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Schule in Peru
Fromm mit Fahnen und Fanfaren

Die 16-jährige Lia besucht normalerweise ein katholisches Gymnasium in Berlin. Für ein Auslandsjahr war sie an einer Franziskanerinnen-Schule in Peru. Dort staunte sie über Fahnenappelle, Fanfaren und lautstarke Glaubensbekenntnisse.

Von Rocco Thiede | 28.08.2018
    Uniformierte Schulmädchen mit peruanischer Flagge im peruanischen Cusco
    In Peru gehören Uniformen und Flaggen zum Schulalltag (imago / Kymri Wilt / Danita Delimont)
    "Dort gab es jeden Montag eine Art Andacht mit allen Schülern. Da wurde die Hymne von Chincha, die peruanische Hymne, die Hymne vom Institut gesungen."
    Die 16-jährige Lia aus Berlin hat ein Schuljahr in Peru verbracht. In Chincha, etwa 200 Kilometer südlich der Hauptstadt Lima, besuchte sie das "Instituto Pedagógico San Francisco de Asís". 600 Schülerinnen und Schüler hat die nach dem Heiligen Franz von Assisi benannte katholische Schule mit integrierter Berufsausbildung.
    Mit Fahnen, Trommelwirbel und Gesang
    Die Franziskanerinnen in brauner Tracht sind nicht zu übersehen. Ihr Orden betreibt auch in Kolumbien, Spanien und Italien Schulen. Das Religiöse ist hier deutlicher sichtbar als an katholischen Schulen in Deutschland - auch im Stundenplan. Im Erzbistum Berlin gibt es beispielsweise an einem Tag in der Woche eine Heilige Messe, die für Schüler bis zur 10. Klasse verbindlich ist. In den Klassenräumen hängen Kruzifixe. Und es gibt nach Konfessionen geteilten, obligatorischen Religionsunterricht. Ansonsten ist der Alltag ähnlich wie an staatlichen Schulen. Anders in Chincha: Hier werden das religiöse Fundament und das Bekenntnis zur Nation zelebriert. Mit Fahnen, Trommelwirbel und Gesang.
    "Da gibt es generell Uniformen und deswegen waren alle in ihren etwas schickeren Uniformen immer am Montag. Aus Deutschland kannte ich das nicht. Aber in meinem ganzen Auslandsjahr habe ich das immer erlebt, weil das in Peru typisch ist, dass sie an einem Tag in der Woche in der Schule immer die Nationalhymne singen und wenn das dann noch eine katholische Schule oder Institut ist, dann auch noch mit Andacht."
    Es ist Montagmorgen. Das Schulorchester spielt die Hymne Perus. Die Schülerinnen und Schüler legen ihre rechte Hand auf ihr Herz und singen lautstark mit.
    Jede Woche bereitet eine andere Klasse diese appellartige-religiöse Schulveranstaltung inhaltlich vor. In Blöcken stehen dabei die 14 bis 18 Jahre alten Schüler zusammen mit ihren Lehrern im Klassenverband auf dem Pausenhof. An der Berufskleidung kann man dabei die zukünftigen Köchinnen, Friseurinnen oder Tourismuskauffrauen erkennen. Letztere tragen lange, elegante, schwarze Kleider und hohe Schuhe. Die jungen Männer: weiße Hemden, Krawatte sowie Anzug.
    Wer zu spät kommt, den bestraft die Schule
    Lia erzählt: "Die ersten Male ist das schon noch interessant und was Anderes und man guckt noch und ist noch neugierig, was als nächstes passiert. Aber wenn man das dann jeden Montag haben muss, dann ist das ein bisschen anstrengend, weil man auch zwei Stunden stehen muss und die ganzen Mädchen müssen Absatzschuhe tragen und stehen zwei Stunden an einer Stelle. Und da habe ich auch mit den Schülern geredet und die haben mir auch gesagt, dass sie das nicht so gern haben."
    Fahnenträger ziehen üben Pausenhof. Man sieht die rot-weiß-rote Nationalflagge Perus, die gelb-grüne Fahne der Provinz Ica, die Fahnen der Stadt Chincha und das Banner der katholischen Schule. Die Jugendlichen blicken ernst. Aus der Bibel liest eine Schülerin eine aktuelle Stelle aus dem Neuen Testament vor. Im Anschluss legt eine der Franziskanerinnen die Schrift aus.
    Heute kommen einige Jugendliche zu spät, weil sie verschlafen oder den Bus verpasst haben. Sie müssen vor dem großen Eisentor ausharren, während drinnen laut hörbar die wöchentliche Zeremonie über die Bühne geht und die Schulhymne gespielt wird. Wer unpünktlich ist:
    "Der muss draußen bleiben und kommt nicht mehr rein (lacht). Man kann nicht studieren und wird aufgeschrieben, dass man gefehlt hat den ganzen Tag und kriegt Probleme", sagt Lia. Ihre Bilanz nach einem Jahr fällt gemischt aus.
    "Also, es ist sehr anders, weil ich auch in Berlin auf einer katholischen Schule war. Man merkt, dass der Glaube mehr im Mittelpunkt steht, als ich das so auf meiner Berliner Schule gespürt habe. Es gibt einige, die sind sehr religiös und wenn sie Probleme haben, gehen sie dann auch mit den Nonnen sprechen. Aber es gibt auch viele, die sagen, ich muss hierhin gehen, weil meine Mama mich hierhin geschickt hat, weil sie will, dass ich auf diese Schule gehe."