"Wir möchten den Sport als Vehikel nehmen um das Bild von Deutschland zu zeigen, weil es Spiele waren die sehr stark Deutschland zeigen sollten einige Jahrzehnte nach dem Krieg."
Es ist also eine ziemlich unsportliche Ausstellung im BayerForum am Münchner Hauptbahnhof: keine Ergebnis-Tabellen, keine Medaillen, keine Turnschuhe von damals. Kuratorin Schlie, die 1972 vier Jahre alt war, greift Bilder der Spiele auf und erzählt darüber politische Geschichten aus der jungen Bundesrepublik. Etwa, wie abgesehen von den Sportlerinnen fast nur Männer im Rampenlicht standen. So gehörten dem Organisationskomitee 64 Männer, aber nur eine einzige Frau an:
"Ich habe 64 Paar Herrensocken an die Wand gepinnt. Jedes dieser Paare steht für einen der ehrenvollen alten Herren: der Prinz von Hannover, Sportverbandsfunktionäre. Es ist ein bisschen lustig, aber auch erschreckend: weil man immer so ein Bild hat: 70er-Jahre, da war 68 schon - aber in Wirklichkeit war das noch eine ganz schön starre Zeit.""
Nebenan ist in Endlosschleife ein kurzer Film zu sehen: Junge Hostessen proben für ihren großen Auftritt bei der Siegerehrung:
"Das ist ein Super8-Film, zu sehen sind Hostessen, die mit leeren Händen schreiten üben, weil die Medaillenkissen für die Siegerehrung noch nicht geliefert sind. Die haben alle so weiß blaue Dirndl an, das hat was Choreografisches."
Das helle weiß und blau, grün und violett - dieses ausgeklügelte Farbkonzept des Gestaltungs-Beauftragten von 1972 Otl Aicher nimmt die Ausstellung auf. In einer gemalten Fackellauf-Collage verschwimmen die weichen Farben mit dem martialischen Rot und Gold der Olympischen Spiele von 1936 in Berlin - die Inszenierung der Nationalsozialisten und das bewusst geschaffene Gegenbild von 72. Der damalige Bürgermeister des Olympischen Dorfes, Walther Tröger:
"Der Sport wie wir ihn betreiben und Olympische Spiele vor allem sind Politik - keine Tages- und keine Parteipolitik, aber im Sinne des Wortes Politik. Und dass da nun aus politischen Gründen etwas hereinbrach, was wir nicht wollten, damit muss man eben leben."
Es war der Morgen des 5. September 1972, als die palästinensischen Attentäter auf die Bildfläche traten und die Bühne von Olympia für ihre politische Botschaft missbrauchten. Die Münchner Ausstellung greift die Geiselnahme nur indirekt auf, gewissermaßen mit einer Leerstelle: Ein silberner Vorhang, darauf in rosafarbener, verschnörkelter Leuchtschrift der Satz "The Games must go on" wie es an diesen beiden Tagen weiter gegangen wäre - hätten die Attentäter ihren Plan nicht in die Tat umgesetzt, zeigt eine Seite aus der Fernsehzeitschrift "Hörzu" mit dem eigentlich geplanten Programm der Spiele.
Was die Ausstellung vernachlässigt, ist die wirtschaftliche Dimension des Sports. Auch damals schon mussten die Athleten Werbe-Verpflichtungen eingehen, wenn auch unter anderen Vorzeichen als heute, sagt, Walther Tröger, lange Jahre Mitglied des Internationalen Olympischen Komitees:
"Das hat sich schon verändert. Wir haben damit begonnen, aber auf eine ganz andere Art und Weise: Wir haben die Regeln vorgegeben, uns hat man sicher nicht mit Drohungen, das Geld würde dann nicht fließen, in die Ecke treiben können."
Das Verhältnis des IOC zu Wirtschafts-Unternehmen, aber auch zur Politik ist durchaus umstritten, wie nicht zuletzt die Olympischen Spiele 2008 in Peking gezeigt haben. Und auch 1972 sollte das sportliche Großereignis den Menschen eine politische Botschaft vermitteln, ist Ausstellungs-Macherin Petra Schlie überzeugt:
"Wenn sie sagen die Spiele sollten unpolitisch sein, das ist ja totaler Quatsch. Wenn ich mich positiv als junge Demokratie im Ausland darstellen möchte, dann ist das sehr politisch."
Es ist also eine ziemlich unsportliche Ausstellung im BayerForum am Münchner Hauptbahnhof: keine Ergebnis-Tabellen, keine Medaillen, keine Turnschuhe von damals. Kuratorin Schlie, die 1972 vier Jahre alt war, greift Bilder der Spiele auf und erzählt darüber politische Geschichten aus der jungen Bundesrepublik. Etwa, wie abgesehen von den Sportlerinnen fast nur Männer im Rampenlicht standen. So gehörten dem Organisationskomitee 64 Männer, aber nur eine einzige Frau an:
"Ich habe 64 Paar Herrensocken an die Wand gepinnt. Jedes dieser Paare steht für einen der ehrenvollen alten Herren: der Prinz von Hannover, Sportverbandsfunktionäre. Es ist ein bisschen lustig, aber auch erschreckend: weil man immer so ein Bild hat: 70er-Jahre, da war 68 schon - aber in Wirklichkeit war das noch eine ganz schön starre Zeit.""
Nebenan ist in Endlosschleife ein kurzer Film zu sehen: Junge Hostessen proben für ihren großen Auftritt bei der Siegerehrung:
"Das ist ein Super8-Film, zu sehen sind Hostessen, die mit leeren Händen schreiten üben, weil die Medaillenkissen für die Siegerehrung noch nicht geliefert sind. Die haben alle so weiß blaue Dirndl an, das hat was Choreografisches."
Das helle weiß und blau, grün und violett - dieses ausgeklügelte Farbkonzept des Gestaltungs-Beauftragten von 1972 Otl Aicher nimmt die Ausstellung auf. In einer gemalten Fackellauf-Collage verschwimmen die weichen Farben mit dem martialischen Rot und Gold der Olympischen Spiele von 1936 in Berlin - die Inszenierung der Nationalsozialisten und das bewusst geschaffene Gegenbild von 72. Der damalige Bürgermeister des Olympischen Dorfes, Walther Tröger:
"Der Sport wie wir ihn betreiben und Olympische Spiele vor allem sind Politik - keine Tages- und keine Parteipolitik, aber im Sinne des Wortes Politik. Und dass da nun aus politischen Gründen etwas hereinbrach, was wir nicht wollten, damit muss man eben leben."
Es war der Morgen des 5. September 1972, als die palästinensischen Attentäter auf die Bildfläche traten und die Bühne von Olympia für ihre politische Botschaft missbrauchten. Die Münchner Ausstellung greift die Geiselnahme nur indirekt auf, gewissermaßen mit einer Leerstelle: Ein silberner Vorhang, darauf in rosafarbener, verschnörkelter Leuchtschrift der Satz "The Games must go on" wie es an diesen beiden Tagen weiter gegangen wäre - hätten die Attentäter ihren Plan nicht in die Tat umgesetzt, zeigt eine Seite aus der Fernsehzeitschrift "Hörzu" mit dem eigentlich geplanten Programm der Spiele.
Was die Ausstellung vernachlässigt, ist die wirtschaftliche Dimension des Sports. Auch damals schon mussten die Athleten Werbe-Verpflichtungen eingehen, wenn auch unter anderen Vorzeichen als heute, sagt, Walther Tröger, lange Jahre Mitglied des Internationalen Olympischen Komitees:
"Das hat sich schon verändert. Wir haben damit begonnen, aber auf eine ganz andere Art und Weise: Wir haben die Regeln vorgegeben, uns hat man sicher nicht mit Drohungen, das Geld würde dann nicht fließen, in die Ecke treiben können."
Das Verhältnis des IOC zu Wirtschafts-Unternehmen, aber auch zur Politik ist durchaus umstritten, wie nicht zuletzt die Olympischen Spiele 2008 in Peking gezeigt haben. Und auch 1972 sollte das sportliche Großereignis den Menschen eine politische Botschaft vermitteln, ist Ausstellungs-Macherin Petra Schlie überzeugt:
"Wenn sie sagen die Spiele sollten unpolitisch sein, das ist ja totaler Quatsch. Wenn ich mich positiv als junge Demokratie im Ausland darstellen möchte, dann ist das sehr politisch."