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Schwarz und weiß in der Musik von Memphis

Die "Memphis Exhibition Berlin" soll die Bedeutung der Stadt Memphis für die Popkultur der USA darstellen. Interessant ist Memphis tatsächlich nicht nur als Zentrum der afroamerikanischen Bürgerrechtsbewegung in den 60ern, sondern als heimliche Musikhauptstadt des Landes.

Von Knut Benzner |
    Die Erinnerungen werden auch wach gehalten durch das "Civil Rights Museum" in Memphis, Tennessee, neben dem Lorraine Motel – und die "Memphis Exhibition Berlin" läuft bis 28. Oktober.

    "Hallo, ich bin Elvis Presley."

    Der König war immer da und wird immer da sein – bis in alle Ewigkeit.
    Aber es gab andere Männer und Frauen vor dem König, Howlin´ Wolf zum Beispiel.

    Die Leute, sagte er, spielten den Blues auf den Plantagen, den Baumwoll-Plantagen, Samstagabend, Sonntagabend.
    Der Blues kam aus Mississippi, um die Ecke von Memphis, das Delta ist nicht weit – und von da kam er in die Stadt. Nach Memphis.

    Howlin´ Wolf nannte man so, weil er, Überraschung, wie ein Wolf heulen konnte. Er war bei Sun Records, wie später auch der erwähnte Elvis. Und Sam Philipps, gerade gehört, suchte einen Weißen, der singen konnte wie ein Schwarzer. Blues, Soul und Rock and Roll.

    Aber: Memphis war, wie ausnahmslos alles andere, geteilt nach Rassen. Hier die, dort jene. Die einen konnten in Restaurants, Clubs und Hotels durch die Vorder- die anderen mussten durch die Hintertür.

    Wenn überhaupt.

    Bis Stax kam, dieses bemerkenswert liberale Soullabel. Mit Künstlern wie Otis Redding und Aretha Franklin, Isaac Hayes und Sam & Dave, schwarz. Natürlich. Die Namensgeber von Stax, Jim Stewart und Estelle Axton, aber waren weiß. In der Hausband, Booker T. & The M.G.s, spielten schwarze und weiße zusammen, bei der Bläsergruppe Memphis Horns ebenso. Wayne Jackson, der Trompeter: Und wir haben, sagt er, Schallplatten wie schnipps gemacht – mit allen.

    Und so entstanden in den 60er-Jahren in Memphis Songs, die zum Soundtrack der Bürgerrechtsbewegung avancierten. Allen voran natürlich Aretha Franklins Hymne "Respect”- Außerdem: Mavis Staples, We Shall Not Be Moved; noch mal Aretha Franklin: Lift Every Voice & Sing, Ann Peeples, Al Green.

    Stax wurde 1975 von dem weißen Multi CBS in den Konkurs gezwungen und ist heute ein Museum, nicht das schlechteste, an alter Stelle, East McLemore Avenue. Gegenüber steht die baufällige Hütte von Memphis Slim und in einem weiteren Museum, dem Rock and Soul Museum am Rande der Beale Street, wird wie bei Stax Folgendes verfolgt: Schwarz und Weiß, deren Lebensbedingungen, mit Schwerpunkt derer, die schwarz waren. Und die Bürgerrechtsbewegung. Dann passierte das Unfassbare: Martin Luther King wurde auf dem Balkon des Lorraine Motels in Memphis, Tennessee, erschossen. Am späten Nachmittag des 04. April 1968. Danach war alles anders.

    Ausstellungsinfos:
    Die "Memphis Exhibition Berlin" läuft bis 28. Oktober: Zu sehen sind Fotografien, Filmausschnitte, Bühnenkostüme und Zeitdokumente sowie 40 Fotografien von Ernest Withers, der in den 1950er- und 1960er-Jahren die Musikszene und die Bürgerrechtsbewegung in Memphis dokumentiert hat.
    Ort: Showroom des Gitarrenherstellers Gibson, Wallstraße 16, Berlin; Eintritt: 7,50 Euro für Erwachsene; 5 Euro für Schüler und Studenten.