Dieses Szenario wünscht sich niemand, denkbar ist es aber allemal: Beim Flug von Monrovia, der Hauptstadt Liberias, nach Köln klagt ein Tourist über hohes Fieber und Blutungen der Mundschleimhaut – Symptome, die auf eine Ebola-Infektion hinweisen. Sofort informiert der Pilot den Tower, die Fluglotsen wiederum alarmieren die Feuerwehr und das Bernhard-Nocht-Institut für Tropenmedizin in Hamburg. Nach der Landung,
"wird ein Arzt wahrscheinlich des Gesundheitsamtes oder ein Notarzt in Schutzkleidung das Flugzeug betreten und den Patienten untersuchen und entscheiden, was weiter zu erfolgen hat."
"wird ein Arzt wahrscheinlich des Gesundheitsamtes oder ein Notarzt in Schutzkleidung das Flugzeug betreten und den Patienten untersuchen und entscheiden, was weiter zu erfolgen hat."
Die Betonung liegt auf "Schutzkleidung", erklärt Michael Krakau, Oberarzt am Kölner Krankenhaus Holweide und Leiter der Station für hochinfektiöse Patienten:
Wir haben entsprechendes Schutzmaterial für die Schwestern, Pfleger und Ärzte vorbereitet. Das ist zunächst einmal ein Ganzkörperanzug, das sind Masken, die besonders luftundurchlässig sind, deswegen auch relativ unangenehm zu tragen sind, das sind Visiere, doppelte Handschuhe und bei Patientenkontakt zusätzlich noch mal ein flüssigkeitsdichter Kittel."
Zwischen dem Körper des Helfers und der Außenwelt besteht eine absolut flüssigkeits- und mikrobendichte Sperre, wobei diese Sperre abhängig vom Einsatzfeld unterschiedlich dicht sein kann. Medizinische Schutzkleidung wird aus diesem Grund in Klassen beziehungsweise Typen unterteilt:
"Die häufigste ist der Typ 5 und 6, die sind begrenzt flüssigkeitsdicht und staubgeschützt. Beim Typ 3 handelt es sich um wirklich flüssigkeitsdichte Schutzanzüge. Das nennt man eigentlich auch "Chemikalienschutzanzug",
erklärt Ming Gutsche, Geschäftsführerin der "DACH Schutzbekleidung GmbH & Co. KG" in Bietigheim bei Karlsruhe:
"Dieser Schutzanzug ist aus technischem Vliesstoff und beschichtet mit einem Polyethylen, teilweise gibt es auch Hersteller, die mit PU beschichten, egal, mit welchem Material man beschichtet, es ist immer ein flüssigkeitsdichtes Material."
Die Atemluft wird gefiltert
Egal, ob der Schutzanzug mit Polyethylen oder mit Polyurethan – kurz PU – beschichtet wird, es darf keine Flüssigkeit von außen nach innen gelangen. Gleiches gilt für Handschuhe, die aus Sicherheitsgründen in doppelter Ausführung getragen werden, sowie für Kopfhauben, die den kompletten Kopf des Helfers umschließen. Atemluft bekommt er über einen Filter, der Staub und Mikroben zurückhält. Wer solche Schutzanzüge trägt, leistet Schwerstarbeit, länger als 90 Minuten hält es niemand darin aus – bestätigt Schwester Renate Kaiser vom Krankenhaus Holweide:
"Das kann man richtig mit einer Heißluftsauna vergleichen. Man kriegt kaum Luft durch diese Spezialmaske, hat eine eingeschränkte Sicht, man hört auch deutlich schlechter, wenn man komplett angezogen ist, aber es muss funktionieren, es ist zum Eigenschutz."
Die "DACH Schutzbekleidung GmbH & Co. KG" lässt ihre Overalls, Handschuhe, Gesichtsmasken und Stiefel in China produzieren. Die Produkte sind ISO-zertifiziert und werden regelmäßig überprüft, Fehler dürfen in diesem Geschäftsfeld nicht passieren, so Ming Gutsche. Vier Millionen Euro setzt der Mittelständler jährlich um, allerdings zeigt die Umsatzkurve steil nach oben. 2013 verbucht er ein Plus von 26 Prozent, 2014 sind es schon jetzt 31 Prozent. Gefragt sind aber nicht nur die Produkte, sondern auch Beratung. Dabei kämpfen Kunden mit teilweise unscheinbaren Problemen:
"Ankleiden ist relativ einfach, aber das Ausziehen, die komplette Schutzausrüstung abzulegen, ist wirklich äußerst schwierig. Da muss man sehr viel Ruhe haben, und man muss unbedingt einen Helfer dabei haben, sodass man sicher ist, nicht mit kontaminierter Flüssigkeit in Kontakt zu kommen."
Zu den Kunden der "DACH Schutzbekleidung GmbH" zählen unter anderem die Bundeswehr, das Bundeskanzleramt, Ministerien und staatliche Forschungseinrichtungen; die Vereinten Nationen bestellen ebenso in Bietigheim wie das Kinderhilfswerk UNICEF; und natürlich viele Hundert Krankenhäuser und Rettungsstationen, die sich über ganz Deutschland verteilen.
"So ein Schutzanzug kostet in der Regel so um die 15 Euro, dann kommen noch Schutzbrillen dazu und Atemschutzmasken, also man muss so etwa mit 20 Euro rechnen."
Pro Person und pro 90 Minuten – Overalls, Masken und Handschuhe dürfen nur einmal verwendet werden! Bei Großeinsätzen wie in afrikanischen Ebola-Gebieten ist Schutzkleidung ein nicht zu unterschätzender Kostenfaktor. Und als einzige Überlebensgarantie für Ärzte und Helfer muss der Umgang mit ihr sorgfältig trainiert werden. Im Kölner Krankenhaus Holweide hat man das in einer Notfallübung gemacht – und mittendrin festgestellt, dass Schutzanzüge keine Taschen für Telefone haben. Im Übrigen gilt für Träger medizinischer Schutzkleidung: Ruhe bewahren und sich gut auf die Einsätze vorbereiten.
"Passieren kann immer was, wir sind ja alle Menschen, aber man soll so gut vorbereitet sein, dass es eben nicht passiert. Aber das Risiko haben wir jeden Tag, dass wir uns mit irgendwas kontaminieren können!"