Vor drei Jahren rügte der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte den irischen Staat, weil er es krampfhaft vermieden hatte, Ausführungsgesetze für den Schutz des mütterlichen Lebens in medizinischen Härtefällen zu erlassen. Dann, im letzten Oktober, starb eine junge Frau aus Indien, Savita Halapanavar, in einem irischen Krankenhaus an Sepsis. Die Ärzte hatten sich geweigert, ihre aussichtslose Schwangerschaft zu beenden, solange das Herz des Fötus noch schlug. Nun hat die Regierung Ausführungsgesetze in groben Umrissen vorgelegt. Diese werden als Nächstes im zuständigen Parlamentsausschuss debattiert. Der Abgeordnete Gerry Buttimer leitet den Ausschuss:
Das Komitee werde nun alle Paragrafen des Entwurfs kritisch durchleuchten und Experten befragen. Er denke dabei vor allem an Ärzte, Gynäkologen, Psychologen und Juristen.
Für einmal also keine Theologen. Die Regierung hat sich auf das absolute Minimum beschränkt. Trotzdem rumort es in der Fraktion der bürgerlichen Regierungspartei Fine Gael. Künftig soll ein einzelner Arzt bei einem Notfall über einen Schwangerschaftsabbruch entscheiden dürfen. Wenn es darum geht, eine drohende Gefahr für das Leben der Mutter abzuwägen, braucht es zwei Mediziner. Sollte die Schwangere suizidgefährdet sein, müssen drei Spezialisten einstimmig eine Abtreibung befürworten.
1992 hatte der irische Supreme Court nämlich in einem notorischen Einzelfall die Selbstmorddrohung als triftigen Grund für eine Abtreibung anerkannt.
Die parteilose Abgeordnete Catherine Murphy nennt die Regelung ausgesprochen restriktiv. Eine suizidgefährdete Frau, so vermutete sie im irischen Fernsehen, werde auch künftig nach England gehen, um ihre Schwangerschaft zu beenden.
Die spitzfindige, ja an scholastische Haarspaltereien erinnernde Unterscheidung zwischen dem Leben und der Gesundheit der Mutter sei unsinnig, meinte sie: Der Gesetzesentwurf gebe keine Hinweise, wo und wie diese heikle Linie gezogen werden solle.
Doch zahlreiche Abgeordnete haben nun schon wieder Zweifel. Die frühere Fernsehmoderatorin und heutige große alte Dame des irischen Journalismus, Olivia O'Leary, verglich die akrobatischen Verrenkungen mit den Taliban: Unter der Oberfläche schlummere in der irischen Gesellschaft eine Angst vor und ein Hass auf Frauen. Frauen dürften ihre Fruchtbarkeit um keinen Preis kontrollieren. Ohne das Risiko einer Schwangerschaft könne niemand ermessen, was Frauen im Schilde führten, bemerkte sie in einer Radiokolumne bitter.
Trotzdem: Die irische Gesellschaft hat sich bewegt seit 1983. Noch immer allerdings bleibt die Abtreibung selbst im Falle von Vergewaltigung und Inzest verboten – das heißt, sie muss in England stattfinden.
Es ist nicht mehr die schwer angeschlagene katholische Amtskirche, die den Takt vorgibt, sondern die panische Angst einiger Politiker vor ihren konservativeren Wählern. Es sind die letzten Reste eines heuchlerischen Denkens, das zumindest in der Verfassung und in den Gesetzen eine heile Welt im Einklang mit dem kanonischen Recht herbeisehnt. Simon Harris, ein junger Abgeordneter der konservativen Regierungspartei Fine Gael, unterstrich die Dringlichkeit, zu handeln: Schwangere Frauen, ungeborene Kinder und Ärzte könnten nicht mehr länger warten auf klare Richtlinien. Das beabsichtige das neue Gesetz.
Das Komitee werde nun alle Paragrafen des Entwurfs kritisch durchleuchten und Experten befragen. Er denke dabei vor allem an Ärzte, Gynäkologen, Psychologen und Juristen.
Für einmal also keine Theologen. Die Regierung hat sich auf das absolute Minimum beschränkt. Trotzdem rumort es in der Fraktion der bürgerlichen Regierungspartei Fine Gael. Künftig soll ein einzelner Arzt bei einem Notfall über einen Schwangerschaftsabbruch entscheiden dürfen. Wenn es darum geht, eine drohende Gefahr für das Leben der Mutter abzuwägen, braucht es zwei Mediziner. Sollte die Schwangere suizidgefährdet sein, müssen drei Spezialisten einstimmig eine Abtreibung befürworten.
1992 hatte der irische Supreme Court nämlich in einem notorischen Einzelfall die Selbstmorddrohung als triftigen Grund für eine Abtreibung anerkannt.
Die parteilose Abgeordnete Catherine Murphy nennt die Regelung ausgesprochen restriktiv. Eine suizidgefährdete Frau, so vermutete sie im irischen Fernsehen, werde auch künftig nach England gehen, um ihre Schwangerschaft zu beenden.
Die spitzfindige, ja an scholastische Haarspaltereien erinnernde Unterscheidung zwischen dem Leben und der Gesundheit der Mutter sei unsinnig, meinte sie: Der Gesetzesentwurf gebe keine Hinweise, wo und wie diese heikle Linie gezogen werden solle.
Doch zahlreiche Abgeordnete haben nun schon wieder Zweifel. Die frühere Fernsehmoderatorin und heutige große alte Dame des irischen Journalismus, Olivia O'Leary, verglich die akrobatischen Verrenkungen mit den Taliban: Unter der Oberfläche schlummere in der irischen Gesellschaft eine Angst vor und ein Hass auf Frauen. Frauen dürften ihre Fruchtbarkeit um keinen Preis kontrollieren. Ohne das Risiko einer Schwangerschaft könne niemand ermessen, was Frauen im Schilde führten, bemerkte sie in einer Radiokolumne bitter.
Trotzdem: Die irische Gesellschaft hat sich bewegt seit 1983. Noch immer allerdings bleibt die Abtreibung selbst im Falle von Vergewaltigung und Inzest verboten – das heißt, sie muss in England stattfinden.
Es ist nicht mehr die schwer angeschlagene katholische Amtskirche, die den Takt vorgibt, sondern die panische Angst einiger Politiker vor ihren konservativeren Wählern. Es sind die letzten Reste eines heuchlerischen Denkens, das zumindest in der Verfassung und in den Gesetzen eine heile Welt im Einklang mit dem kanonischen Recht herbeisehnt. Simon Harris, ein junger Abgeordneter der konservativen Regierungspartei Fine Gael, unterstrich die Dringlichkeit, zu handeln: Schwangere Frauen, ungeborene Kinder und Ärzte könnten nicht mehr länger warten auf klare Richtlinien. Das beabsichtige das neue Gesetz.