    In der ersten Woche seit Bestehen des Schülerforschungszentrums haben sich 18 interessierte Schülerinnen und Schüler gemeldet, bislang alle aus dem beherbergenden Albert-Schweizer-Gymnasium. Der Plan ist jedoch, dass Schüler nicht nur aus dieser Schule und nicht nur aus Erfurt kommen. Täglich sollen ein bis zwei Lehrkräfte über zwei Stunden präsent sein und den Schülern helfen, ihre Projekte für "Jugend forscht" zu verwirklichen: mit Erfahrung, mit Technik, vor allem aber auch mit Kontakten in Wissenschaft und Industrie. Die braucht ja dann auch die Nachwuchskräfte aus den technischen Fächern. Schließlich haben alle mal klein angefangen.
    "Wir müssen auch nicht bei der Projektarbeit zu akademischer Höchstform auflaufen - oder?" - "Wieso nicht?" -"Na, nicht, dass am Ende jemand sagt: Das ist ja ziemlich billig!, oder so. Wissen Sie? Nein? Ich frag ja nur." - "Zu einfach ist das, glaube ich, nicht. Wenn man ein bisschen in die Tiefe geht, wird man immer merken, da kommt man überall ins Schwimmen. Na ja, je näher man an die Grenze vom Wissen kommt, umso mehr Wissen entdeckt man, was man noch entdecken müßte."