Den Westen der USA hat eine Dürre fest im Griff. Wasserprobleme gehören zum Alltag, denn Stauseen und Grundwasserspeicher leeren sich schnell, wenn zig Millionen Menschen von den Vorräten leben müssen. Durch den akuten Mangel wird ein anderes Problem leicht übersehen, das inzwischen auch in regenreicheren Zonen immer mehr Küstenregionen betrifft, erklärt David Borrok von der University of Louisiana in Lafayette:
"Obwohl wir hier im Südosten der USA in den meisten Jahren viel Niederschläge abbekommen und wir mehr als genug Flüsse, Bäche und Seen haben, entnehmen wir vor allem in den Küstenregionen zu viel Grundwasser."
Borrok erforscht die Situation am Chicot-Grundwasserleiter, der an der Golfküste liegt und größer ist als die Fläche von Hessen. Sein Wasser versorgt Städte und Gemeinden in der Region, außerdem wird es für den Reisanbau gefördert und für die Zucht von Süßwassermuscheln:
"Dabei wird mehr Wasser aus dem Chicot-Aquifer gepumpt, als über natürliche Prozess nachströmt: Die Differenz liegt bei mehr als einer Milliarde Liter pro Tag."
Übernutzung mit Folgen
Die langjährige Übernutzung hat Folgen: Das Land senkt sich - ein in tief liegenden Küstenzonen gefürchtetes Phänomen, weil es Überflutungen begünstigt. Außerdem tritt es noch ein zweiter Effekt auf, sagt Borrok:
"Es sieht so aus, als ob in den vergangenen 20 Jahren Salzwasser immer weiter nach Norden ins Landesinnere hinein vordringen konnte. Das geschah vor allen in Jahren, in denen weniger Regen fiel als normal, sodass vermehrt Grundwasser abgepumpt wurde. Inzwischen ist der Chicot-Aquifer anscheinend nicht mehr so stabil wie früher, weil er weniger Süßwasser enthält."
Während früher das Grundwasser unterirdisch ins Meer strömte, hat sich die Grenzfläche zwischen Süß- und Salzwasser inzwischen an Land verschoben.
"Dadurch geraten immer wieder Brunnen, die bislang Süßwasser gefördert haben, in den Einflussbereich des Salzwassers - und zwar manchmal unerwartet und ohne große Vorwarnung. Das passiert gerade in einer Reihe von Küstenstädten."
Dann müssen Trinkwasserbrunnen anderswo neu gebohrt werden. Außerdem ist nicht nur der Chicot-Aquifer bedroht, sondern alle Küstenaquifere der Region.
Mit besserem Management gegen den Trinkwasserschwund
Den Trend umzukehren, sei sehr schwer, weil niemand seine Pumpen stoppen wolle. Dabei böte - entlang der Golfküste und in Florida auch zum Atlantik hin - ein besseres Management des Oberflächenwassers eine Lösung, so David Borrok:
"Wir könnten einfach die Quelle des Wassers ändern, das wir einsetzen. Hier gibt es saisonale Dürren und Überflutungen und Extremereignisse wie Hurrikane. Wir leiten beispielsweise Oberflächenwasser ins Meer, um Überschwemmungen zu verhindern. Dieses Wasser könnten wir sinnvoller nutzen, etwa, in dem wir es über Kanäle dorthin bringen, wo Landwirtschaft und Industrie es brauchen. Außerdem könnten wir es - statt ins Meer - in den Grundwasserleiter pumpen, was an einigen Stellen auch schon geschieht. Dadurch steigt der Druck des Süßwassers im Aquifer, und es drückt das Salzwasser zurück in Richtung Meer."
Noch sind im Chicot-Aquifer keine unumkehrbaren Veränderungen eingetreten. Folgt auf ein trockenes Jahr ein regenreiches, verschiebt sich die Süßwassergrenze wieder Richtung Meer. Durch die jahrelange Übernutzung ist das System inzwischen jedoch empfindlich geworden. Und so fürchten die Geologen, dass - wenn einmal mehrere Dürrejahre aufeinanderfolgen - die Veränderungen, die dann angestoßen werden, von Dauer sein könnten.