Kurz nach neun Uhr im Illtal-Gymnasium in Illingen, genauer: In der Turnhalle. Schüler und Schülerinnen kommen, um ihre „sportbewegte Pause“ zu genießen. Die einen schnappen sich Bälle, spielen Basketball oder Fußball, die andern haben blaue Matten auf dem Hallenboden ausgelegt, schlagen Räder und probieren den Handstand. Sportlehrer Rene Bäthies erklärt: "Manchmal läuft dann auch Musik und dann wir ein kleines Tänzchen gemacht. Aber die sind meistens nicht ratlos und brauchen keine Impulse, das ist immer am besten, wenn die Schüler von sich aus sich gerne bewegen."
"Das macht halt auch voll Spaß, also hier zu turnen und man kann auch immer verschiedene Sachen machen", stimmt eine Schülerin zu und ein Mitschüler ergänzt: "Vor allen Dingen, man kann auch bessere Freunde kennen lernen, wenn es im Winter kalt ist, kann man sich hier aufwärmen." "Wenn man hier viel Sport macht und dann noch was trinkt, dann kann man sich besser konzentrieren in der Schule auch und ich finde, das sollte an jeder Schule gemacht werden, denn das ist sehr cool mit sportbewegter Pause", sagt ein weiterer Schüler.
Konzept "Bewegte Schule" wurde in die Praxis umgesetzt
Dass es am Illtal-Gymnasium solche bewegten Pausen gibt, geht auf eine Initiative von Schülerinnen und Schülern zurück, die sich 2010 in einer Seminarfach-Gruppe mit dem Thema „Bewegte Schule“ auseinandergesetzt haben. Zwei Jahre später beginnt ein Arbeitskreis aus Schülern, Eltern und Lehrkräften, die theoretischen Erkenntnisse in die Praxis umzusetzen: Nach und nach werden zum Beispiel auf dem Schulhof Basketball-Körbe, Tore und sogar eine Kletterwand aufgestellt.
Seit 2015 ist Sportlehrer René Bäthies einer Hauptverantwortlichen. Er kann innerhalb des Kollegiums auf viel Unterstützung zählen: "Wir haben insgesamt ein sehr sportafines Kollegium! Beispielsweise haben wir letztes Jahr einen Kollegiums-Ausflug auf die Bowlingbahn nach Saarbrücken gemacht. Das ist auch intern im Kollegium so, dass viele gerne gemeinsam Sport treiben."
Frisbee oder Tischtennis in der großen Pause
Wir haben die Turnhalle verlassen, die Aufsicht haben jetzt zwei Schüler aus der AG "Bewegte Schule", in der 10 Schülerinnen mit René Bäthies zusammenarbeiten. Der nimmt mich jetzt mit in einen Lagerraum. Wir stehen vor aufeinander gestapelten gelben Plastikkisten. Rene Bäthies hebt einen Deckel, um zu zeigen, was in den Kisten drin ist:
"Aktuell haben wir hier die neuen Spielekisten für die 5er- und 6er- Klassen gepackt. Da sind Softbälle dabei, Tischtennisschläger, Softtennis-Schläger, auch ein Indiaka, eine Soft-Frisbee und jede Klasse bekommt auch ein Tischtennisnetz, dass die dann in den großen Pausen auf dem Schulhof dann die Geräte nutzten können, wie beispielsweise die Tischtennisplatten oder so, wo die sich beschäftigen können."
Auch hier übernehmen die Schülerinnen und Schüler Verantwortung. In jeder Klasse wird es Beauftragte geben, die sich um die Kisten kümmern werden: "Normalerweise soll die Klasse das so regeln, dass es also einen Beauftragten für die Spielekiste gibt und dass die auch dafür Sorge tragen, dass die Materialen wieder zurückkommen oder ersetzt werden."
Sponsorenlauf für Tischtennisplatten
Bälle, Schläger, Netze für Tischtennisplatten, auch die neuen Griffe an der Kletterwand im Pausenhof, – all das kostet Geld. Teilweise kommt das von örtlichen Unternehmen. Zudem gibt es regelmäßig Sponsorenläufe: Schüler sind Runden gelaufen, Eltern und Verwandte haben Geld gespendet. Beim letzten Lauf im vergangenen September sind ca. 30.000 Euro für das Illtal-Gymnasium zusammengekommen:
"Unser Motto ist: IG bewegt, wir wollen die Schule bewegen, die Schüler bewegen, aber wir wollen auch was in der Welt bewegen, von daher haben wir das dann schön aufgeteilt zwischen der 3. Welt AG und den ganzen sportbezogenen Dingen."
Vier Schüler haben das neue Tischtennisnetz schon mal auf einer der Beton-Tischtennisplatten installiert, probieren auch die neuen Schläger aus. Und wenn der Unterricht gleich weitergeht, wird sich das auswirken. "Dein Körper fühlt sich dann wacher an, dann kannst du sich besser konzentrieren, weil du dann nicht so müde bist."
Bewegungspausen für die Konzentration
Und wenn man im Unterricht doch mal müde wird, findet Bewegung im Illtal-Gymnasium auch dann – im Klassenraum – statt, erklärt ein Schüler: "Also wir hatten viele Handübungen und Beinübungen gemacht, zum Beispiel bisschen Rennen im Stehen. Und dann machen wir mit der Hand Übungen."
Bärthies erklärt: "Also das sind koordinative Übungen, wo sie dann Arme und Beine getrennt voneinander in verschiedene Richtungen bewegen müssen. Das fördert auch die Konzentrationsfähigkeit, wenn man merkt, sie werden bisschen unruhig, dass man solche Bewegungspausen macht. Das viele Sitzen ist für die Schüler nicht gut und gerade in einem Alltag, wo die Schüler oft bis in die Nachmittagsstunden in der Schule sind, ist es wichtig, dass man gezielt solche Bewegungspausen machen kann!"
Gerade in den Fremdsprachen bietet es sich an, sagt René Bäthies, Bewegung in den Unterricht einzubauen. Wer das Wort „gehen“ zum Beispiel auf Französisch lernt, während er geht – merkt es sich viel leichter.