USA
Schüsse auf Donald Trump - Was bisher bekannt ist

Auf einer Wahlkampfveranstaltung im US-Bundesstaat Pennsylvania hat es ein Attentat auf den designierten Präsidentschaftskandidaten der Republikaner, Trump, gegeben. Er wurde am Ohr verletzt. Was bisher zu dem Anschlag bekannt ist und welche Auswirkungen das Geschehen auf den Wahlkampf haben könnte.

    Das Rednerpult von Donald Trump bei einer Wahlkampfveranstaltung in Pennsylvania. Der Ex-Präsident duckt sich (nicht sichtbar) dahinter, ein Bodyguard kommt von recht, die Zuschauer schauen erschrocken.
    Bei einer Wahlkampfveranstaltung in Pennsylvania schoss ein 22-Jähriger auf Donald Trump am Rednerpult. Er tauchte schnell unter, bevor er von seinen Bodyguards umringt wurde. (picture alliance / ASSOCIATED PRESS / Gene J. Puskar)

    Was ist passiert?

    Der frühere Präsident Trump hält eine Rede in der Kleinstadt Butler, als plötzlich Schüsse fallen. Er fasst sich ans rechte Ohr, duckt sich dann zu Boden hinter sein Rednerpult. Sofort rennen mehrere Secret-Service-Agenten zu ihm, werfen sich über den Republikaner. Im Publikum bricht Panik aus. Menschen schreien, werfen sich ebenfalls zu Boden. Noch ein Schuss. Wieder tönen laute Schreie durch die Zuschauerränge.
    Kurz darauf richten die Sicherheitsleute Trump hinter dem Pult auf. Der 78-Jährige blutet am rechten Ohr. "Lasst mich meine Schuhe anziehen", sagt Trump mehrfach. Die Leibwächter bilden einen Ring um ihn und wollen ihn zu einem Fahrzeug eskortieren. Er ruft dazwischen: "Wartet, wartet, wartet, wartet." Dann streckt er unter den Rufen seiner Anhänger mehrfach die Faust in die Luft und formt dazu nicht vernehmbar mit seinen Lippen ein Wort, das Anhänger so interpretieren: "Kämpft!"
    Wenig später steht fest: Ein Zuschauer starb an den Schüssen, zwei weitere wurden schwer verletzt. Auch der mutmaßliche Schütze ist tot. Die US-Bundespolizei FBI stuft die Tat als "Mordversuch" gegen Trump ein.

    Wer ist der mutmaßliche Attentäter?

    Medien wie CNN melden unter Berufung auf das FBI, bei dem mutmaßlichen Schützen handele es sich um den 20-jährigen Matthew Crooks aus Pennsylvania. Zum Motiv und weiteren Hintergründen gibt es bislang keine Angaben. US-Medien berichten, dass der Angreifer mit einem halbautomatischen Gewehr vom Typ AR-15 bewaffnet gewesen sei.
    Der Secret Service teilte mit, der Angreifer habe "mehrere Schüsse "von einer erhöhten Position" außerhalb des Versammlungsortes abgefeuert. Der Schütze sei daraufhin "neutralisiert" worden. Mehrere Augenzeugen geben an, sie hätten den Schützen vor dem Attentat gesehen und die Behörden alarmiert.
    Mehrere US-Medien berichten übereinstimmend, dass im Auto des mutmaßlichen Schützen Teile zum Bau von Bomben gefunden worden seien. Unter Berufung auf Ermittlungskreise hieß es, der Mann habe auch Zuhause solches Material aufbewahrt. Worum es sich dabei genau handelt, ist noch unklar. Die "New York Times" sprach von zwei "Sprengsätzen" im Auto des mutmaßlichen Täters und einem dritten Fund am Wohnort.

    Wie schwer wurde Trump verletzt?

    Trump selbst teilte mit, er sei von einer Kugel im oberen Bereich des rechten Ohrs getroffen worden. "Ich wusste sofort, dass etwas nicht stimmte, denn ich hörte ein zischendes Geräusch, Schüsse und spürte sofort, wie sich die Kugel durch die Haut bohrte." Es habe stark geblutet. Der 78-Jährige erklärte weiter, es sei unglaublich, dass sich eine solche Tat in den USA ereignen könne. Nach Angaben aus seinem Kampagnenteam wurde er im Krankenhaus behandelt. Trump gehe es gut.
    Seim Team veröffentlichte Stunden nach der Attacke ein Video, in dem der Präsidentschaftsbewerber aus seinem Privatflugzeug steigt. Dazu schreibt seine Vize-Kommunikationsdirektorin: "Stark und unverwüstlich. Er wird nie aufhören, für Amerika zu kämpfen."

    Welche Reaktionen gibt es auf die Tat?

    Zahlreiche Politikerinnen und Politiker in den USA und international haben das Attentat verurteilt. US-Präsident Biden sagte: "Wir können nicht erlauben, dass so etwas geschieht". Er hat nach eigenen Angaben mit Trump telefoniert.

    Welche Folgen hat das Attentat für den US-Präsidentschaftswahlkampf?

    Trump tritt für die Republikaner bei der Präsidentenwahl am 5. November an. Am Montag beginnt in Milwaukee der Parteitag, bei dem Trump offiziell zum Kandidaten gekürt werden soll. Die Partei will diesen Nominierungsparteitag trotz des Anschlags wie geplant abhalten, Trump wird teilnehmen.
    Es wird erwartet, dass durch den Anschlag die politische Stimmung weiter aufgeheizt wird. Der Trump-Getreue J. D. Vance, der als möglicher Vizepräsidentenkandidat gehandelt wird, machte Präsident Biden persönlich für die Attacke auf Trump verantwortlich. Bidens Wahlkampagne sei komplett darauf ausgerichtet, Trump als autoritären Faschisten darzustellen, der um jeden Preis gestoppt werden müsse, teilte er mit. "Diese Rhetorik führte direkt zum versuchten Attentat auf Präsident Trump."
    Beobachter rechnen auch damit, dass Trump selbst den Anschlag systematisch für seine Zwecke nutzen wird. Er inszeniert sich häufiger als Märtyrer und als jemand, den seine politischen Gegner mit allen Mitteln aus dem Weg räumen wollen. Schon die vier Strafverfahren gegen ihn setzte er erfolgreich ein, um seine Anhänger zu mobilisieren und Spenden zu sammeln. Wenige Stunden nach den Schüssen in Butler verschickt sein Team die erste Wahlkampf-SMS mit den Worten: "Ich werde nie aufgeben" - und einem direkten Link zur Spenden-Webseite. Diese Attacke gegen Trump dürfte in seinem Lager eine Jetzt-erst-recht-Mentalität befeuern.
    Trump liegt in Umfragen ohnehin vor dem Demokraten Biden, der zuletzt vor allem mit mentalen Problemen für Schlagzeilen sorgte. Bidens Kampagne muss nun auch noch den richtigen Ton für politische Attacken auf Trump finden. US-Medien berichten, das Wahlkampfteam des Demokraten habe seine gesamte ausgehende Kommunikation vorerst unterbrochen und wolle die Ausstrahlung von Wahlwerbespots stoppen.
    Diese Nachricht wurde am 14.07.2024 im Programm Deutschlandfunk gesendet.