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Schul- und Unistreik in Berlin
Demo gegen Abschiebung

Streikende Studierende und Schüler demonstrieren in Berlin gegen Rassismus, Krieg und Abschiebung. Ob es insgesamt 1.500 Teilnehmer sind, wie auf Facebook angekündigt, wissen die Veranstalter nicht. Am Nachmittag wollen die Demonstranten vor der EU-Vertretung am Pariser Platz eine Mahnwache abhalten.

    Immer mehr Studierende und Schüler strömen auf den Platz zwischen Berliner Fernsehturm und Rotem Rathaus. Auf den Protestplakaten stehen Parolen wie: Schulstreik gegen Rassismus, Krieg und Abschiebung. Aline, Judith und Gesine klatschen im Rhythmus der Sprechchöre in die Hände. Die 13-Jährigen tragen Aufkleber auf ihren Shirts mit der Aufschrift No Nazis.
    "Wir sind halt dagegen und wir finden, dass alle einen Platz haben sollten. Wir wünschen uns, dass es einfach keinen Rassismus mehr gibt und dass alle gleich behandelt werden."
    Dann klatschen sie wieder im Rhythmus und laufen in Richtung Lautsprecherwagen. Das Thema Flüchtlinge soll noch stärker in die Öffentlichkeit. Zwischen den Schülern und Studierenden stehen Touristengruppen und zücken ihre Handys. Mittendrin, die Abiturientin Lina Kaufmann. Die 19-Jährige vertritt das Bündnis Refugee Schul- und Unistreik Berlin. Die Asylgesetze der Bundesrepublik, Fremdenfeindlichkeit aus der Mitte der Zivilgesellschaft, der Umgang mit Flüchtlingen, all das macht aus Lina Kaufmann eine politische Aktivistin. Die Nachrichten über immer mehr Tote auf dem Mittelmeer, kann die Schülerin mit den kurzen blonden Haaren nur schwer ertragen.
    "Seit über einem Jahr sind wir aktiv und dass wir in der ganzen Zeit nicht sehen können, dass Geflüchtete in Deutschland eine reelle Perspektive bekommen und dass wir sehen, dass Menschen in Lagern isoliert sein müssen, dass es ein rassistisches Klima gibt, deshalb streiken wir auch und jetzt konkret, damit es eine Zukunft gibt für die Mittelmeersituation. Einerseits durch richtige Rettungsaktionen, andererseits durch eine richtige EU-Politik, die es den Leuten möglich macht, legal nach Deutschland zu kommen. Dann brauchen sie auch keine Schlepper bezahlen."
    Forderung nach politischer Lösung
    Für sie und die anderen Demonstranten auf dem Platz gibt es nur eine mögliche politische Lösung.
    "Illegale Einwanderung bekämpft man, indem man legale Einwanderungsmöglichkeiten für die Menschen schafft!"
    Auch Lukas Wolf, der an der Berliner Humboldt –Universität Sozialwissenschaften studiert, ist enttäuscht darüber, wie Parlamentarier im Deutschen Bundestag und in der Europäischen Union mit der Flüchtlingsfrage umgehen.
    "Ich glaube jeder Mensch, der hier nach Europa flieht, und das merkt man spätestens wenn man mit den Menschen gesprochen hat und niemand macht einen so gefährlichen Weg ohne Not. Was mich am meisten erschreckt hat ist, wie Hoffnung enttäuscht wurde von vielen Geflüchteten weil sie sich dachten, na klar, ich habe das Recht auf Asyl, ich komm hierin und dann sind sie eben in einem Aufnahmelager und das hat mich schon sehr sehr bewegt. "
    Die Abschiebung sogenannter krimineller oder straffällig gewordener Asylbewerber klingt in seinen Ohren wie Hohn. Schließlich würde das jeden Flüchtling treffen, der auf illegalem Weg nach Deutschland gelangt.
    "Der Straftatbestand entsteht aus der Flucht, die sie begehen und insofern ist das ein so absurdes Gesetz. Mein Gefühl ist, dass eben auch die Brandanschläge die irgendwo passieren, nicht einfach so passieren. Natürlich ist da jetzt nicht ein Politiker direkt dran schuld, aber indem ich solche Gesetze mache und diese Rhetorik zumindest wiederhole, trägt man zumindest mit zu so einer Stimmung bei."
    Kein Mensch ist illegal, Bleiberecht überall
    Auf einem Banner heißt es: Nazis, Pegida, Asylgesetze, das ist alles Rechte Hetze. In der Menge sind selbst gemalte Plakate zu sehen, da steht: Ihr seid uns willkommen und Sicher leben ohne Nazis.
    Ob es insgesamt 1.500 Teilnehmer sind, wie auf Facebook angekündigt, wissen die Veranstalter nicht. Doch auf dem Weg in Richtung Brandenburger Tor wird es wohl noch mehr Zulauf geben. Am Nachmittag wollen die Demonstranten vor der EU-Vertretung am Pariser Platz eine Mahnwache abhalten.