"Wir sind jetzt hier in einem der Untersuchungsräume. Und das sind zwei Brüder, die an der Studie teilnehmen….."
Universitätskinderklinik Mainz. Das Zentrum für Klinische Studien. Matthias, 16, und Lucca, 14 Jahre alt, wollen sich gegen das Schweinegrippevirus H1N1 impfen lassen. Über mögliche Risiken und Nebenwirkungen sind sie schon aufgeklärt worden. Jetzt werden sie körperlich untersucht: Größe, Gewicht, Blutdruck – alles wird protokolliert.
"OK? Tief ein- und ausatmen….."
Dr. Dorothee Kieninger, eine der Leiterinnen des Studienzentrums, hört mit dem Stethoskop den Brustraum von Lucca ab. Dann schaut sie in seine Ohren und in den Rachen.
"Ohren und Rachen gucken ……. Ahh. Die Resonanz war überwältigend. Wir sind bombardiert worden mit Anrufen und E-Mails und Faxen. Es wollten sehr viele Leute an der Studie teilnehmen."
In Mainz können Kinder und Erwachsene an der Studie teilnehmen im Alter zwischen sechs Monaten und 99 Jahren. Kieninger:
"Viele Leute haben einfach Angst, dass sie eine Schweinegrippe-Infektion bekommen. Es gibt auch Probanden, die sind einfach neugierig, es gibt welche, die möchten bei den ersten sein, die den Impfstoff erhalten. Viele Eltern sind besorgt. Es gibt nicht nur einen Grund, ich meine, es sind viele Gründe, weshalb die Probanden teilnehmen."
Im April 2009 war der Erreger der Schweinegrippe erstmals aufgetaucht. Schnell war klar. Es handelt sich um ein neues Virus vom Typ H1N1. Im Prinzip ist jeder Mensch empfänglich für das Virus. Das hat Folgen – vor allem für die Anwendung eines Impfstoffs gegen das neue Virus.
"Das heißt, wir verfolgen hier ein anderes Impfziel. Das bedeutet, dass wir hier eine Grundimmunisierung anstreben müssen – ähnlich wie bei kleinen Kindern, die gegen Keuchhusten geimpft werden – und nicht eine Auffrischung des Immunsystems, wie wir das mit den saisonalen Impfstoffen bewirken wollen."
Dr. Michael Pfleiderer leitet das Fachgebiet Virusimpfstoffe am Paul-Ehrlich-Institut in Langen bei Frankfurt. Die Behörde ist für die Zulassung von neuen Impfstoffen in Deutschland zuständig. Sie entscheidet auch, mit welchen Impfstoffen künftig gegen das neue Grippevirus geimpft werden darf. Pfleiderer:
"Wir sind eigentlich mitten in der Herstellung der Produktionschargen dieses neuen H1N1-Impfstoffes."
Als die Schweinegrippe ausbrach, zeigten sich die Impfstoffhersteller vorbereitet. Sie hatten bereits sogenannte Pandemie-Impfstoffe entwickelt und klinisch getestet. Diese sollten vor dem Vogelgrippe-Virus H5N1 schützen. Es sind so genannte Muster-Impfstoffe. Pfleiderer:
"Und diese H5N1-Impfstoffe sind an Tausenden von Probanden im Vorfeld ausprobiert worden. Exakt dieselben Formulierungen, ohne dass in irgend einer Weise unangenehme Nebenwirkungsprofile aufgefallen sind, und über diese Formulierungen haben wir auch rausgefunden, wie man denn einen wirksamen Pandemie-Impfstoff formuliert."
Um eine Schutzimpfung gegen die Schweinegrippe zu entwickeln, mussten die Impfstoffhersteller das Muster-Virus H5N1 nur noch austauschen - gegen das neue H1N1-Virus. Der Vorteil: Zeitgewinn.
Im Studienzentrum der Universitätskinderklinik Mainz. Für Lucca heißt es: Blutabnehmen. Studienschwester Bianca tastet die Ellenbeuge seines linken Arms ab.
"Du machst jetzt bitte eine feste Faust! Ist gut bei Dir? Dann darfst Du jetzt auch die Faust wieder öffnen."
"Wir nehmen Blut ab vor der Impfung und nach der Impfung. Und dann werden so genannte Antikörper-Titer bestimmt- also die Höhe der Impfantwort auf das Antigen. Ausgedrückt in der Bestimmung der Antikörper, die gebildet werden. Und die müssen eine gewisse Höhe erreichen, so dass man sagen kann: Wir gehen davon aus, dass ein guter, ausreichender Schutz gewährleistet ist."
In der Mainzer Studie werden unterschiedliche Impfstoffe getestet, sagt Dorothee Kieninger.
"Wir untersuchen zum einen die Sicherheit dieses Impfstoffes, mögliche Nebenwirkungen und auf der andere Seite untersuchen wir: Was ist die optimale Konzentration, die wir benötigen, um möglichst viele Menschen ausreichend und sicher zu impfen und einen guten Impfschutz zu erzielen."
Die Test-Impfstoffe enthalten mal mehr mal weniger viele Bruchstücke aus der Hülle des H1N1-Virus – also unterschiedliche Mengen von dem sogenannten Antigen. Kieninger:
"Man will natürlich versuchen, mit möglichst wenig Antigen möglichst viele Menschen zu impfen."
Impf-Antigen sparen. Das geht nur durch den Einsatz von Hilfsstoffen – so genannten Adjuvantien, sagt Michael Pfleiderer.
"Die helfen also dem Körper sein immunologisches Gedächtnis, das es braucht, um mit einem neuen Erreger fertig zu werden, so schnell wie möglich aufbauen zu können. Das sind fundamentale Prinzipien der Impfstoff-Herstellung, die hier bedacht worden sind."
Jeder Hersteller setzt dabei auf eigene Adjuvantien. Pfleiderer:
"Es gibt Präparationen, wo man sogenannten Aluminium-Hydroxid als immunverstärkende Substanz nimmt. Es gibt Formulierungen, wo man neue Adjuvans-Systeme nimmt, die auf Squalen-Ölen basieren, das ist also sehr kompliziert. Aber Sie sehen, dass die Bandbreite dessen, was als Pandemie-Impfstoff in Frage kommt, sehr breit sein kann."
Jetzt werden die beiden Jungs geimpft. Mit dem Studienimpfstoff. Matthias und Lucca warten auf die Spritze. Der Zufall entscheidet, wer welchen Impfstoff erhält. "Randomisierung" nennen Mediziner das. Ein übliches Vorgehen bei klinischen Studien. Kieninger:
"Jetzt holen wir den Impfstoff aus dem Kühlraum, aus dem Kühlschrank. Wir haben den bei einer konstanten Temperatur gelagert… Erst mal muss ich vergleichen, ob das stimmt, ob das die richtige Gruppe ist. ob das der richtige Proband ist, der richtige Impfstoff. Der wiederum ist kalt. Ich nutze die Zeit, dass der ein kleines bisschen auftauen kann, um das zu dokumentieren."
Zurück im Behandlungszimmer. Lucca bekommt als erster den Test- Impfstoff gespritzt. Kieninger:
"Jetzt wird er in den wunschgemäß linken Oberarm geimpft. Da ist ein Muskel, den man sehr gut sieht, man sieht, er ist trainiert. Sie haben es ja gehört, er ist Tennisspieler und Handballer. Und das ist natürlich super für uns, da muss man den Muskel gar nicht erst groß tasten und suchen, sondern da fällt man mit der Spritze sozusagen schon fast rein. Und das war es."
"Jetzt kriegst Du noch ein Pflaster. OK?"
Die Impfstoffe einiger Hersteller müssen erst noch beweisen, dass sie wirksam sind. Dazu zählen auch solche, die mit Hilfe von Zellkultur-Verfahren gewonnen wurden. Bei den Impfstoffen, die die Musterzulassung durchlaufen haben, geht es vor allem um die Dosisanpassung, so Michael Pfleiderer vom Paul-Ehrlich-Institut. Und um einen zusätzlichen Sicherheitsgewinn,
"...um ganz sicher zu gehen, dass unser Konzept – also die Übertragbarkeit von Daten von H5N1 auf H1N1 auch in der Tat aufgeht. Aber das bedeutet wirklich nicht und das muss man mehrmals unterstreichen, dass diese Impfstoffe nicht geprüft sind. Ja, sie sind so geprüft, wie man das für Influenza-Impfstoffe aller Art macht und immer gemacht hat."
Einziges Problem: Die Impfstoffe sind bislang nur an wenigen Kleinkindern unter drei Jahren getestet worden – und gar nicht an schwangeren Frauen. Klinische Tests an Schwangeren gelten als unethisch. Pfleiderer:
"A priori gibt es kein besonderes Risiko, das von diesen Impfstoffen ausgeht. Sie sind auch in Schwangeren vermutlich verträglich, sie enthalten keine toxischen Substanzen, die Mutter oder das werdende Kind schädigen könnten, aber es gibt eben keine entsprechend kontrollierten klinischen Studien."
Impfen oder nicht impfen? Bei Schwangeren gilt wie für alle anderen: Nutzen und potentielle Risiken einer Impfung müssen im Einzelfall abgewogen werden. Der Nutzen könnte wachsen, wenn sich mehr und mehr Menschen in Deutschland mit der Schweinegrippe anstecken. Pfleiderer:
"Diese Akzeptanz der Impfstoffe wächst mit der Bedrohungslage. Je mehr die Leute sich bewusst werden, dass es vielleicht doch eine ernst zu nehmende Erkrankung ist, um so mehr wächst natürlich die Bereitschaft, sich impfen zu lassen. Wir haben nicht für 100.000 Leute Beatmungs-Einrichtungen und auch keine Krankenhausbetten. Es ist alles limitiert. Allein deswegen ist es wichtig, diese Impfstoffe zu haben. Weil alles andere - ohne Impfstoffe würde man auch bei einer weiter milden Verlaufsform irgendwann Mal doch einen totalen Kollaps zu befürchten haben."
"Bitte immer in der Achselhöhle messen. Und dann ankreuzen, und diese Temperaturkontrolle führt Ihr durch – sieben Tage…"
Im Studienzentrum der Universitätskinderklinik Mainz. Schwester Bianca erklärt Matthias und Lucca das Studientagebuch, das die beiden in den nächsten sieben Tagen akribisch führen müssen.
"Diese Seite ist vorgesehen für allgemeine Symptome: Kopfschmerzen, Gelenkschmerzen…"
Kieninger:
"Die Probanden müssen genau 30 Minuten lang am Studienzentrum bleiben, um mögliche Nebenwirkungen der Sofortreaktion erfassen zu können. Und dann wird noch einmal Temperatur gemessen, wir gucken uns die Einstichstelle an, und wir fragen nach Allgemeinsymptomen. Dann dürfen sie endlich von dannen ziehen."
In knapp vier Wochen erhalten Matthias und Lucca die zweite Impfdosis. Und in einem Jahr eine Auffrischungs-Impfung.
Universitätskinderklinik Mainz. Das Zentrum für Klinische Studien. Matthias, 16, und Lucca, 14 Jahre alt, wollen sich gegen das Schweinegrippevirus H1N1 impfen lassen. Über mögliche Risiken und Nebenwirkungen sind sie schon aufgeklärt worden. Jetzt werden sie körperlich untersucht: Größe, Gewicht, Blutdruck – alles wird protokolliert.
"OK? Tief ein- und ausatmen….."
Dr. Dorothee Kieninger, eine der Leiterinnen des Studienzentrums, hört mit dem Stethoskop den Brustraum von Lucca ab. Dann schaut sie in seine Ohren und in den Rachen.
"Ohren und Rachen gucken ……. Ahh. Die Resonanz war überwältigend. Wir sind bombardiert worden mit Anrufen und E-Mails und Faxen. Es wollten sehr viele Leute an der Studie teilnehmen."
In Mainz können Kinder und Erwachsene an der Studie teilnehmen im Alter zwischen sechs Monaten und 99 Jahren. Kieninger:
"Viele Leute haben einfach Angst, dass sie eine Schweinegrippe-Infektion bekommen. Es gibt auch Probanden, die sind einfach neugierig, es gibt welche, die möchten bei den ersten sein, die den Impfstoff erhalten. Viele Eltern sind besorgt. Es gibt nicht nur einen Grund, ich meine, es sind viele Gründe, weshalb die Probanden teilnehmen."
Im April 2009 war der Erreger der Schweinegrippe erstmals aufgetaucht. Schnell war klar. Es handelt sich um ein neues Virus vom Typ H1N1. Im Prinzip ist jeder Mensch empfänglich für das Virus. Das hat Folgen – vor allem für die Anwendung eines Impfstoffs gegen das neue Virus.
"Das heißt, wir verfolgen hier ein anderes Impfziel. Das bedeutet, dass wir hier eine Grundimmunisierung anstreben müssen – ähnlich wie bei kleinen Kindern, die gegen Keuchhusten geimpft werden – und nicht eine Auffrischung des Immunsystems, wie wir das mit den saisonalen Impfstoffen bewirken wollen."
Dr. Michael Pfleiderer leitet das Fachgebiet Virusimpfstoffe am Paul-Ehrlich-Institut in Langen bei Frankfurt. Die Behörde ist für die Zulassung von neuen Impfstoffen in Deutschland zuständig. Sie entscheidet auch, mit welchen Impfstoffen künftig gegen das neue Grippevirus geimpft werden darf. Pfleiderer:
"Wir sind eigentlich mitten in der Herstellung der Produktionschargen dieses neuen H1N1-Impfstoffes."
Als die Schweinegrippe ausbrach, zeigten sich die Impfstoffhersteller vorbereitet. Sie hatten bereits sogenannte Pandemie-Impfstoffe entwickelt und klinisch getestet. Diese sollten vor dem Vogelgrippe-Virus H5N1 schützen. Es sind so genannte Muster-Impfstoffe. Pfleiderer:
"Und diese H5N1-Impfstoffe sind an Tausenden von Probanden im Vorfeld ausprobiert worden. Exakt dieselben Formulierungen, ohne dass in irgend einer Weise unangenehme Nebenwirkungsprofile aufgefallen sind, und über diese Formulierungen haben wir auch rausgefunden, wie man denn einen wirksamen Pandemie-Impfstoff formuliert."
Um eine Schutzimpfung gegen die Schweinegrippe zu entwickeln, mussten die Impfstoffhersteller das Muster-Virus H5N1 nur noch austauschen - gegen das neue H1N1-Virus. Der Vorteil: Zeitgewinn.
Im Studienzentrum der Universitätskinderklinik Mainz. Für Lucca heißt es: Blutabnehmen. Studienschwester Bianca tastet die Ellenbeuge seines linken Arms ab.
"Du machst jetzt bitte eine feste Faust! Ist gut bei Dir? Dann darfst Du jetzt auch die Faust wieder öffnen."
"Wir nehmen Blut ab vor der Impfung und nach der Impfung. Und dann werden so genannte Antikörper-Titer bestimmt- also die Höhe der Impfantwort auf das Antigen. Ausgedrückt in der Bestimmung der Antikörper, die gebildet werden. Und die müssen eine gewisse Höhe erreichen, so dass man sagen kann: Wir gehen davon aus, dass ein guter, ausreichender Schutz gewährleistet ist."
In der Mainzer Studie werden unterschiedliche Impfstoffe getestet, sagt Dorothee Kieninger.
"Wir untersuchen zum einen die Sicherheit dieses Impfstoffes, mögliche Nebenwirkungen und auf der andere Seite untersuchen wir: Was ist die optimale Konzentration, die wir benötigen, um möglichst viele Menschen ausreichend und sicher zu impfen und einen guten Impfschutz zu erzielen."
Die Test-Impfstoffe enthalten mal mehr mal weniger viele Bruchstücke aus der Hülle des H1N1-Virus – also unterschiedliche Mengen von dem sogenannten Antigen. Kieninger:
"Man will natürlich versuchen, mit möglichst wenig Antigen möglichst viele Menschen zu impfen."
Impf-Antigen sparen. Das geht nur durch den Einsatz von Hilfsstoffen – so genannten Adjuvantien, sagt Michael Pfleiderer.
"Die helfen also dem Körper sein immunologisches Gedächtnis, das es braucht, um mit einem neuen Erreger fertig zu werden, so schnell wie möglich aufbauen zu können. Das sind fundamentale Prinzipien der Impfstoff-Herstellung, die hier bedacht worden sind."
Jeder Hersteller setzt dabei auf eigene Adjuvantien. Pfleiderer:
"Es gibt Präparationen, wo man sogenannten Aluminium-Hydroxid als immunverstärkende Substanz nimmt. Es gibt Formulierungen, wo man neue Adjuvans-Systeme nimmt, die auf Squalen-Ölen basieren, das ist also sehr kompliziert. Aber Sie sehen, dass die Bandbreite dessen, was als Pandemie-Impfstoff in Frage kommt, sehr breit sein kann."
Jetzt werden die beiden Jungs geimpft. Mit dem Studienimpfstoff. Matthias und Lucca warten auf die Spritze. Der Zufall entscheidet, wer welchen Impfstoff erhält. "Randomisierung" nennen Mediziner das. Ein übliches Vorgehen bei klinischen Studien. Kieninger:
"Jetzt holen wir den Impfstoff aus dem Kühlraum, aus dem Kühlschrank. Wir haben den bei einer konstanten Temperatur gelagert… Erst mal muss ich vergleichen, ob das stimmt, ob das die richtige Gruppe ist. ob das der richtige Proband ist, der richtige Impfstoff. Der wiederum ist kalt. Ich nutze die Zeit, dass der ein kleines bisschen auftauen kann, um das zu dokumentieren."
Zurück im Behandlungszimmer. Lucca bekommt als erster den Test- Impfstoff gespritzt. Kieninger:
"Jetzt wird er in den wunschgemäß linken Oberarm geimpft. Da ist ein Muskel, den man sehr gut sieht, man sieht, er ist trainiert. Sie haben es ja gehört, er ist Tennisspieler und Handballer. Und das ist natürlich super für uns, da muss man den Muskel gar nicht erst groß tasten und suchen, sondern da fällt man mit der Spritze sozusagen schon fast rein. Und das war es."
"Jetzt kriegst Du noch ein Pflaster. OK?"
Die Impfstoffe einiger Hersteller müssen erst noch beweisen, dass sie wirksam sind. Dazu zählen auch solche, die mit Hilfe von Zellkultur-Verfahren gewonnen wurden. Bei den Impfstoffen, die die Musterzulassung durchlaufen haben, geht es vor allem um die Dosisanpassung, so Michael Pfleiderer vom Paul-Ehrlich-Institut. Und um einen zusätzlichen Sicherheitsgewinn,
"...um ganz sicher zu gehen, dass unser Konzept – also die Übertragbarkeit von Daten von H5N1 auf H1N1 auch in der Tat aufgeht. Aber das bedeutet wirklich nicht und das muss man mehrmals unterstreichen, dass diese Impfstoffe nicht geprüft sind. Ja, sie sind so geprüft, wie man das für Influenza-Impfstoffe aller Art macht und immer gemacht hat."
Einziges Problem: Die Impfstoffe sind bislang nur an wenigen Kleinkindern unter drei Jahren getestet worden – und gar nicht an schwangeren Frauen. Klinische Tests an Schwangeren gelten als unethisch. Pfleiderer:
"A priori gibt es kein besonderes Risiko, das von diesen Impfstoffen ausgeht. Sie sind auch in Schwangeren vermutlich verträglich, sie enthalten keine toxischen Substanzen, die Mutter oder das werdende Kind schädigen könnten, aber es gibt eben keine entsprechend kontrollierten klinischen Studien."
Impfen oder nicht impfen? Bei Schwangeren gilt wie für alle anderen: Nutzen und potentielle Risiken einer Impfung müssen im Einzelfall abgewogen werden. Der Nutzen könnte wachsen, wenn sich mehr und mehr Menschen in Deutschland mit der Schweinegrippe anstecken. Pfleiderer:
"Diese Akzeptanz der Impfstoffe wächst mit der Bedrohungslage. Je mehr die Leute sich bewusst werden, dass es vielleicht doch eine ernst zu nehmende Erkrankung ist, um so mehr wächst natürlich die Bereitschaft, sich impfen zu lassen. Wir haben nicht für 100.000 Leute Beatmungs-Einrichtungen und auch keine Krankenhausbetten. Es ist alles limitiert. Allein deswegen ist es wichtig, diese Impfstoffe zu haben. Weil alles andere - ohne Impfstoffe würde man auch bei einer weiter milden Verlaufsform irgendwann Mal doch einen totalen Kollaps zu befürchten haben."
"Bitte immer in der Achselhöhle messen. Und dann ankreuzen, und diese Temperaturkontrolle führt Ihr durch – sieben Tage…"
Im Studienzentrum der Universitätskinderklinik Mainz. Schwester Bianca erklärt Matthias und Lucca das Studientagebuch, das die beiden in den nächsten sieben Tagen akribisch führen müssen.
"Diese Seite ist vorgesehen für allgemeine Symptome: Kopfschmerzen, Gelenkschmerzen…"
Kieninger:
"Die Probanden müssen genau 30 Minuten lang am Studienzentrum bleiben, um mögliche Nebenwirkungen der Sofortreaktion erfassen zu können. Und dann wird noch einmal Temperatur gemessen, wir gucken uns die Einstichstelle an, und wir fragen nach Allgemeinsymptomen. Dann dürfen sie endlich von dannen ziehen."
In knapp vier Wochen erhalten Matthias und Lucca die zweite Impfdosis. Und in einem Jahr eine Auffrischungs-Impfung.