Der Küstenstrich ist rund 1000 Kilometer lang. An ihm liegen Großstädte wie New York, Boston, Baltimore und Philadelphia. Ausgerechnet dort, wo die US-Ostküste so dicht besiedelt ist, steigt der Meeresspiegel offenbar seit Jahrzehnten überproportional. Das hat der Geologische Dienst der USA herausgefunden. Experten in Diensten der Fachbehörde werteten Pegelstände der letzten 60 Jahre aus. Die Ergebnisse stehen jetzt in der neuen Ausgabe der Fachzeitschrift "Nature Climate" Change. Der Ozeanograf Peter Howd, einer der drei Autoren:
"An dieser 1000 Kilometer langen Küstenlinie stieg der Meeresspiegel zuletzt drei bis vier mal so stark wie im globalen Durchschnitt. Wir sehen diesen dramatischen Anstieg seit 1980 und nur an dem Abschnitt der US-Atlantikküste, der von North Carolina bis nördlich von Boston reicht."
Dieser Befund zeigt zunächst einmal, dass der Meeresspiegel nicht überall gleichmäßig steigt. Es gibt durchaus starke regionale Unterschiede.
In diesem Fall steckt offensichtlich der Golfstrom dahinter, eine der stärksten bekannten Meeresströmungen. Sie befördert warmes tropisches Oberflächenwasser nach Nordeuropa und fließt eine ganze Weile parallel zur US-Atlantikküste. In jüngster Zeit habe sich der Golfstrom abgeschwächt. Dies sei der Grund für die vergleichsweise stark steigenden Pegel vor New York, Boston und Baltimore, erläutert Peter Howd:
"Im Vergleich zur US-Ostküste ist der Golfstrom in seinem Zentrum um etwa ein bis zwei Meter erhöht – wie ein Wellenberg, der an seinen Flanken abfällt. Das ist vor allem eine Folge der hohen Geschwindigkeit, mit der sich der Golfstrom bewegt, und von Druckunterschieden, die dadurch entstehen. Wird der Golfstrom schwächer, sinkt er auch ab, und Wasser verlagert sich praktisch zur Küste."
In absoluten Zahlen ausgedrückt ist die Veränderung gar nicht so groß. Im Durchschnitt stieg der Meeresspiegel zuletzt um knapp einen Millimeter pro Jahr. An der US-Nordostküste waren es im Mittel 3,8 – wesentlich mehr also, aber noch immer vergleichsweise wenig. Summiert man die paar Millimeter allerdings über die letzten drei Jahrzehnte, dann kommen schon mehr als zehn Zentimeter zusammen. Und hält der Trend an, können es noch viel mehr werden
"Die größte Bedrohung ist, dass der beschleunigte Pegelanstieg Sturmfluten verstärken kann, indem er sie höher und tiefer ins Land schwappen lässt. Das Risiko für Flutschäden bei Unwettern in den Küstengebieten wird dadurch größer."
Auf einer Fachtagung in Bonn wurde im vergangenen Jahr der erste, umfassende Bericht über die Risiken des Klimawandels für Städte vorgestellt. Mit-Herausgeberin ist Cynthia Rosenzweig von der US-Raumfahrtbehörde NASA. In Bonn erklärte die Klimaforscherin schon damals, warum auch eine hochmoderne Metropole wie New York in Bedrängnis gerät, wenn der Meeresspiegel zügig steigt:
"In New York City befinden sich die Kraftwerke traditionell am Wasser. So ist es leicht, sie mit Brennstoffen und Kühlwasser zu versorgen. Nur liegen die meisten von ihnen deshalb auch nur wenige Meter über dem Meeresspiegel, das heißt: Wenn Überschwemmungen stärker werden, bringt das die Kraftwerke in Gefahr."
Und das ist nicht alles. In New York musste nach Sturmfluten bereits die U-Bahn komplett dichtgemacht werden. Und dann sind da auch noch mehrere Flughäfen, die direkt oder sehr nah am Wasser des Atlantik liegen wie etwa der von Boston oder der LaGuardia-Airport in New York. Auch sie könnten in Zukunft größere Probleme durch höhere Flutpegel bekommen.
Politiker und Stadtplaner sollten sich langsam auf solche Entwicklungen einstellen und Gegenmaßnahmen ergreifen, rät Peter Howd.
Was die Forscher nicht sagen können, ist, ob hinter dem forcierten Meeresspiegelanstieg vor der US-Ostküste die globale Erwärmung steckt. Es könne sich auch um einen natürlichen Klimazyklus handeln, der den Golfstrom schwächeln lasse. Die Beobachtungsreihe sei noch zu kurz, um das auszuschließen.
"An dieser 1000 Kilometer langen Küstenlinie stieg der Meeresspiegel zuletzt drei bis vier mal so stark wie im globalen Durchschnitt. Wir sehen diesen dramatischen Anstieg seit 1980 und nur an dem Abschnitt der US-Atlantikküste, der von North Carolina bis nördlich von Boston reicht."
Dieser Befund zeigt zunächst einmal, dass der Meeresspiegel nicht überall gleichmäßig steigt. Es gibt durchaus starke regionale Unterschiede.
In diesem Fall steckt offensichtlich der Golfstrom dahinter, eine der stärksten bekannten Meeresströmungen. Sie befördert warmes tropisches Oberflächenwasser nach Nordeuropa und fließt eine ganze Weile parallel zur US-Atlantikküste. In jüngster Zeit habe sich der Golfstrom abgeschwächt. Dies sei der Grund für die vergleichsweise stark steigenden Pegel vor New York, Boston und Baltimore, erläutert Peter Howd:
"Im Vergleich zur US-Ostküste ist der Golfstrom in seinem Zentrum um etwa ein bis zwei Meter erhöht – wie ein Wellenberg, der an seinen Flanken abfällt. Das ist vor allem eine Folge der hohen Geschwindigkeit, mit der sich der Golfstrom bewegt, und von Druckunterschieden, die dadurch entstehen. Wird der Golfstrom schwächer, sinkt er auch ab, und Wasser verlagert sich praktisch zur Küste."
In absoluten Zahlen ausgedrückt ist die Veränderung gar nicht so groß. Im Durchschnitt stieg der Meeresspiegel zuletzt um knapp einen Millimeter pro Jahr. An der US-Nordostküste waren es im Mittel 3,8 – wesentlich mehr also, aber noch immer vergleichsweise wenig. Summiert man die paar Millimeter allerdings über die letzten drei Jahrzehnte, dann kommen schon mehr als zehn Zentimeter zusammen. Und hält der Trend an, können es noch viel mehr werden
"Die größte Bedrohung ist, dass der beschleunigte Pegelanstieg Sturmfluten verstärken kann, indem er sie höher und tiefer ins Land schwappen lässt. Das Risiko für Flutschäden bei Unwettern in den Küstengebieten wird dadurch größer."
Auf einer Fachtagung in Bonn wurde im vergangenen Jahr der erste, umfassende Bericht über die Risiken des Klimawandels für Städte vorgestellt. Mit-Herausgeberin ist Cynthia Rosenzweig von der US-Raumfahrtbehörde NASA. In Bonn erklärte die Klimaforscherin schon damals, warum auch eine hochmoderne Metropole wie New York in Bedrängnis gerät, wenn der Meeresspiegel zügig steigt:
"In New York City befinden sich die Kraftwerke traditionell am Wasser. So ist es leicht, sie mit Brennstoffen und Kühlwasser zu versorgen. Nur liegen die meisten von ihnen deshalb auch nur wenige Meter über dem Meeresspiegel, das heißt: Wenn Überschwemmungen stärker werden, bringt das die Kraftwerke in Gefahr."
Und das ist nicht alles. In New York musste nach Sturmfluten bereits die U-Bahn komplett dichtgemacht werden. Und dann sind da auch noch mehrere Flughäfen, die direkt oder sehr nah am Wasser des Atlantik liegen wie etwa der von Boston oder der LaGuardia-Airport in New York. Auch sie könnten in Zukunft größere Probleme durch höhere Flutpegel bekommen.
Politiker und Stadtplaner sollten sich langsam auf solche Entwicklungen einstellen und Gegenmaßnahmen ergreifen, rät Peter Howd.
Was die Forscher nicht sagen können, ist, ob hinter dem forcierten Meeresspiegelanstieg vor der US-Ostküste die globale Erwärmung steckt. Es könne sich auch um einen natürlichen Klimazyklus handeln, der den Golfstrom schwächeln lasse. Die Beobachtungsreihe sei noch zu kurz, um das auszuschließen.