"Egal, ob 'Storch, wie geht es Dir?' aus Oldenburg, 'Weniger Plastik ist mehr' aus Berlin oder das Thema Lichtverschmutzung von den Bonnern, super Arbeit und Daumen hoch von mir."
Eine riesige Videoleinwand im Palmenhaus der Insel Mainau am Bodensee. Großformatig zu sehen ein Mann im blauen Weltraum-Overall: Alexander Gerst, deutscher Wissenschaftsastronaut der ESA - er lobt die vier preisgekrönten Projekte eines bislang einzigartigen und bundesweiten Schülerwettbewerbes: "Beschützer der Erde 2.0".
"Ich nehme eben am Wettbewerb teil mit dem Projekt 'Storch wie geht es Dir?'"
"Da haben wir zum Beispiel Bestandsentwicklung und Lebensraum erforscht, so etwas halt."
"Wie der Storch lebt, wie er überwacht wird, und dass sich seine Zugroute ändern wird."
Imke Sehnas und Oliver Daggaz vom Neuen Gymnasium Oldenburg haben sich in den vergangenen Monaten im Rahmen der Arbeitsgemeinschaft "Na, Erde?" mit der Zukunft des Storches beschäftigt - und sind dabei prompt unter 100 Schulklassen bundesweit beim Wettbewerb "Beschützer der Erde 2.0." unter die ersten vier gekommen - ebenso wie Mina Geier und Jannick Faulhaber vom Kardinal-Frings-Gymnasium Bonn: Bei ihnen ging es "generell um Lichtemissionen in Bonn und wie sich das auf Zugvögel und Insekten auswirkt."
"Das Thema Lichtverschmutzung wurde sehr vernachlässigt. Und deshalb haben wir gedacht: Wir tun was dafür!"
"Und keiner denkt darüber nach, wenn er abends sein Licht anlässt und damit auch Zugvögel gefährdet und unserer Erde nichts gutes tut."
"Ich habe kein Plastikspielzeug. Und unser Müllberg wird errechnet. Und da entsteht doch einiges."
Selbstbewusstsein der Schüler stärken
Bei dem Schülerwettbewerb ging es somit um zweierlei: Mit konkreten Projekten auf die Zerstörung der Lebensgrundlagen auf der Erde hinweisen - und die Begeisterung an den so genannten "harten" naturwissenschaftlichen Fächern wecken, die bei vielen Abiturienten, wenn es um die Auswahl des Studienfaches geht, tendenziell eher nicht erste Wahl sind:
"Die 'harten‘ MINT-Fächer: Den Ingenieurwissenschaften, den Naturwissenschaften geht immer noch einher, dass sie auf der einen Seite hart sind, dass man auf der anderen Seite ein Nerd sein muss, um diese darzustellen. Das ist nicht wahr: Die Talente von vielen jungen Menschen auch in diesen MINT-Fächern sind manchmal viel größer, als sie sich das selber zutrauen", sagt Walther Pelzer, Vorstandsmitglied im Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt, einer der Mitveranstalter des Schülerwettbewerbes "Beschützer der Erde 2.0".
Das Selbstbewusstsein der Schülerinnen und Schüler stärken, sich mit Naturwissenschaften zu beschäftigen - das funktioniert vor allem dann, wenn es ums 'Eingemachte' geht, nämlich um die Lebensgrundlagen zukünftiger Generationen. Imke Sehnas vom Neuen Gymnasium Oldenburg:
"Naja, ich denke, man sollte sich jetzt vor Augen führen, was für eine große Artenvielfalt es auf unserer Erde gibt. Denn so, wie das im Moment weitergeht, werden wir nicht mehr lange was davon haben."
"Es ist wichtig, es für weitere Generationen zu erhalten, dass auch die kennenlernen: Wie viele Tiere gibt es überhaupt? Dass das geschützt wird."
Umweltthemen überwinden Grenzen
Wenn es um die natürlichen Lebensgrundlagen, vor allem um deren Bedrohung geht, überwinden viele die Hürden, die vor der Beschäftigung mit Naturwissenschaften entstehen. Was sich bereits bei der "Fridays for Future"-Bewegung gezeigt hat, wird auch bei diesem Schülerwettbewerb deutlich. Hinzu kommt: Die Beschäftigung mit Umweltthemen überwindet die Grenzen zwischen den einzelnen Fächern im regulären Schulunterricht:
"Vor allem, wenn man merkt, dass man verschiedene Fächer miteinander kombinieren kann, wenn man solche Umweltprojekte macht. Wir haben uns beim Storch ja auch mit den geografischen Veränderungen befasst. Wir haben uns beim Storch mit dem Lebensentwicklungen befasst. Da spielen Geografie und Biologie eine wichtige Rolle", so Oliver Daggaz, Elftklässler am Neuen Gymnasium Oldenburg.
Schließlich wollen die Veranstalter des Wettbewerbes, neben dem DLR sind dies das Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie sowie das Max-Planck-Institut für Ornithologie Radolfzell, auch die Begeisterung an der Raumfahrt wecken. Das Radolfzeller Max-Planck-Institut hat gerade ein weltweites Projekt auf den Weg gebracht: Tierbeobachtung aus dem All. Und einer, der selbst im All war, gibt den beteiligten Schülerinnen und Schülern auch den entscheidenden Ratschlag mit auf den Weg - Wissenschaftsastronaut Alexander Gerst:
"Ihr wart jetzt ein Jahr Teilnehmer eines Wettbewerbes. Aber bitte bleibt ein Leben lang Beschützer der Erde."