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Schulkinder
Bessere Koordination, bessere Noten

Schulkinder, die sich viel bewegen, erzielen bessere Noten. Das besagt eine Studie des Hessischen Kultusministeriums. Sie untersuchte den Zusammenhang zwischen Gleichgewichtssinn und Schulleistungen. Nun sollen Bewegungs-Phasen in den Unterricht eingebaut werden.

Von Bianca von der Au |
    Kinder stehen in einem Klassenraum und heben ihre Arme, an den Wänden bunte Bilder.
    Bewegungsübungen im Klassenraum (in einer Schule in Pforzheim): Nur fünf Minuten jeden Tag bringen laut der "Schnecke-Studie" schon viel. (dpa/picture alliance/Uli Deck)
    "Guten Morgen liebes Knie... wie geht es Dir..."
    In Klasse 3a der Kirchner-Schule in Frankfurt stehen die Grundschulkinder neben ihren Stühlen, beugen ganz langsam das linke Knie und führen es Richtung Körpermitte. Zugleich neigen sie den Kopf, so, dass die Nase fast das Knie berührt. Lehrerin Manuela Adalati macht es vor. Dabei nicht zu wackeln ist gar nicht so einfach, finden David, Luise und Ruben.
    "Jetzt kann ich es schon sehr gut und vor sechs Wochen hab ich noch ein bisschen gewackelt."
    "Und die Frau Adalati hat uns auch gesagt, wir sollen alle Übungen langsam ausführen, das ist nämlich auch wichtig."
    "Vor sechs Wochen konnte ich das nur eine Sekunde lang und jetzt kann ich das fünf Sekunden lang."
    Immer weniger Kinder können balancieren
    Auf einem Bein stehen ohne zu wackeln oder auch hüpfen und einen schmalen Balken entlang laufen - das sind Übungen, die schon Vorschulkinder beherrschen sollten. Doch hat sich die Beweglichkeit der Kleinen enorm verschlechtert - das beobachtet Birgit Hein-Schmidt. Seit 25 Jahren ist sie Grundschullehrerin und seit vielen Jahren leitet sie nun die Kirchner-Grundschule in Frankfurt am Main.
    "Immer mehr Kinder, wenn sie ins 1. Schuljahr eingeschult werden, können nicht mehr auf einem Bein stehen und nicht mehr balancieren, sie können keinen Hüpfer-Lauf mehr und auch nicht mehr schnell rennen, nur sehr behäbig. Klettern ist ein Problem, viele haben Angst zu klettern. Weil sie vermutlich aus einem sehr behüteten Elternhaus kommen, wo die Eltern Angst haben, sie einfach mal frei laufen zu lassen."
    Auch Peter Neumann stellt fest, dass Vorschulkinder immer öfter Probleme mit Balance und Körper-Koordination haben. Neumann ist Leiter der Abteilung Kinder und Jugendmedizin der Stadt Frankfurt und als Amtsarzt sind er und sein Team zuständig für die Schuleingangs-Untersuchungen.
    "Es ist immer mehr zu sehen - über die lange Zeit, die ich hier bin kann ich das beurteilen - dass die Bewegungsfähigkeit, die Geschicklichkeit der Kinder abnimmt. Und das ist nicht nur hier ein Problem, das wird überall gesehen."
    An der Kirchner-Grundschule in Frankfurt hat das Kollegium darauf reagiert, und zwar mit Bewegungs-Phasen, die in den Unterricht eingebaut werden.
    "Und absetzen, ist gar nicht schlimm, wenn man mal ein bissi wackelt..."
    Von täglicher Bewegung im Unterricht profitieren
    Vor jeder Unterrichts-Stunde machen die Grundschulkinder Balanceübungen im Klassenraum. Dauert nur fünf Minuten und bringt enorm viel - das jedenfalls besagt die sogenannte Schnecke-Studie, die das Hessische Kultusministerium in Auftrag gegeben hat. Benannt ist die Studie nach der Hörschnecke im Innenohr und erforscht hat sie den Zusammenhang von Gleichgewichtssinn und Schulleistung bei Grundschülern. Ulrich Striegel vom Referat Schulsport im Hessischen Kultusministerium:
    "Die Studie kann sagen, dass zum einen es einen Zusammenhang gibt zwischen Gleichgewichtsfähigkeiten, motorischen Fähigkeiten allgemein und den Schulleistungen. Und die Studie kann sagen, dass dann, wenn im Rahmen des Unterrichts täglich Bewegung integriert wird - dass die Leistung von Schülerinnen und Schülern dann verbessert wird. Das konnten wir anhand standardisierter Tests nachweisen."
    Warum das so ist, kann die Studie nicht sagen. Was sie aber sagen kann ist: Dass überraschend viele Jungen und Mädchen, die in den Balanceübungen schlecht waren, auch in Deutsch, Mathe und Sport schlechte Noten hatten. Im Umkehrschluss bedeutet das aus Sicht von Ulrich Striegel:
    "Die Studienergebnisse weisen darauf hin, dass die Kinder, die schlechte Wahrnehmungsfähigkeiten und ein schlechtes Gleichgewichtsvermögen haben, dass insbesondere die Kinder von täglicher Bewegung im Unterricht profitieren können."
    "Kinder, die sich bewegt haben, sind frei und glücklich"
    Schulleiterin Birgit Hein-Schmidt weiß nicht, ob die Balance-Übungen zu besseren Schulnoten führen. Aber sie hat eine ganz praktische Erklärung dafür, warum Bewegungsphasen im Unterricht den Kindern etwas bringen.
    "Kinder, die sich bewegt haben, sind frei und glücklich - es sind ja Endorphine freigesetzt worden durch das fröhliche Spiel. Und nach intensiver Bewegung sind die Kinder wesentlich aufnahmefähiger."
    Und wer aufnahmefähiger ist, kann am Ende bestimmt auch bessere Schulnoten schreiben.