Harald Stripp ist Schulleiter an der Max-Beckmann-Schule in Frankfurt am Main. Nachdem gestern klar war, dass die Abiturprüfungen in Hessen stattfinden werden, hat er mit Kolleg*innen an der Schule die Tische und Stühle zwei Meter auseinandergerückt – der Sicherheitsabstand muss wegen der Corona-Bedrohung eingehalten werden. Dem Hessischen Rundfunk schilderte er dann, wie er heute Morgen agieren wird:
"Natürlich werde ich auf dem Hof stehen, und ich werde hinweisen: Bitte gehen Sie zügig nach oben. Sie sollen auch rechtzeitig kommen und ausnahmsweise direkt in die Klassenräume gehen, bevor Sie sich natürlich desinfiziert haben. Wir werden die Flügeltüren auflassen, nach außen auch im Gebäude, dass keine Türgriffe betätigt werden müssen. Und dass die Schüler auch nicht sich durchdrängen müssen."
Das habe gut geklappt, sagt Harald Stripp heute Mittag auf Nachfrage des Deutschlandfunks. Bis gestern Abend habe er zwar noch Mails von einzelnen Schülern bekommen, die sich krankgemeldet hätten, so der Schulleiter. Doch diejenigen, die gekommen sind, hätten sich ruhig und konzentriert in die Prüfungsräume begeben. "Weil unsere Schüler auch schon über unser Schulportal über den Raum informiert hatten, in den sie gehen sollten. Das hat alles an der Stelle gut geklappt."
Einige Prüflinge nicht zugelassen
Eine ähnliche, aber noch vorläufige Rückmeldung aus dem ganzen Land hatte heute Mittag auch das hessische Kultusministerium. Ministeriumssprecher Stefan Löwer:
"Ja, das Abitur ist heute mit den schriftlichen Prüfungen in den Grund- und Leistungskursen im Fach Englisch gestartet. Bisher sind keine besonderen Vorkommnisse gemeldet worden seitens der Schulen. Einige der Schülerinnen und Schüler wurden von den Vorsitzenden im Sinne der Corona-Prävention und Fürsorge für alle Prüflinge nicht zur Prüfung zugelassen. Das heißt, die sind dann wieder nach Hause geschickt worden."
Petition für spätere Prüfungen
Hessen hat alle schriftlichen Prüfungen für die 23.500 Abiturientinnen und Abiturienten noch vor den Osterferien terminiert. In Rheinland-Pfalz hatten die schriftlichen Prüfungen schon stattgefunden und fast alle anderen Bundesländer haben ihre schriftlichen Prüfungen erst auf die Zeit nach den Osterferien gelegt. In einer Petition hatten rund 2.000 Menschen gestern gefordert, die Prüfungen zu verschieben. Ministeriumssprecher Stefan Löwer:
"Was die gestrige Petition angeht, so habe ich bisher noch keine näheren Informationen, wie valide das ist. Was ich nur gehört habe ist, dass sich hier auch andere Menschen beteiligt haben, auch Stimmen aus anderen Bundesländern und nicht nur Abiturienten. Sodass die relativ hohen Zahlen, die da genannt worden sind, sich nicht nur auf Abiturienten in Hessen ausschließlich beziehen."
Mehr Aufsichtspersonal notwendig
Harald Stripp und sein Kollegium bereiten nun schon die nächsten schriftlichen Prüfungen in der kommenden Woche vor. An den meisten Gymnasien kann das Aufsichtspersonal für die aufgrund der Corona-Sicherheitsabstände nötigen vielen Prüfungsräume durch Lehrer etwa aus der Mittelstufe aufgestockt werden, da dort ja der Unterricht ausfällt. Doch die Max-Beckmann-Schule in Frankfurt am Main ist ein reines Oberstufenkolleg. Schulleiter Harald Stripp:
"Gerade an den großen Prüfungstagen - an dem nächste Woche Mittwoch zum Beispiel - für das Mathematik–Abitur - haben wir etwa 125 Prüflinge. Wenn Sie das bei Zehnergruppen berücksichtigen, dann kommt man personell möglicherweise schnell an die Grenzen."
Doch Hilfe kommt womöglich vom zuständigen Schulamt. Das kann Lehrer aus anderen Schulen schicken. Die Gespräche dazu laufen aktuell.