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Schülerforschungszentrum Nordhessen
Von Urzeitkrebsen bis Kletterroboter

Ob Urzeitkrebse, Blitzeinschläge oder Roboter, die auf Bäume klettern können: Es gibt viel zu erforschen. Das Schülerforschungszentrum Nordhessen in Kassel bietet Jugendlichen genau diese Möglichkeit. Das Besondere: In Kassel wird nicht das erforscht, was der Lehrer vorgibt. Stattdessen können die Jungforscher ihren eigenen Fragen nachgehen.

Von Ludger Fittkau |
    Die Holz- und Metallwerkstatt des Kasseler Schüler-Forschungszentrums. In mehreren Ecken des Raumes wird gesägt und geraspelt. Gleich vorne am Eingang werkeln Julian und Jonas - beide 13 Jahre alt – bereits seit mehr als einem Jahr an einem Elektro-Lastenfahrrad:
    "Die Idee ist eigentlich, ein Lastenrad zu bauen, womit man das Auto halbwegs ersetzt. Beziehungsweise das man mit dem Lastenrad kleine Einkäufe erledigen kann. E-Bikes sind ja noch recht teuer und dann gibt es mit den E-Bikes Probleme, Wasserkästen zu transportieren, die man hier umgeht."
    Inzwischen haben Julian und Jonas ihr Gefährt bereits erfolgreich auf dem Schulhof ihrer Schule ausprobiert. Denkbar, dass sie irgendwann damit bei "Jugend forscht" an den Start gehen. Physiklehrer Holger Hohe ist einer von rund 30 Anleitern im Kasseler Schülerforschungszentrum, in dem etwa 300 Jugendliche aktiv sind – davon rund ein Viertel Mädchen:
    "Wir versuchen schon die Teams, die richtig aktiv sind, die versuchen wir schon in den Wettbewerb zu bekommen. Aber das ist die Kür. Wir haben jetzt wieder zwei Teams auf dem Bundeswettbewerb, wie sind sehr gespannt."
    "Wir haben das Projekt 'Urzeitkrebse'. Und im Moment halten wir mal die Pumpe darein, weil die Urzeitkrebse sonst nicht schlüpfen können und nicht leben können."
    Ein einmaliges Angebot
    Biologie-Arbeitsräume und Chemielabors, ein Elektronenmikroskop und sogar eine eigene Sternwarte auf dem Dach – all das bietet das Kasseler Schülerforschungszentrum auf mehreren Etagen. In dieser Breite ist das Angebot wohl bundesweit einmalig. Entsprechend vielfältig sind die Projekte, an denen an einem Nachmittag gleichzeitig gearbeitet wird.
    "Ich untersuche, welche Stoffe bei Blitzeinschlägen entstehen, also welche Gase entstehen. Und das muss man ja rausfinden und deswegen mache ich hier gerade einen Nachweis. Also ich probiere hier gerade einen Nachweis. Für C02."
    Anders als oft in der Schule können hier die Forschungsteams ihren eigenen Fragestellungen nachgehen. Klaus-Peter Haupt, der Leiter des Zentrums:
    "Das war für viele vollkommen ungewohnt. Ist auch heute noch in der Schule ein ungewohntes Verfahren. Und der Erfolg war so groß, dass das Land Hessen, die Stadt Kassel und die Uni sich entschlossen haben, eine eigene Einrichtung für diesen Ansatz zu schaffen und wir sind ja seit drei Jahren in einem eigenen Gebäude."
    Jeder kann mitmachen
    Jeder, der sich bereit erklärt, beharrlich ein Projekt zu verfolgen und es gegebenenfalls auch bei "Jugend forscht" anzumelden, ist willkommen.
    "Es macht wirklich sehr viel Spaß hier mit den Betreuern, ja."
    "Im Moment planen wir einen Kletterroboter. Wir wollen einen Roboter entwickeln, der wie eine Raupe einen Baum hochklettert."
    André Falb und Bernd Linnemann, beide 16 Jahre alt, entwerfen den Kletterroboter am Computer. Wenn sie ihn dann noch erfolgreich bauen können, ist das ein Projekt für "Jugend forscht" – davon ist Klaus-Peter Haupt überzeugt:
    "Das Projekt ist sehr gut geeignet. Jetzt müssen die es in dieser Form hinkriegen. Die sind noch jünger, das heißt, sie haben also noch Zeit. Und wir wollen ihnen diese Zeit auch lassen. Also nicht drängeln: Du musst jetzt am nächsten Wettbewerb teilnehmen, das macht überhaupt keinen Sinn. Sondern solange durchhalten, bis es abgeschlossen ist."