Die Kultusminister der Länder sind sich einig: Das Recht auf Bildung muss auch in Corona-Zeiten gewährt werden. Alle Schülerinnen und Schüler sollen nach den Sommerferien wieder nach dem regulären Stundenplan und im festen Klassenverband oder einer festen Lerngruppe unterrichtet werden.
"Das bedeutet, das ist klar die Konsequenz, dass die 1,50 Meter-Abstandsregelung entfallen muss, sofern es das Infektionsgeschehen zulässt."
So verkündete es die Präsidentin der Kultusministerkonferenz und rheinlandpfälzische Bildungsministerin Stefanie Hubig gestern Abend - nach einer fast vierstündigen Schaltkonferenz aller 16 Länderminister. Die Hygienevorschriften würden entsprechend angepasst.
So verkündete es die Präsidentin der Kultusministerkonferenz und rheinlandpfälzische Bildungsministerin Stefanie Hubig gestern Abend - nach einer fast vierstündigen Schaltkonferenz aller 16 Länderminister. Die Hygienevorschriften würden entsprechend angepasst.
"Wir werden als Kultusministerkonferenz uns rechtzeitig auf einen gemeinsamen Rahmen für aktualisierte Schutz- und Hygienemaßnahmen verständigen. Und das kann auch bedeuten, dass gehört zur Ehrlichkeit mit dazu, dass in Abhängigkeit von der Entwicklung des Infektionsgeschehens auch beim regulären Schulbetrieb auch möglicherwies Wochen-, Tages- oder Unterrichtsabläufe insgesamt oder eben regional angepasst werden müssen."
Sprich: Unterricht kann jederzeit wieder ausfallen oder in den Fernunterricht verlegt werden. Schulschließungen, wie sie gerade wieder nach Infektionsausbrüchen in Gütersloh und Magdeburg vorgenommen werden mussten, sollen aber die "ultima ratio" sein.
Sprich: Unterricht kann jederzeit wieder ausfallen oder in den Fernunterricht verlegt werden. Schulschließungen, wie sie gerade wieder nach Infektionsausbrüchen in Gütersloh und Magdeburg vorgenommen werden mussten, sollen aber die "ultima ratio" sein.
Lehrerverbände kritisieren KMK
Für Lehrerverbände und Gewerkschaften ist die Entscheidung, das Abstandsgebot zu kippen, dennoch "voreilig" und "gedankenlos". Es wäre richtiger gewesen, erst verantwortbare Bedingungen dafür zu schaffen, und dann erst zum Regelbetrieb zurückzukehren, echauffierte sich Lehrerverbandspräsident Heinz-Peter Meidinger. Und auch die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) monierte, mit der Entscheidung würden die Kultusminister den Infektionsschutz in den Schulen kippen.
"Solange in der Gesellschaft der Abstand 1,5 Meter gilt, muss er in kleinen geschlossenen Räumen auch gelten", kritisierte GEW-Vorsitzende Marlies Tepe.
"Überall da, wo jetzt Hotspots entstanden sind, waren die Abstände zwischen den Menschen nicht eingehalten. Deswegen halte ich das für die falsche Lösung, ich glaube wir brauchen gute Konzepte für jede Schule individuell."
"Solange in der Gesellschaft der Abstand 1,5 Meter gilt, muss er in kleinen geschlossenen Räumen auch gelten", kritisierte GEW-Vorsitzende Marlies Tepe.
"Überall da, wo jetzt Hotspots entstanden sind, waren die Abstände zwischen den Menschen nicht eingehalten. Deswegen halte ich das für die falsche Lösung, ich glaube wir brauchen gute Konzepte für jede Schule individuell."
Personalmangel könnte sich weiter zuspitzen
Hinzu kommt die Sorge, wie der reguläre Unterricht organisiert werden soll, wenn Teile der Lehrerschaft zur Corona-Risikogruppe zählen. Auf zehn bis 20 Prozent Corona-bedingte Ausfälle kommen Schätzungen der Verbände für das kommende Schuljahr. Doch darauf, wie die Personallücken geschlossen werden sollen in einer Zeit, in der ohnehin schon großer Lehrermangel herrscht, fanden auch die Kultusminister keine klaren Antworten. Auch ein nachvollziehbarer Notfall-Stufenplan für den Fall einer neuen Corona-Welle im Herbst fehlt. Dafür die Ankündigung, dass die Digitalisierung weiter vorangetrieben und die Lehrerfortbildung zügig ausgebaut werden soll.
Verpasster Schulstoff solle nachgeholt werden, kündigte KMK-Präsidentin Hubig an.
"Und wir wollen auch, um soziale Disparitäten zu vermeiden und um Bildungsgerechtigkeit herzustellen, besonderes Augenmerk auf den Zugang der Schülerinnen und Schüler zu digitalem Unterricht legen, die - ich sage mal - diesen Zugang nicht so leicht haben und spezifische Angebote für Kinder und Jugendliche mit Unterstützungsbedarf machen."
Fortbildung in Sachen digitaler Unterricht gefordert
Das alles sei auch bitter nötig, mahnten Vertreter von vier Landesschülerräten gestern in Berlin. Die Corona-Phase habe gezeigt, dass viele Lehrer mit digitalen Medien nicht richtig umgehen könnten. Der Fernunterricht habe deswegen oft nicht gut funktioniert. Und auch Schüler brauchten digitale Fortbildung. Doch die Mitsprache von Schülerinnen und Schülern sei vielerorts auf der Strecke geblieben, beklagte Lennart-Elias Seimetz, Vorsitzender des Landesschülerrats Saarland.
"Es musste alles schnell entschieden werden, da hat man dann auch gerne mal auf die Schüler verzichtet. Ein Punkt, den wir auf jeden Fall bemängeln und in der weiteren Krisenfindung auf jeden Fall ausbauen möchten."
"Es musste alles schnell entschieden werden, da hat man dann auch gerne mal auf die Schüler verzichtet. Ein Punkt, den wir auf jeden Fall bemängeln und in der weiteren Krisenfindung auf jeden Fall ausbauen möchten."