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Schulprojekt "Abgedreht!?" in Oldenburg
Bei Kerzenlicht Schüler für den Klimaschutz sensibilisieren

Einmal im Jahr üben sich mehr als 30 Schulen in Oldenburg ganz konkret im Klimaschutz. Dann schalten sie Strom und Heizung ab und setzen entsprechende Themenschwerpunkte. Die Idee dahinter: über die Kinder ein Umdenken in den Familien anstoßen.

Von Felicitas Boeselager |
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    Strom sparen und über Klimaschutz sprechen - das will der Aktionstag Energiesparen an Oldenburger Schulen (imago stock&people/Valentin Wolf )
    "Was ist euch denn heute aufgefallen, als ihr hier in die Schule gekommen seid?" - "Dass das Licht nicht an ist, sondern ganz viele Kerzen brennen." Teelichter auf jedem Pult, rote Kerzen auf den Schränken und ein Adventskranz in der Mitte des Klassenzimmers. Noch ist es draußen dunkel und die Klasse 2a der katholischen Grundschule Eversten wird nur von Kerzen erhellt. Von acht bis elf Uhr benutzt die ganze Schule an diesem Tag keinen Strom. Die Kinder stört das nicht, im Gegenteil: "Mit den Kerzen ist das auch ganz gemütlich."
    "Umweltbewusstsein in die Köpfe der Kinder rufen"
    Die Grundschule ist Teil des Projektes "Abgedreht!?" an dem sich über 30 Schulen in Oldenburg beteiligen. "Weil wir damit Energie sparen, damit man nicht die Umwelt damit verschmutzt.", erklärt die siebenjährige Maria. Und ihre Klassenlehrerin Ellen Siemann ergänzt: "Der Tag soll noch mal das Umweltbewusstsein in die Köpfe der Kinder rufen."
    "Wenn wir jetzt mal bei der Mango gucken, wie kommt denn die Mango aus Brasilien nach Deutschland? Ich wette mit dem LKW." "Neeeiiiin." "Mit dem Schiff, oder?" "Mit dem Flugzeug." Ellen Siemann zeigt ihren Schülern, wo das Obst im Supermarkt herkommt. Dafür hat sie eine Weltkarte auf das Whiteboard gemalt, normalerweise, würde sie diese Karte mit dem Beamer an das Board werfen, ohne Elektrizität geht das aber nicht.
    Teil eines langfristigen Energiesparprogramms
    An diesem Schultag wird nicht nur der Strom abgedreht, auch inhaltlich geht es unter dem Motto "ich bin mobil" nur um Klimaschutz. Und weil Mobilität für Kinder ein sehr abstrakter Begriff ist, nähert sich die Klassenlehrerin dem Thema über den Alltag der Schüler: "Das heißt, wir haben überlegt, wie komme ich zur Schule? Ist das eine gute Möglichkeit zur Schule zu kommen, wenn ich alleine mit Mama im Auto sitze und morgens dann hierher gefahren werde? Was für bessere Möglichkeiten gibt es? Also Fahrgemeinschaften zu bilden. Und heute war eben im Vordergrund der Warenkorb und dann die Überlegung: Was hat denn essen eigentlich mit Energie sparen und Umweltschutz zu tun?"
    Koordiniert wird "Abgedreht" von dem Umweltbildungszentrum der Stadt Oldenburg. Der Aktionstag ist nur ein Teil eines langfristigen Energiesparprogramms, erzählt Christel Sahr vom Umweltbildungszentrum: "Wo die Schulen durch Verhaltensänderungen Energie, Strom, Wasser, Gas sparen können und damit ja der Schulträger finanzielle Einsparungen hat, wenn nicht so viel verbraucht wird an den Schulen. Und einen Teil, etwas 50 Prozent dieser Einsparungen, werden dann an die Schulen zurückbezahlt, jeden Jahr." Bis zu eintausend Euro bekommen die Schulen dann jährlich von der Stadt zurückgezahlt.
    Umdenken in der Gesellschaft über die Kinder
    Als der Strom am Vormittag wieder eingeschaltet ist, führen die Kinder den Besuchern des Aktionstages in der Aula verschiedene Lieder und Tänze rund um Klimaschutz vor. Bei verschiedenen Stationen in der ganzen Schule geht es dann anschließend um den Straßenverkehr. Die Schüler der dritten Klasse bauen aus gebrauchten Tetrapacks, alten Deckeln, Zahnstochern, Strohhalmen und Luftballons ein Auto, das von Luft angetrieben wird.
    Dabei geht es nicht nur darum, die Kinder für den Klimaschutz zu sensibilisieren, betont Klassenlehrerin Siemann: "Ich denke auch, dass so ein Umdenken in der Gesellschaft nur über die Kinder stattfinden kann, die dann die Mama, oder den Papa dann darauf hinweisen: Nimm doch mal eine Tasche jetzt mit zum Einkaufen, du brauchst keine Plastiktüte." Oder nimm doch das Fahrrad und nicht das Auto. Als Hausaufgabe hat die Klasse 2a übrigens aufbekommen mit ihren Eltern einkaufen zu gehen und dabei darauf zu achten, woher das Obst kommt, das sie kaufen.