Der 6-jährige Hari sitzt zusammen mit seiner Mutter am Küchentisch und übt die Buchstaben des griechischen Alphabets. Ganze drei Tage hat der Erstklässler die Schulbank gedrückt. Nun bleibt er zu Hause. Denn die Lehrer in seiner staatlichen Grundschule im Athener Vorort Voula streiken. Haris Mutter versucht es gelassen zu sehen, macht sich aber Sorgen, dass ihr Sohn durch den Streik durcheinander kommt:
"Ich würde mir wünschen, dass wir endlich in die Alltagsroutine übergehen. Dass der Schulunterricht normal stattfindet. Er ist ja gerade eingeschult worden und weiß noch nicht, wie die Schule überhaupt funktioniert. Und schon streiken die Lehrer. Das hilft den Kindern nicht, sich anzupassen."
Und auch der Tagesablauf der Familie gerät an den Tagen, an denen Hari zu Hause bleiben muss, aus dem Lot. Haris Mutter arbeitet als selbstständige Kosmetikerin, sein Vater auf dem Bau. Ohne die Hilfe der Großeltern bei der Betreuung von Hari und seiner kleinen Schwester Danai wären sie aufgeschmissen:
"Die Großeltern helfen sehr. Ich habe Gott sei Dank sowohl meine Mutter als auch meine Schwiegermutter in der Nähe. Und ich kann notfalls Termine absagen. Andere haben da große Schwierigkeiten. Eine Bekannte zum Beispiel. Die arbeitet bei einer Bank und hat keinerlei Hilfe von Verwandten. Diese Frau ist jetzt schon verzweifelt und fragt sich, was sie mit ihrem Kind machen soll. Sie muss sich freinehmen, aber wie oft wird das denn möglich sein? Wir erfahren ja erst einen Tag vorher, ob gestreikt wird oder nicht."
Die streikenden Lehrer haben diese Probleme durchaus im Blick, sie sehen ihre Proteste aber als einzigen Weg, die Regierung unter Druck zu setzen. Die letzten Reformen im Schulgesetz hätten das Fass zum Überlaufen gebracht, erklärt Stavros Tziortziotis, Vorstandsmitglied im griechischen Lehrerverband:
"Dieses Jahr sollen an den Schulen 16.000 Lehrer weniger arbeiten als noch letztes Jahr. Zeitverträge wurden nicht verlängert. Viele Schulen sind dermaßen unterbesetzt, dass ein normaler Unterricht nicht mehr möglich ist. Als Lehrer können wir all das nicht hinnehmen.”"
Tziorziotis sieht sich nicht in Konfrontationskurs mit Eltern und Schülern. Im Gegenteil - die Protestaktionen der Lehrer kämen schließlich auch den Kindern zugute, sagt er. Doch viele Eltern sehen das anders. Sie befürchten, dass die Schüler mal wieder diejenigen sein werden, die die Zeche zahlen müssen. So auch Efi Georgakopoulou. Ihre Töchter - die 12-jährige Meri und die 14-jährige Anastasia - besuchen das staatliche Gymnasium im Athener Stadtteil Glyfada. Besonders um ihre jüngste Tochter, die 12-jährige Meri, macht sie sich große Sorgen:
""Die Lehrer werden nach den Streiks den Unterrichtsstoff hastig abarbeiten, um die versäumten Stunden nachzuholen. Gute Schüler können da vielleicht noch irgendwie mitkommen. Die Schwachen aber werden den Kürzeren ziehen. Und Meri gehört leider zu den schwachen Schülern."
Sollte der Streik andauern, wird Efi nach Nachhilfelehrern suchen, die den Stoff langsamer mit ihren Töchtern durchgehen. Auch wenn das für die Familie eine große finanzielle Belastung wäre, sagt sie. Ihre Töchter hingegen freuen sich über den Unterrichtsausfall. Erstklässler Hari hingegen ist richtig traurig. Er hatte schon so lange darauf gewartet, endlich in die Schule gehen zu dürfen. Der schlanke Junge mit den großen braunen Augen versteht die Welt nicht mehr:
""Ich mag es gar nicht, dass ich keine Schule habe. Ich möchte üben und schreiben - aber nicht nur zu Hause, sondern auch mit meinen Lehrerinnen und Lehrern.”"
So wie es aussieht, wird Haris Wunsch in den nächsten Tagen nur bedingt in Erfüllung gehen: Die Grundschullehrer wollen morgen wieder zurück in ihre Klassenzimmer kehren, am Mittwoch und Donnerstag aber ihre Arbeit erneut niederlegen, um am Generalstreik der Angestellten im Öffentlichen Dienst teilzunehmen. Dann wird Hari wieder zu Hause sitzen und mit seiner Mutter Zahlen und Buchstaben üben.
"Ich würde mir wünschen, dass wir endlich in die Alltagsroutine übergehen. Dass der Schulunterricht normal stattfindet. Er ist ja gerade eingeschult worden und weiß noch nicht, wie die Schule überhaupt funktioniert. Und schon streiken die Lehrer. Das hilft den Kindern nicht, sich anzupassen."
Und auch der Tagesablauf der Familie gerät an den Tagen, an denen Hari zu Hause bleiben muss, aus dem Lot. Haris Mutter arbeitet als selbstständige Kosmetikerin, sein Vater auf dem Bau. Ohne die Hilfe der Großeltern bei der Betreuung von Hari und seiner kleinen Schwester Danai wären sie aufgeschmissen:
"Die Großeltern helfen sehr. Ich habe Gott sei Dank sowohl meine Mutter als auch meine Schwiegermutter in der Nähe. Und ich kann notfalls Termine absagen. Andere haben da große Schwierigkeiten. Eine Bekannte zum Beispiel. Die arbeitet bei einer Bank und hat keinerlei Hilfe von Verwandten. Diese Frau ist jetzt schon verzweifelt und fragt sich, was sie mit ihrem Kind machen soll. Sie muss sich freinehmen, aber wie oft wird das denn möglich sein? Wir erfahren ja erst einen Tag vorher, ob gestreikt wird oder nicht."
Die streikenden Lehrer haben diese Probleme durchaus im Blick, sie sehen ihre Proteste aber als einzigen Weg, die Regierung unter Druck zu setzen. Die letzten Reformen im Schulgesetz hätten das Fass zum Überlaufen gebracht, erklärt Stavros Tziortziotis, Vorstandsmitglied im griechischen Lehrerverband:
"Dieses Jahr sollen an den Schulen 16.000 Lehrer weniger arbeiten als noch letztes Jahr. Zeitverträge wurden nicht verlängert. Viele Schulen sind dermaßen unterbesetzt, dass ein normaler Unterricht nicht mehr möglich ist. Als Lehrer können wir all das nicht hinnehmen.”"
Tziorziotis sieht sich nicht in Konfrontationskurs mit Eltern und Schülern. Im Gegenteil - die Protestaktionen der Lehrer kämen schließlich auch den Kindern zugute, sagt er. Doch viele Eltern sehen das anders. Sie befürchten, dass die Schüler mal wieder diejenigen sein werden, die die Zeche zahlen müssen. So auch Efi Georgakopoulou. Ihre Töchter - die 12-jährige Meri und die 14-jährige Anastasia - besuchen das staatliche Gymnasium im Athener Stadtteil Glyfada. Besonders um ihre jüngste Tochter, die 12-jährige Meri, macht sie sich große Sorgen:
""Die Lehrer werden nach den Streiks den Unterrichtsstoff hastig abarbeiten, um die versäumten Stunden nachzuholen. Gute Schüler können da vielleicht noch irgendwie mitkommen. Die Schwachen aber werden den Kürzeren ziehen. Und Meri gehört leider zu den schwachen Schülern."
Sollte der Streik andauern, wird Efi nach Nachhilfelehrern suchen, die den Stoff langsamer mit ihren Töchtern durchgehen. Auch wenn das für die Familie eine große finanzielle Belastung wäre, sagt sie. Ihre Töchter hingegen freuen sich über den Unterrichtsausfall. Erstklässler Hari hingegen ist richtig traurig. Er hatte schon so lange darauf gewartet, endlich in die Schule gehen zu dürfen. Der schlanke Junge mit den großen braunen Augen versteht die Welt nicht mehr:
""Ich mag es gar nicht, dass ich keine Schule habe. Ich möchte üben und schreiben - aber nicht nur zu Hause, sondern auch mit meinen Lehrerinnen und Lehrern.”"
So wie es aussieht, wird Haris Wunsch in den nächsten Tagen nur bedingt in Erfüllung gehen: Die Grundschullehrer wollen morgen wieder zurück in ihre Klassenzimmer kehren, am Mittwoch und Donnerstag aber ihre Arbeit erneut niederlegen, um am Generalstreik der Angestellten im Öffentlichen Dienst teilzunehmen. Dann wird Hari wieder zu Hause sitzen und mit seiner Mutter Zahlen und Buchstaben üben.