Eine milde Brise streicht über den lichtgrünen, nassen Moos-Teppich. Unter fahlgrauem Himmel besucht Gunnar Koch seinen Arbeitsplatz. Kein Regen in Sicht, zumindest von oben bleibt es heute trocken. Doch unten, da ist alles pitschnass.
Auf Schneeschuhen stapft der Torfproduzent über ein Versuchsfeld im Hankhauser Moor, nördlich von Oldenburg. Bei jedem Schritt sinkt er zentimetertief ein, Wasser quillt aus dem Moos hervor, kleine Bläschen schäumen auf:
"Oh ja, hier ist schon eine ganz dicke Schicht aufgewachsen. Man merkt, wie weich die ist; Schritte. Hier sind das bestimmt schon zehn Zentimeter oder mehr, die hier aufgewachsen sind."
Gewachsen ist hier das, was später Torf werden soll - nur ist es eben nicht moorbraun, sondern lichtgrün. Gunnar Koch bleibt stehen, bückt sich und pflückt ein Bündel der frischen Torfmoospflanzen aus dem Wasser.
"Ja, wenn man also hier mal so einen Haufen Torfmoos nimmt, der eigentlich trocken aussieht und ihn ausdrückt, dann kommt da fast ein ganzer Becher Wasser raus. Torfmoose können bis zu dem 25-fachen ihres Trockengewichtes an Wasser speichern; diese Wasserspeicherfähigkeit geben sie auch an den Torf ab; das heißt: bei der Vertorfung bleiben die positiven Eigenschaften des Torfmooses erhalten; Und daher stammt also die Idee, mit dem Torfmoos ein Substrat zu produzieren."
Moosteppich statt Moor
Kein Torf mehr aus dem Moor, sondern vom nassen Moosteppich - das ist der Wunsch für die Zukunft von Gunnar Koch, dem Geschäftsführer vom "Torfwerk Moorkultur Ramsloh" in Saterland bei Oldenburg. Unterstützt wird er dabei von Forschern der Universität Greifswald. Die Biologin Greta Gaudig kommt immer wieder aus Vorpommern angereist und dokumentiert die Fortschritte auf der Versuchsfläche im Hankhauser Moor. Das geerntete Substrat wurde bereits mit Erfolg getestet:
"Wir konnten zumindest für die Bereiche Zierpflanzenbau, aber auch für Jungpflanzenanzucht doch so einige Anwendungsbereiche zeigen, dass es eben möglich ist. Natürlich stehen wir noch ganz am Anfang und zukünftig wird es auch eine Aufgabe sein, hier weiter zu forschen und zu gucken, in welchen Bereichen Torfmoose noch Einsatz finden können."
Die Torfmoos-Kultivierung zählt zu den Paludikulturen, abgeleitet vom lateinischen Wort "Palus" für "Sumpf". Außerhalb der Schutzgebiete gehört dieser "nassen" Form der Landwirtschaft in den Mooren eindeutig die Zukunft - und dies aus zwei Gründen: Zum einen bleiben langfristig Agrarflächen erhalten, die sonst innerhalb weniger Jahrzehnte im Grundwasser versinken würden. Und zum anderen sind Paludikulturen klimafreundlich. Sie verhindern nämlich, dass große Mengen des Treibhausgases Kohlendioxid aus dem Boden entweichen. Der Hintergrund: In den vergangenen Jahrhunderten haben die Menschen einen Großteil der rund 1,8 Millionen Hektar Moore in Deutschland trockengelegt - eine Fläche ungefähr so groß wie der Freistaat Sachsen. Nur einen geringen Teil nutzten die Torfstecher. Den weitaus größten Teil kolonisierten die Bauern, um auf den trockengelegten Moorböden Acker- und Weideflächen anzulegen.
Die Torfmoos-Kultivierung zählt zu den Paludikulturen, abgeleitet vom lateinischen Wort "Palus" für "Sumpf". Außerhalb der Schutzgebiete gehört dieser "nassen" Form der Landwirtschaft in den Mooren eindeutig die Zukunft - und dies aus zwei Gründen: Zum einen bleiben langfristig Agrarflächen erhalten, die sonst innerhalb weniger Jahrzehnte im Grundwasser versinken würden. Und zum anderen sind Paludikulturen klimafreundlich. Sie verhindern nämlich, dass große Mengen des Treibhausgases Kohlendioxid aus dem Boden entweichen. Der Hintergrund: In den vergangenen Jahrhunderten haben die Menschen einen Großteil der rund 1,8 Millionen Hektar Moore in Deutschland trockengelegt - eine Fläche ungefähr so groß wie der Freistaat Sachsen. Nur einen geringen Teil nutzten die Torfstecher. Den weitaus größten Teil kolonisierten die Bauern, um auf den trockengelegten Moorböden Acker- und Weideflächen anzulegen.
Die Folgen davon wirken bis heute nach: Die teils meterdicken Torfschichten darunter zersetzen sich. Zwangsläufig entweichen große Mengen Kohlendioxid aus entwässerten, also drainierten Mooren. Annette Freibauer von der Bayerischen Landesanstalt für Landwirtschaft:
"Ein Hektar Moor emittiert im drainierten Zustand vielleicht 30 bis 50 Tonnen CO2-Äquivalente pro Hektar und Jahr; das ist vergleichbar mit den Emissionen, die drei bis fünf Bundesbürger pro Jahr haben. Das ist richtig viel, jede andere landwirtschaftliche Nutzfläche - und wird sie noch so intensiv gedüngt und mit Tieren bestanden - emittiert vielleicht in der Größenordnung von einer Tonne CO2-Äquivalente; also 30 bis 50 gegenüber einer - Moore sind wirklich Hotspots, wenn sie drainiert sind; und man kann sie ungefähr auf diese eine Tonne reduzieren, wenn man sie wiedervernässt."
"Ein Hektar Moor emittiert im drainierten Zustand vielleicht 30 bis 50 Tonnen CO2-Äquivalente pro Hektar und Jahr; das ist vergleichbar mit den Emissionen, die drei bis fünf Bundesbürger pro Jahr haben. Das ist richtig viel, jede andere landwirtschaftliche Nutzfläche - und wird sie noch so intensiv gedüngt und mit Tieren bestanden - emittiert vielleicht in der Größenordnung von einer Tonne CO2-Äquivalente; also 30 bis 50 gegenüber einer - Moore sind wirklich Hotspots, wenn sie drainiert sind; und man kann sie ungefähr auf diese eine Tonne reduzieren, wenn man sie wiedervernässt."
Zusammenhang von Klimaschutz und Nutzung
Annette Freibauer leitet in Freising das Institut für Ökologischen Landbau, Bodenkultur und Ressourcenschutz. Die Geoökologin warnt, dass pro Jahr rund 40 Millionen Tonnen CO2 aus den landwirtschaftlich genutzten Moorböden quellen - das entspricht dem Gesamtausstoß des Flugverkehrs in Deutschland. Die Alternative wäre, möglichst viele ehemalige Moorstandorte wieder zu vernässen, auf denen heute noch Rinder grasen, Energie-Mais wächst oder Gemüse angebaut wird. Dieser Vorstoß fand bislang nur wenig Anklang:
"In der Vergangenheit war Wiedervernässung in der Regel aber mit der Aufgabe der Nutzung verbunden; so dass es häufig zu Konflikten mit den vorherigen Nutzern kam; es gibt aber zunehmend Bemühungen, eine "nasse" Nutzung der Moore zu erforschen. Bisher hat man dieses Thema - wie erhalte ich den Torf und nutze gleichzeitig die Fläche für Land- oder Forstwirtschaft - gar nicht so richtig untersucht gehabt, weil man diesen Zusammenhang Klimaschutz und Nutzung noch gar nicht so richtig im Fokus hatte."
Paludikulturen sind nicht nur klimafreundlich. Sie helfen auch, Agrarflächen auf den meterdicken Torfschichten dauerhaft zu sichern. Denn sie stoppen ein Absacken, das jeder Acker und jede Weidefläche auf trocken gelegten Mooren zwangsläufig erfährt. Die Folge:
"Irgendwann sitzt das letzte Moor so tief im Grundwasser, dass nur noch durch Pumpen und sehr, sehr teure Maßnahmen eine weitere Absenkung des Grundwassers möglich ist; und wir sind in einigen Gebieten - Eider-Treene-Sorge-Niederung in Schleswig-Holstein zum Beispiel - unter dem Meeresspiegel angekommen. Und da ist klar: Noch tiefer als zwei Meter unter Normal-Null möchte man bei steigendem Meeresspiegel dort auch nicht sacken; und dann wird man nicht weiter drainieren. Dann machen wir entweder jetzt gezielte Planungen, wie eine nassere Moornutzung diesen Torfsackungsprozess reduziert und langfristig diese Flächen in der Nutzung bleiben; oder wir machen die Augen zu und warten, bis in 50 Jahren der letzte Landwirt abgesoffen ist."
"In der Vergangenheit war Wiedervernässung in der Regel aber mit der Aufgabe der Nutzung verbunden; so dass es häufig zu Konflikten mit den vorherigen Nutzern kam; es gibt aber zunehmend Bemühungen, eine "nasse" Nutzung der Moore zu erforschen. Bisher hat man dieses Thema - wie erhalte ich den Torf und nutze gleichzeitig die Fläche für Land- oder Forstwirtschaft - gar nicht so richtig untersucht gehabt, weil man diesen Zusammenhang Klimaschutz und Nutzung noch gar nicht so richtig im Fokus hatte."
Paludikulturen sind nicht nur klimafreundlich. Sie helfen auch, Agrarflächen auf den meterdicken Torfschichten dauerhaft zu sichern. Denn sie stoppen ein Absacken, das jeder Acker und jede Weidefläche auf trocken gelegten Mooren zwangsläufig erfährt. Die Folge:
"Irgendwann sitzt das letzte Moor so tief im Grundwasser, dass nur noch durch Pumpen und sehr, sehr teure Maßnahmen eine weitere Absenkung des Grundwassers möglich ist; und wir sind in einigen Gebieten - Eider-Treene-Sorge-Niederung in Schleswig-Holstein zum Beispiel - unter dem Meeresspiegel angekommen. Und da ist klar: Noch tiefer als zwei Meter unter Normal-Null möchte man bei steigendem Meeresspiegel dort auch nicht sacken; und dann wird man nicht weiter drainieren. Dann machen wir entweder jetzt gezielte Planungen, wie eine nassere Moornutzung diesen Torfsackungsprozess reduziert und langfristig diese Flächen in der Nutzung bleiben; oder wir machen die Augen zu und warten, bis in 50 Jahren der letzte Landwirt abgesoffen ist."
Auch die Torfmoos-Kultur im Hankhauser Moor, die Greta Gaudig heute wieder besucht, war vor wenigen Jahren noch eine Weide - so wie ringsum immer noch üblich: Schwarzbunte Milchkühe hier, dunkelbraune Mastrinder dort. Doch Weiden mitten im Moor gibt es ja nur deshalb, weil unzählige Gräben das Wasser aus den Flächen leiten. Und der Torf darunter, der zerfällt. Jedes Jahr grasen die Rinder zwei bis drei Zentimeter tiefer:
"Also kann man sich vorstellen, wie schnell das hier eben absackt, und damit diese Flächen irgendwann auch für die Landwirtschaft verloren gehen. Man muss auch dazu sagen: Wo wir hier stehen, befinden wir uns schon einen halben Meter unter Meeresspiegel-Oberfläche; also eigentlich sind das Flächen, die schon überflutet wären; und mit der weiteren Nutzung als Intensiv-Grünland würden diese Flächen noch weiter sacken. Und mit dieser Torfmoos-Kultivierung, halten wir diesen Prozess auf und können halt hier dafür sorgen, dass landwirtschaftlich genutzte Flächen erhalten bleiben."
"Also kann man sich vorstellen, wie schnell das hier eben absackt, und damit diese Flächen irgendwann auch für die Landwirtschaft verloren gehen. Man muss auch dazu sagen: Wo wir hier stehen, befinden wir uns schon einen halben Meter unter Meeresspiegel-Oberfläche; also eigentlich sind das Flächen, die schon überflutet wären; und mit der weiteren Nutzung als Intensiv-Grünland würden diese Flächen noch weiter sacken. Und mit dieser Torfmoos-Kultivierung, halten wir diesen Prozess auf und können halt hier dafür sorgen, dass landwirtschaftlich genutzte Flächen erhalten bleiben."
Circa 130.000 Hektar Hochmoorböden in Niedersachsen
Der Torfmooskultur-Streifen ist etwa zweihundert Meter lang und zehn Meter breit. Zu beiden Seiten stauen Gräben das Wasser an, damit es dem Moos nicht zu trocken wird. Der Torf darunter bleibt nass, es entweicht kein Kohlendioxid aus der Fläche. Wie viele solcher klimafreundlichen Kulturen wären wohl nötig, um den Torfhunger der deutschen Gärtner zu decken? Gunnar Koch hat das mal ausgerechnet:
"In Niedersachsen haben wir noch ungefähr 130.000 Hektar Hochmoorböden, die also - wenn der Wasserhaushalt stimmt - geeignet wären, um dort Torfmoose anzubauen. Wenn wir die acht Millionen Kubikmeter, die in Deutschland genutzt werden an Torf, ersetzen wollen, dann müssten wir mit Sicherheit 40.000 oder 50.000 Hektar von diesen 130.000 Hektar in Niedersachsen haben; das stellt sich wahrscheinlich etwas schwierig dar; aber man muss halt irgendwann mal klein anfangen, wenn man an etwas Großes denkt."
Torfmoose wachsen ausschließlich auf nährstoffarmen, sauren Hochmoorböden. Das sind - vereinfacht ausgedrückt - Moore, die im Lauf der Jahrtausende so weit in die Höhe wachsen konnten, dass der Kontakt zum Grundwasser irgendwann abgerissen ist. Deswegen der Begriff "Hochmoor". Oder auch "Regenmoor" - weil einzig der Regen als Wasserquelle dient. Im Gegensatz dazu wird ein "Niedermoor" zusätzlich auch vom Grundwasser gespeist. Diese Niedermoor-Standorte sind in der Summe mehr als doppelt so groß wie die Hochmoorböden in Deutschland. Auch sie stoßen im trockenen Zustand viel Kohlendioxid aus, und auch sie sacken ab, zum Teil noch rasanter als Hochmoore. Auch hier könnten Paludikulturen helfen, diesen Prozess zu stoppen. Zum Beispiel durch den Anbau von Schilf - so wie am Neusiedler See:
"Hier gibt es eine große lokale Erfahrung, das ist eben dort im Kulturleben des Neusiedler Sees schon lange etabliert."
Der deutsche Geoökologe Stephan Glatzel von der Universität Wien verweist auf den vielfältigen Nutzen von Schilf - als Baumaterial nicht nur in Österreich und Ungarn geschätzt:
"Das landet zum Teil auf norddeutschen Reetdächern, aber es gibt natürlich auch viele andere Nutzungen für das Schilf; es ist ein Faserwerkstoff zunächst mal, der sich in Baumaterialien einbauen lässt; es ist ein Brennstoff, der sich über Pellets verbrennen lässt; aber auch Richtung Methan fermentieren lässt, also ein nachwachsender Rohstoff; Biogas-Produktion lässt sich damit erreichen; es gibt also verschiedene Nutzungen für das Schilf, die mit modernen Technologien auch noch ausgeweitet werden.
"In Niedersachsen haben wir noch ungefähr 130.000 Hektar Hochmoorböden, die also - wenn der Wasserhaushalt stimmt - geeignet wären, um dort Torfmoose anzubauen. Wenn wir die acht Millionen Kubikmeter, die in Deutschland genutzt werden an Torf, ersetzen wollen, dann müssten wir mit Sicherheit 40.000 oder 50.000 Hektar von diesen 130.000 Hektar in Niedersachsen haben; das stellt sich wahrscheinlich etwas schwierig dar; aber man muss halt irgendwann mal klein anfangen, wenn man an etwas Großes denkt."
Torfmoose wachsen ausschließlich auf nährstoffarmen, sauren Hochmoorböden. Das sind - vereinfacht ausgedrückt - Moore, die im Lauf der Jahrtausende so weit in die Höhe wachsen konnten, dass der Kontakt zum Grundwasser irgendwann abgerissen ist. Deswegen der Begriff "Hochmoor". Oder auch "Regenmoor" - weil einzig der Regen als Wasserquelle dient. Im Gegensatz dazu wird ein "Niedermoor" zusätzlich auch vom Grundwasser gespeist. Diese Niedermoor-Standorte sind in der Summe mehr als doppelt so groß wie die Hochmoorböden in Deutschland. Auch sie stoßen im trockenen Zustand viel Kohlendioxid aus, und auch sie sacken ab, zum Teil noch rasanter als Hochmoore. Auch hier könnten Paludikulturen helfen, diesen Prozess zu stoppen. Zum Beispiel durch den Anbau von Schilf - so wie am Neusiedler See:
"Hier gibt es eine große lokale Erfahrung, das ist eben dort im Kulturleben des Neusiedler Sees schon lange etabliert."
Der deutsche Geoökologe Stephan Glatzel von der Universität Wien verweist auf den vielfältigen Nutzen von Schilf - als Baumaterial nicht nur in Österreich und Ungarn geschätzt:
"Das landet zum Teil auf norddeutschen Reetdächern, aber es gibt natürlich auch viele andere Nutzungen für das Schilf; es ist ein Faserwerkstoff zunächst mal, der sich in Baumaterialien einbauen lässt; es ist ein Brennstoff, der sich über Pellets verbrennen lässt; aber auch Richtung Methan fermentieren lässt, also ein nachwachsender Rohstoff; Biogas-Produktion lässt sich damit erreichen; es gibt also verschiedene Nutzungen für das Schilf, die mit modernen Technologien auch noch ausgeweitet werden.
Eine klimafreundliche "nasse" Landwirtschaft
Biomasse aus Schilf oder anderen Niedermoorpflanzen ist dem Energie-Mais aus trockengelegten Mooren in der Klimabilanz haushoch überlegen. Die getrocknete Biomasse von einem Hektar Schilf wiegt etwa acht Tonnen und hält den Energiegehalt von 3.000 Liter Heizöl bereit - Schilf hat einen ähnlich hohen Heizwert wie Holz. Inzwischen gibt es sogar Versuche, Brandschutzplatten mit Schilf und Dämmplatten aus Rohrkolben zu optimieren. Und das Szenario einer klimafreundlichen "nassen" Landwirtschaft auf Moorböden macht beim Pflanzenbau und der Entwicklung von Baumaterialien nicht halt. Längst haben Pioniere unter den Viehzüchtern erkannt, dass auch bestimmte Rinder ganz gerne mal nasse Hufe bekommen.
"Jetzt ist das erste Bullenkalb reingegangen; die Sonne ist langsam hoch genug, dass es warm wird; und wenn wir Geduld haben, dann dauert es vielleicht gar nicht lange, dann sind sie alle drin."
Viehzüchter Peter Biel ist in seinem Element. Und seine Wasserbüffel erst recht - und das im Wortsinne. Bis zum Hals versinkt ein stattlicher Jungbulle in einem gut zehn Meter breiten Teich, auf einer weitläufigen Wiese hinter dem Forsthaus von Huntlosen bei Oldenburg. Nur noch Kopf und Rücken lugen aus den braunen Fluten hervor.
Die Sonne brennt förmlich vom stahlblauen Himmel auf das schwarze Fell der 14 Wasserbüffel auf der fünf Hektar großen Wiese - und das Mitte Oktober, im sonst so nieseligen Oldenburger Land. Ausläufer eines Hurrikans haben mediterrane Wärme weit in den Norden geschaufelt, das Thermometer zeigt deutlich über 20 Grad an. Abkühlung ist jetzt willkommen:
"Ein Tier ist schon mit dem ganzen Körper untergetaucht und ein weiterer Jungbulle ist noch am Ufer; könnte mir aber vorstellen, wenn einer schon drin ist, dass dann auch das nächste Tier hinterher ist und vielleicht dann auch der Rest der Herde kommt."
Peter Biel ist ein Mann der ersten Stunde. Vor knapp zwanzig Jahren begann er damit, Wasserbüffel zu züchten. Heute grasen bundesweit mehr als 6.000 dieser stattlichen Tiere in feuchten Niederungen. Am Bodensee und im Unteren Odertal, am Niederrhein und auch im Spreewald. Sogar in den Stadtstaaten Berlin, Hamburg und Bremen ist er angekommen - kein Bundesland mehr ohne Wasserbüffel. Der Grund: Landschaftspflege am Extrem-Standort. Wasserbüffel hauen sich auch dort noch die Pansen voll, wo es anderen Pflanzenfressern zu nass ist - und auch nicht lecker genug:
"Gerade im Hinblick darauf, dass Wasserbüffel die einzigen Tiere sind, die auch in feuchten Bereichen grasen können, ist der Nachholbedarf in Deutschland sehr groß. Und der Wasserbüffel selber ist ja nun auch noch ein Vielfresser, der frisst also nicht nur das schöne Gras, was Pferde und Rinder auch gerne nehmen, sondern Brennnesseln, Disteln, und Reet, Schilf, Sauergräser; und dazu kommt dann eben auch noch, dass er in sumpfigen, feuchten Gebieten artgerecht gehalten werden kann."
"Jetzt ist das erste Bullenkalb reingegangen; die Sonne ist langsam hoch genug, dass es warm wird; und wenn wir Geduld haben, dann dauert es vielleicht gar nicht lange, dann sind sie alle drin."
Viehzüchter Peter Biel ist in seinem Element. Und seine Wasserbüffel erst recht - und das im Wortsinne. Bis zum Hals versinkt ein stattlicher Jungbulle in einem gut zehn Meter breiten Teich, auf einer weitläufigen Wiese hinter dem Forsthaus von Huntlosen bei Oldenburg. Nur noch Kopf und Rücken lugen aus den braunen Fluten hervor.
Die Sonne brennt förmlich vom stahlblauen Himmel auf das schwarze Fell der 14 Wasserbüffel auf der fünf Hektar großen Wiese - und das Mitte Oktober, im sonst so nieseligen Oldenburger Land. Ausläufer eines Hurrikans haben mediterrane Wärme weit in den Norden geschaufelt, das Thermometer zeigt deutlich über 20 Grad an. Abkühlung ist jetzt willkommen:
"Ein Tier ist schon mit dem ganzen Körper untergetaucht und ein weiterer Jungbulle ist noch am Ufer; könnte mir aber vorstellen, wenn einer schon drin ist, dass dann auch das nächste Tier hinterher ist und vielleicht dann auch der Rest der Herde kommt."
Peter Biel ist ein Mann der ersten Stunde. Vor knapp zwanzig Jahren begann er damit, Wasserbüffel zu züchten. Heute grasen bundesweit mehr als 6.000 dieser stattlichen Tiere in feuchten Niederungen. Am Bodensee und im Unteren Odertal, am Niederrhein und auch im Spreewald. Sogar in den Stadtstaaten Berlin, Hamburg und Bremen ist er angekommen - kein Bundesland mehr ohne Wasserbüffel. Der Grund: Landschaftspflege am Extrem-Standort. Wasserbüffel hauen sich auch dort noch die Pansen voll, wo es anderen Pflanzenfressern zu nass ist - und auch nicht lecker genug:
"Gerade im Hinblick darauf, dass Wasserbüffel die einzigen Tiere sind, die auch in feuchten Bereichen grasen können, ist der Nachholbedarf in Deutschland sehr groß. Und der Wasserbüffel selber ist ja nun auch noch ein Vielfresser, der frisst also nicht nur das schöne Gras, was Pferde und Rinder auch gerne nehmen, sondern Brennnesseln, Disteln, und Reet, Schilf, Sauergräser; und dazu kommt dann eben auch noch, dass er in sumpfigen, feuchten Gebieten artgerecht gehalten werden kann."
Kuhnachwuchs im Winter
Ob Wasserbüffel in Deutschland artgerecht leben können, zweifelten Kritiker anfangs an. Doch eine Assoziation zur klebrig-feuchten Schwüle im asiatischen Monsunklima greift zu kurz. In der Eem-Warmzeit vor 120.000 Jahren waren Wasserbüffel auch in Mitteleuropa heimisch, damals waren die Winter milder und die Sommer tendenziell kühler als heute. Und aus Europa war der Wasserbüffel nie ganz verschwunden. Vor allem in Rumänien und Italien konnten sich die schwarzen Riesen halten. Und wenn es in Deutschland mal wirklich Winter wird, dann macht den Büffeln auch ein eisiger Ostwind nicht viel aus - sofern die Weide gesäumt ist mit stattlichen alten Bäumen ringsum, so wie in Huntlosen:
"Richtig, die würden sich dann irgendwelche Mulden in Waldnähe oder so suchen; prinzipiell bieten wir auch einen Unterstand an; Das Tier könnte sich dann in den Unterstand in das schöne Stroh legen, wenn es möchte. Aber auch im Winter sind die Tiere draußen, liegen im Schnee, lassen sich einschneien; und der größte Teil der Kühe kriegt jetzt im Winter Nachwuchs! Das würde nicht passieren, wenn das Tier sich hier nicht wohlfühlen würde."
Nur die Kälber dürfen bei Peter Biel die Milch der Büffelkühe trinken. Der Züchter macht keine Büffelmozzarella. Und schlachten lässt er seine Jungbullen nur dann, wenn sie keinen Abnehmer finden sollten - was selten vorkommt. Für andere Halter jedoch sind Büffelmilch und Fleisch wichtige Einnahmequellen. Vor allem das Fleisch schätzen Kenner, weil es sehr aromatisch, zart und fettarm sein soll.
"Richtig, die würden sich dann irgendwelche Mulden in Waldnähe oder so suchen; prinzipiell bieten wir auch einen Unterstand an; Das Tier könnte sich dann in den Unterstand in das schöne Stroh legen, wenn es möchte. Aber auch im Winter sind die Tiere draußen, liegen im Schnee, lassen sich einschneien; und der größte Teil der Kühe kriegt jetzt im Winter Nachwuchs! Das würde nicht passieren, wenn das Tier sich hier nicht wohlfühlen würde."
Nur die Kälber dürfen bei Peter Biel die Milch der Büffelkühe trinken. Der Züchter macht keine Büffelmozzarella. Und schlachten lässt er seine Jungbullen nur dann, wenn sie keinen Abnehmer finden sollten - was selten vorkommt. Für andere Halter jedoch sind Büffelmilch und Fleisch wichtige Einnahmequellen. Vor allem das Fleisch schätzen Kenner, weil es sehr aromatisch, zart und fettarm sein soll.
Wasserbüffel sind bestens geeignet für eine Weide in sumpfigen Bereichen im Sinne einer Paludikultur auf Moorstandorten. Doch gehalten werden sie vor allen in der Landschaftspflege – sie sollen verhindern, dass nasse Bereiche zuwachsen. Das ist also keine Tierhaltung im klassischen Sinne der Landwirtschaft. Doch wollte nun ein Milchviehhalter seine unrentable, klimaschädliche Grünlandbeweidung auf einem Moorstandort aufgeben, um eine Paludikultur einzuführen, bekäme er dafür eigentlich keine Flächenprämien aus der so genannten "Ersten Säule" der EU-Agrarförderung. Die pumpt immerhin mehr als 300 Milliarden Euro Direktbeihilfen in die Landwirtschaft - verteilt auf einen Zeitraum von 2014 bis 2020. Annette Freibauer bemängelt, dass eine wichtige Chance verpasst wurde, Paludikulturen rechtsverbindlich in die Agrarförderung der Europäischen Union aufzunehmen.
"Genauso ist es. Die Flächenprämien aus der ersten Säule der Agrarförderung gibt es nur, wenn eine landwirtschaftliche Nutzung auch entsprechend stattfindet; die Chance hat man sehenden Auges verpasst; das hätte man in den Verhandlungen zwischen 2010 und 2013 regeln können, hat es aber nicht gemacht, obwohl es genug Interessensverbände gab, die darauf hingewiesen haben, dass man so den Moorschutz letztendlich teurer macht und behindert."
Hoffnung auf Förderung von Moos
Allmählich wird das auch in Brüssel erkannt. Dort sucht man jetzt nach Wegen, zum Beispiel Grünland nach Umstellung auf eine Paludikultur weiter über die Flächenprämien zu fördern. Die rechtlichen Instrumente dafür, so Annette Freibauer, liefere die Wasserrahmenrichtlinie der EU. Niedermoore zum Beispiel befinden sich naturgemäß direkt an Seen und Flüssen und haben Kontakt zum Grundwasser. Paludikulturen, die diese Ressourcen schonen - so das Argument - sollten eigentlich dank der Wasserrahmenrichtlinie förderfähig sein. Gleiches gelte für Agrarflächen auf Hochmoorböden. Aus denen entweicht nicht nur das Treibhausgas Kohlendioxid, sondern auch jede Menge Phosphor. Und das ist ein Stoff, der mit Hilfe der Wasserrahmenrichtlinie so gut es geht aus den Gewässern ferngehalten werden soll.
Doch die Frage ist, ob solche juristischen Winkelzüge als sichere Rechtsgrundlage dienen können, um interessierte Landwirte und verunsicherte Agrarberater für die Paludikultur zu gewinnen?
Doch die Frage ist, ob solche juristischen Winkelzüge als sichere Rechtsgrundlage dienen können, um interessierte Landwirte und verunsicherte Agrarberater für die Paludikultur zu gewinnen?
Gunnar Koch geht noch einmal über seine Torfmooskultur im Hankhauser Moor. Der Torfproduzent fände es schön, wenn der weitläufige Anbau dieser lichtgrünen Moosteppiche einmal so gefördert werden könnte, wie es all die Jahrzehnte zuvor bei der Zerstörung von Mooren geschehen ist:
"Man denke nur mal an die großen Förderungen, die geflossen sind, um im Emsland die Moorböden tiefzupflügen zum Beispiel - wenn man das also wirklich mal auf einen Plan bringen würde, und da landesweit oder vielleicht bundesweit sogar denken würde, dann haben wir eigentlich genug landwirtschaftliche Flächen, auf denen man Torfmoose anbauen kann; und ich würde mir wünschen, dass man innerhalb eines Kreislaufes vielleicht wirklich diese Verbindung schaffen kann und Torfmoosanbau auf landwirtschaftlichen Flächen mit Hilfe der Landwirtschaft auf die Wege bringen kann."
Und die Landwirte selber wären die größten Profiteure. Flächen, die in der Summe fast so groß sind wie der Freistaat Sachsen, blieben könnten sie dauerhaft nutzen anstatt sie irgendwann absaufen zu sehen.
"Man denke nur mal an die großen Förderungen, die geflossen sind, um im Emsland die Moorböden tiefzupflügen zum Beispiel - wenn man das also wirklich mal auf einen Plan bringen würde, und da landesweit oder vielleicht bundesweit sogar denken würde, dann haben wir eigentlich genug landwirtschaftliche Flächen, auf denen man Torfmoose anbauen kann; und ich würde mir wünschen, dass man innerhalb eines Kreislaufes vielleicht wirklich diese Verbindung schaffen kann und Torfmoosanbau auf landwirtschaftlichen Flächen mit Hilfe der Landwirtschaft auf die Wege bringen kann."
Und die Landwirte selber wären die größten Profiteure. Flächen, die in der Summe fast so groß sind wie der Freistaat Sachsen, blieben könnten sie dauerhaft nutzen anstatt sie irgendwann absaufen zu sehen.