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Schulen in Frankreich
Lehrer fordern Aktionen gegen zunehmende Gewalt

Auslöser war ein Video, auf dem ein Schüler eine Lehrerin mit einer Waffe bedroht: Unter dem Hashtag #pasdevague - sinngemäß: Häng es nicht so hoch - berichten Frankreichs Lehrer, welche Gewalt sie an ihrer Schule aushalten müssen. Die Regierung überlegt nun, Polizisten an Schulen einzusetzen.

Von Suzanne Krause |
    Zu sehen ist ein Junge, der auf dem Boden sitzt und seinen Kopf schützt. Zwei andere Jungen versuchen ihn zu treten.
    Ende Oktober hat der französische Bildungsminister Jean-Michel Blanquer seinen Aktionsplan zum Schutz der Schule vorgestellt. (dpa / picture alliance / Christelle Besseyre )
    Chennevières, eine Vorstadt im Ballungsraum im Osten von Paris. Die hiesige Oberschule liegt mitten in einem sozialen Brennpunktviertel. Zwei Gymnasiastinnen versichern: Bei ihnen sei Gewalt in der Schule eher kein Thema:

    "Bei uns gibt es Reibereien zwischen Lehrern und Schülern, aber keine wirkliche Gewalt."

    Wenn es Stunk gäbe, sagt ihre Freundin, hänge das oft vom Lehrer ab - mancher würde die Klasse provozieren, mit respektlosen Sprüchen, die ihm selbst nicht auffielen. 20 Kilometer weiter östlich, im Städtchen Gretz-Armainvilliers, beherbergt ein moderner Komplex das Gymnasium.
    Zu dessen Einzugsgebiet zählen kleine Dörfer wie auch Plattenbauviertel. Vor dem Schultor stehen einige Jugendliche. Ein Mädchen erzählt: "Meine Mutter arbeitet in Creteil nahe der Schule, wo die Lehrerin mit einer Pistole bedroht wurde. Sie hat mir gleich davon erzählt und außerdem ging das durch alle Medien. Im Freundeskreis aber haben wir nicht darüber geredet."
    Aktionsplan des Ministeriums sieht Polizisten an Schulen vor
    Soll heißen: kein Thema. Unter anderem, weil latente Gewalt im französischen Schulalltag normal geworden ist. Das bezeugen auch zwei Jungen.
    "Ich habe den Vorfall in Creteil über die sozialen Medien mitgekriegt. Eine krasse Geschichte, aber es passieren noch ganz andere Sachen. Es kommt immer wieder zum Krieg zwischen Schülern. Hier bei uns ist es aber eher ruhig."
    "Na ja, hier wurde ein Lehrer mit einem Stein beworfen, keine Ahnung warum. Und neulich hat die Schule wegen Sachbeschädigungen knapp 15.000 Euro ausgeben müssen."
    Ende Oktober hat Bildungsminister Jean-Michel Blanquer seinen Aktionsplan zum Schutz der Schule vorgestellt. Er verspricht unter anderem, Störfälle im Schulbereich konsequenter zu ahnden und zu sanktionieren. Und auch bei Bedarf Polizisten zum Sicherheitsdienst in der Schule anzufordern.
    Dafür plädierte auch gestern Staatspräsident Emmanuel Macron. Gegen diese Idee laufen Schüler-Gewerkschaften Sturm. Auch die Gymnasiasten in Gretz-Armainvilliers sind dagegen.
    "Mehr Sicherheit – ja gerne. Aber die Polizei in die Schule zu schicken, das geht doch zu weit."
    "Schon heute taucht die Polizei immer wieder vor dem Schultor auf. Ändern tut das gar nichts."
    Das Online-Medium HuffPost hat Lehrkräfte um Vorschläge zur Verbesserung der Lage gebeten. Naturkundelehrer Jérémy Destenave aus Bordeaux plädiert für mehr Vorbeugung: "Wenn ein Schüler psychologische Probleme hat, sollten sich eine Krankenschwester oder ein Arzt in der Schule um ihn kümmern. Da mangelt es uns total an Personal."
    Einige Lehrer forden Videokameras an Schulen
    Desgleichen wünschen sich viele Lehrkräfte effizientere Verfahren im Disziplinar-Bereich. Sowie deutlich kleinere Klassenbestände. Jenny Lartaud, die im elsässischen Bischofsheim Französisch unterrichtet, setzt auf Videokameras im Klassenzimmer.

    "Wenn sich Schüler daneben benehmen und man den Eltern den Mitschnitt zeigen kann, wird mancher sehr erstaunt sein über das Verhalten seines Kindes. Der Videomitschnitt im Unterricht dürfte abschreckende Wirkung haben."

    Doch im Gymnasium von Gretz-Armainvilliers finden die meisten diese Idee abstoßend. Denn: Videokameras in der Schule bedeuteten eine Vergewaltigung ihrer Privatsphäre.
    Von Gewalt sei sie bisher verschont geblieben, sagt eine Schülerin. "In vielen anderen Klassen geht es oft rund. Das muss schlimm sein, für Lehrer und für Schüler."