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Schutzmasken- und Anzüge
"Gezahlt wird fast jeder Preis"

Die Kosten für Schutzmasken und Schutzanzüge sind teilweise um das 25-fache gestiegen. Doch aufgrund der Corona-Krise sind sie auch kaum mehr zu bekommen. Für professionelle Einkaufsberater wie die Kloepfel GmbH ist das eine Herausforderung.

Von Mirko Smiljanic |
Düsseldorf in den Räumen der Kloepfel Consulting GmbH. Schreibtische mit Monitoren, davor Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die Kontakt halten zu Kunden in aller Welt – Büroalltag. Und doch spiegelt sich hier eine Krise in einem lange nicht erlebten Ausmaß wider. Sars-CoV-2, so der offizielle Name des Corona Virus, bestimmt zumindest in Teilen den Alltag der Beratungsgesellschaft. Seit Wochen sucht sie mit Hochdruck Produkte, die vor wenigen Monaten noch im Überfluss vorhanden waren: Schutzanzüge und Gesichtsmasken für Ärzte und Pfleger. Der Grund, warum gerade Kloepfel Consulting sich diesem Thema widmet, ist einfach: Das Unternehmen versteht sich schlicht als Einkaufsberater für Firmen aus dem In- und Ausland, sagt so Efe Duran Sarikaya, Mitgründer und zweiter Geschäftsführer des Unternehmens.
"Von Mexiko bis China, und sehr stark auch Osteuropa-lastig, ob das jetzt Polen, Tschechien, Slowakei, Ungarn oder eben die Türkei ist."
Auch in China haben die Düsseldorfer Einkäufer Kunden, und die leiden seit Wochen unter Sars-CoV-2: Millionenstädte stehen unter Quarantäne, zunehmend geraten Lieferketten und Produktionsanlagen aus dem Takt.
Eine Million Masken bereits in Umlauf gebracht
Außerdem brauchen Behörden, Kliniken und Firmen Hygienematerialien wie Schutzanzüge und Gesichtsmasken.
"Wir haben Anfragen, ehrlich gesagt, europaweit und natürlich auch von Unternehmen, die Werke in China haben, und zwar jeden Tag im zweistelligen Bereich. Wir haben auch mittlerweile Unternehmen in dem Bereich Atemschutzmasken und Hygieneartikel usw. mit einem siebenstelligen Volumen, als sprich mit über einer Million Masken ausstatten können."
Das ist viel, reicht aber bei weitem nicht aus, der Bedarf an Gesichtsmasken und Schutzanzügen übersteigt mittlerweile die weltweite Produktion. Entsprechend kompliziert gestaltet sich die Suche nach neuen Bezugsquellen.
"Die letzten zwei, drei Einkäufe waren in der Ukraine und in der Türkei. Und das andere Thema ist, man muss sich ein Bild machen, sind die Masken sauber, haben die die Zertifizierungen, entsprechen die Datenblätter genau dem, was man da auch einkauft, weil Sie natürlich ganz viele Trittbrettfahrer haben und aktuell eine Goldgräberstimmung in dem Bereich."
Gezahlt wird fast jeder Preis
Die Kosten für Schutzmasken und Schutzanzüge sind teilweise um das 25-fache gestiegen, gezahlt wird fast jeder Preis. Selbst Bauunternehmer aus dem Bereich der Asbestsanierung werden gebeten, ihre vorrätigen Masken abzugeben.
"Da bleibt kein Stein auf dem anderen aktuell." Nur gut, dass Kloepfel Consulting noch andere Geschäftsfelder bedient. Wie ihr Business funktioniert, erklärt ein Videoclip so.
"Das ist Herr Schmitz, Einkaufsleiter eines mittelständischen Unternehmens. Er hat ein Problem. Er fragt sich, ob er für Waren und Dienstleistungen zu viel bezahlt und ob das Material in der Produktion effizient eingesetzt wird."
Die Sendung mit der Maus lässt grüßen, einfache und klare Erklärungen haben immer noch die beste Wirkung. Und es ist ja wirklich so, dass viele Mittelständler das Einsparpotenzial beim Einkauf nicht kennen. Der Grund ist ebenfalls ziemlich einfach: Sie haben keinen Überblick.
"Lösungen brauchen objektive Daten. Doch dafür benötigt er zusätzliche Zeit und Manpower."
Und dafür sind dann die Kloepfel-Beraterinnen und -Berater zuständig. 350 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter erwirtschaften in 17 Standorten 50 Mio. Euro Jahresumsatz. Die Hälfte der Standorte liegt in Deutschland, Österreich und der Schweiz, der Rest verteilt sich global. Das klingt nach einem normalen Beratungsgeschäft. In einem Punkt unterscheidet sich Kloepfel allerdings von Konkurrenzunternehmen.
"Bringen wir nichts, kosten wir nichts!" Die Kloepfel Consulting GmbH, so Efe Duran Sarikaya, arbeitet strikt erfolgsabhängig. Wenn die Düsseldorfer Berater Einkauf, Materialwirtschaft und Logistik eines Kunden optimiert haben, liegt das Einsparpotenzial bei etwa fünf bis fünfzehn Prozent vom Einkaufsvolumen. Beraten werden jährlich etwa 120 Firmen, deren Umsätze zwischen zehn und 500 Mio. Euro liegen.
Beraterteams in den Firmen
Vom Automobilbauer über Telekommunikationskonzerne bis hin zum Fußballverein, Kloepfel bedient alle Branche. Dabei arbeiten die Beraterteams grundsätzlich in den Firmen.
"Wir sind dann dort vor Ort in der Regel montags bis donnerstags, sodass wir direkt mit den beteiligten Personen bei unseren Kunden den Kontakt haben." Die Face-to-Face-Kommunikation ist unverzichtbar, so Kloepfel-Mitarbeiter Nils Henze.
"Nichts desto trotz werden wir natürlich auch im Backoffice unterstützt von einem großen Team, welches dafür verantwortlich ist, Recherchen zu betreiben, Fleißarbeiten auch durchzuführen."
Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Backoffice könnten im Moment rund um die Uhr arbeiten. Die Suche nach Gesichtsmasken und Schutzanzügen gestaltet sich in Zeiten des Corona Virus immer schwieriger. Die Epidemie – möglicherweise ist es sogar eine Pandemie – ist noch lange nicht im Griff!