Schule ist eine ernste Angelegenheit? Auf dem Deutschen Schulleiterkongress war davon am Vormittag erst einmal wenig zu spüren.
Stattdessen: gute Laune. Verantwortlich dafür war vor allem er: der Arzt und TV-Komiker Eckart von Hirschhausen. Und er gab den Anwesenden direkt den Tipp, von jetzt an ein Glückstagebuch zu schreiben:
"Was Sie da reinschreiben, ist erstmal ihnen überlassen. Heute neben meinem Partner aufgewacht, schreibt der eine. Heute nicht neben meinem Partner aufgewacht, der andere. Ja, dafür sind Kongresse doch da. Ich bin mir dessen schon bewusst, ich bin hier nur das Vorspiel."
Allerdings war von Hirschhausen nicht nur gekommen, um Witze zu reißen. Er appellierte an die Schulleiter, sich ihrer Rolle als Multiplikatoren bewusst zu sein und entsprechend positiv auf die Kinder und Jugendlichen einzuwirken.
"Die härteste Währung, die die Medizin kennt, ist die Lebenserwartung. Die Lebenserwartung zwischen dem Fünftel mit hohem sozialen Status und niedrigem ist zehn Jahre. Das heißt, mitten im reichen Industrieland lassen wir es zu, dass ein großer Teil der Bevölkerung abgehängt ist und massiv früher stirbt. Das ist ein Wert, der woanders in Entwicklungsländern herrscht. Der Schlüssel hierfür ist Bildung, Bildung, Bildung."
Tipps vom Medizin-Profi
Und so gab der Arzt Eckart von Hirschhausen den Schulleitern Tipps, wie sie zum Beispiel gegen Fettleibigkeit und Sportmüdigkeit antreten können oder Jugendliche davon abhalten können, zu rauchen, denn: Wer bis zum 20. Lebensjahr nicht angefangen hat, zu rauchen, fängt auch nicht mehr an. Von Hirschhausen verglich das Rauchen mit dem S-Bahn-Surfen. Ein anderes gesundheitsgefährdendes Hobby von Jugendlichen:
"Aber der Unterschied ist: S-Bahn–Surfen wächst sich aus. Das ist unter 50-Jährigen kein Thema mehr. Da biste froh, wenn Du einen Sitzplatz kriegst."
Bei den rund 2.500 Schulleitern, die zum Kongress nach Düsseldorf angereist waren, kam diese morgendliche Lachgymnastik gut an:
"Bin heute Morgen sehr abgehetzt hierher gekommen, jetzt bin ich total locker und gelöst." - "Großartig." - "Wir haben viel gelacht, haben uns gegenseitig motiviert, mitzumachen, es war sehr sehr schön."
Der Schulleiterkongress setzt in diesem Jahr nicht nur auf Komiker, auch andere Motivationsexperten sollen den angereisten Pädagogen Mut machen: Extrembergsteiger Reinhold Messner erklärt zum Beispiel, wie man eigene Kräfte mobilisieren und damit Berge versetzen kann, ein Kapitän spricht darüber, was die Kongressteilnehmer von der Führung einer Schiffscrew lernen können und ein Dirigent zeigt, wie aus einzelnen Lehrern ein Team werden kann.
Große Herausforderungen
Denn trotz aller positiven Stimmung am Vormittag – es gibt es immer noch große Aufgaben, vor denen die Schulleiter stehen.
"Die Herausforderung ist, die Flüchtlinge in den internationalen Klassen zu integrieren und den Blick auf die Schüler zu behalten. Und zweite Baustelle ist die Inklusion."
"Also Herausforderung ist sicherlich die Inklusion, da jeden mitzunehmen. Es kommt hier insbesondere auf die Haltung eines jeden an, neben den sachlichen Ressourcen. Das ist für mich und meine Schule entscheidend." - "Ich glaube erstmal eine gute Atmosphäre schaffen in der Schule, ein gutes Miteinander. Das soziale Lernen, das ist für mich sehr sehr wichtig."
Um diesen Themen gerecht zu werden und gleichzeitig noch den alltäglichen Schulbetrieb im Auge zu behalten, braucht es viele Qualifikationen, erklärt der Vorsitzende der Gewerkschaft Bildung und Erziehung, Udo Beckmann:
"Ein Schulleiter oder Schulleiterin ist ein Tausendsassa. Der muss ein Stück weit Jurist sein, er muss Manager sein, er muss ein guter Pädagoge sein, er muss den Überblick haben, er muss netzwerken können, er muss Kooperationen eingehen können nach innen und nach außen, also eine sehr umfassende Aufgabe."
Positive Grundstimmung
Allerdings scheint die Grundstimmung der Schulleiter trotz aller Herausforderungen recht positiv. Eine Umfrage unter den Teilnehmern des diesjährigen Kongresses hat zumindest ergeben, dass mehr als jeder Zweite seinen Beruf sinnvoll findet und rund Dreiviertel der Befragten gerne oder sogar sehr gerne zur Arbeit gehen.